Verliert Dr. Crusher den Verstand?

Das Experiment – Remember Me
Staffel 4

Buch: Lee Sheldon
Regie: Cliff Bole

Inhalt:

Auf der Sternenbasis 133 nimmt die Enterprise Dr. Dalen Quaice an Bord, Dr. Crushers Mentor an der Sternenflottenakademie. Kurz nachdem man die Basis verlassen hat, ist Dr. Quaice plötzlich spurlos verschwunden. Mehr noch: Es mehren sich die Hinweise darauf, dass es diesen Mann niemals gegeben hat. Nur Dr. Crusher kann sich noch daran erinnern, dass er überhaupt auf der Enterprise war. Doch dies ist nur der Anfang einer Kette von Ereignissen, die Dr. Crusher zunehmend an ihren Verstand zweifeln lassen …

Rezension:

Hier haben wir es mit einer jener eher seltenen Folgen zu tun, in der Dr. Crusher im Mittelpunkt steht. Nach und nach verschwinden alle Menschen, die sie je kannte und mit denen sie zusammenarbeitete, und niemand, außer ihr, vermag sich danach überhaupt noch an ihre Existenz zu erinnern. Erst spät klärt die Episode dieses Rätsel auf, wobei auch der Reisende, jenes geheimnisvolle Alien, welchem wir zuerst in der ersten Staffel begegneten, wieder seine Hände im Spiel hat.

Einmal mehr zelebriert Star Trek ein Gedankenspiel, welches unser Verständnis von Raum und Zeit auf die Probe stellt. Es setzt sich mit der esoterisch anmutende Vorstellung auseinander, dass unsere Realität erst durch unsere Gedanken erzeugt wird. Es ist für den Zuschauer nicht ganz leicht, die Auflösung nachvollziehen zu können, viel interessanter sind die ersten beiden Drittel der Folge, wo niemand, inklusive Dr. Crusher, weiß, was eigentlich vor sich geht. Aus der ebenso bizarren wie latent unheimlichen Ausgangslage entsteht die Spannung der Folge, die von Gates McFaddens großartigen Spiel nur noch verstärkt wird.

Raffiniert zeigt uns die Episode, wie eng das Band zwischen Beverly und ihrem Sohn Wesley ist. In dem Moment, in dem sie in die von ihm erschaffene Warp-Blase eingeschlossen wird, dachte sie daran, wie schlimm es wäre, wenn sie ihn ebenso verlieren würde wie einst ihren Mann Jack. Dieser Gedanke erschuf ihre eigene Realität im Inneren der Blase. Ohne sich dessen bewusst zu sein, ließ sie selbst alle Menschen, die sich auf dieser imaginären Enterprise aufhielten Kraft ihrer Gedanken verschwinden.

In der ursprünglichen Fassung des Drehbuches sollte sich alles als simpler Traum herausstellen, durch die Einbindung des bei den Fans beliebten Reisenden nahm man von dieser nicht sehr originellen Auflösung zum Glück Abstand. Mit seiner Hilfe gelingt es Wesley, mentalen Kontakt mit seiner Mutter aufzunehmen und ihr so den Weg zu zeigen, durch den sie sich selbst aus ihrer misslichen Lage befreien kann. Dabei kommen wieder Wesleys ungewöhnliche Fähigkeiten zum Tragen, die von dem Reisenden ja schon bei seiner ersten Begegnung mit ihm entdeckt wurden.

In diesem Zusammenhang ist positiv zu bemerken, dass Wesley die Situation nicht komplett im Alleingang löst, sondern eben erst mit aktiver Unterstützung des Reisenden. Es wäre fürchterlich kitschig und auch unglaubwürdig gewesen, wäre Wesley ganz allein auf die Lösung gekommen und hätte seine Mutter selbst befreit. Für die nicht wenigen Fans, die Wesley nicht besonders mögen ist es auch wohltuend zu sehen, dass er nicht allzu viele Szenen hat.

Wir verfolgen die Ereignisse fast ausschließlich aus Beverlys Perspektive und sind daher zunächst ebenso verwirrt und ratlos wie sie. Von dem Zeitpunkt an, an dem der Reisende auftaucht, verliert die Episode leider etwas an Spannung, da die technische Erklärung für die Geschehnisse, wie schon erwähnt, nicht ganz leicht zu verstehen ist.

Aber davon abgesehen ist Das Experiment eine aufregende und erfrischend andere Folge geworden. Obwohl es eine reine Unterhaltungsfolge, ohne tieferen Anspruch ist, verdeutlicht sie, was für ein außergewöhnliches Potential in den Charakteren von TNG steckt. In der Originalserie wäre eine Folge wie diese undenkbar gewesen.

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Sven Wedekin

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