In Das Standgericht soll ein Schuldiger gefunden werden – um jeden Preis.
Das Standgericht – The Drumhead
Staffel 4 – Episode 21
Inhalt
Nachdem es im Maschinenraum der Enterprise eine Explosion gegeben hat, kommt die hochangesehene Sternenflotten Admiralin Nora Saite an Bord, um Nachforschungen anzustellen. Sie findet heraus, dass ein sich im Rahmen eines Austauschprogramms auf dem Schiff aufhaltender Klingone in Wahrheit ein Spion der Romulaner ist. Saite vermutet daraufhin, er habe eine Bombe im Maschinenraum gelegt und dass eine großangelegte Verschwörung im Gange sei, bei der die Existenz der gesamten Föderation auf dem Spiel steht. Es entwickelt sich nach und nach eine Hexenjagd, in deren Verlauf Saite sogar Captain Picard verdächtigt, ein Kollaborateur der Romulaner zu sein.
Rezension von Das Standgericht
Zu der Zeit, in der Das Standgericht geschrieben wurde, waren die Produzenten von The Next Generation gezwungen, Geld zu sparen, weswegen diese Episode ausschließlich auf der Enterprise spielt und keinerlei Spezial-Effekte enthält. Infolgedessen handelt es sich hierbei in erster Linie um eine sehr dialoglastige und ruhige Folge, die jedoch eines zu keiner Sekunde ist: Langweilig.
Im Gegenteil: Das Standgericht gehört zu den spannendsten und anspruchsvollsten Episoden der vierten Staffel, da sie sich auf beeindruckende Weise mit einem ewig aktuellen Thema beschäftigt, nämlich wie leicht ein Unschuldiger in die Mühlen der Justiz geraten kann, wenn deren Vertreter ihrer Arbeit nicht objektiv nachgehen, sondern sich fast schon fanatisch von ihren Vorurteilen blenden lassen und versuchen, ein Verbrechen aufzudecken, das gar nicht wirklich stattgefunden hat. So stellt sich nämlich recht schnell heraus, dass die vermeintliche Bombenexplosion in Wirklichkeit nur die Folge einer technischen Fehlfunktion, also ein Unfall war. Doch zu diesem Zeitpunkt hat sich Admiral Saite schon so sehr in ihre Verschwörungstheorie verrannt, dass sie auch weiterhin stur an ihr festhält und einen jungen Fähnrich verdächtigt, etwas damit zu tun zu haben.
Diese Besessenheit wird von Gaststar Jean Simmons brillant dargestellt. Die aus Stanley Kubricks Klassiker Spartacus bekannte Schauspielerin war ein großer Star Trek-Fan, weswegen sie auch zu dieser Rolle kam. Sie lieferte sich großartige Wortgefechte mit Patrick Stewart, in denen die beiden Figuren ihre höchst unterschiedlichen Auffassungen von Recht und Gerechtigkeit diskutieren.
Interessant ist in diesen Zusammenhang, dass das Drehbuch von Spartacus einst von Dalton Trumbo verfasst wurde, der damals auf der Schwarzen Liste des berüchtigten Kommunistenjägers Joseph McCarthy stand. Man kann Das Standgericht nämlich durchaus auch als einen nachträglichen Kommentar auf die historischen Ereignisse jener Zeit lesen. Auch hier missbraucht eine in ihrer Selbstwahrnehmung nur der Suche nach der Wahrheit verpflichtete staatliche Autoritätsperson ihre Macht, um Jagd auf Feinde zu machen, die es in der Realität gar nicht gibt.
Natürlich ist das alles kein typisches Science-Fiction-Thema. Aber das muss es ja auch gar nicht sein, denn die Folge demonstriert eindrucksvoll, dass Star Trek immer dann am besten ist, wenn es Ereignisse aus der realen Welt in Form einer Analogie widerspiegelt. Genau das war es ja auch, was Gene Roddenberry von Anfang an bezweckt hatte, weswegen er mit dieser Folge bestimmt sehr zufrieden gewesen wäre. Sie gibt dem Zuschauer eine wichtige Botschaft mit auf den Weg, als Picard am Ende Worf, der Anfangs Saite unterstützt hat, sagt, wie wichtig Wachsamkeit ist, damit Menschen wie Nora Saite nicht die Gelegenheit bekommen, mit ihren Fanatismus Schaden anzurichten und Unschuldige zu verfolgen. Diese Schlussworte unterstreichen, warum Das Standgericht einen besonderen Stellenwert hat.
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