Picard begegnet einer alten, verflossenen Liebe wieder.
Begegnung mit der Vergangenheit – We’ll always have Paris
Staffel 1 – Folge 24
Buch: Deborah Dean Davis & Hannah Louise Shearer
Regie: Robert Becker
Inhalt
Die Enterprise folgt einem Notruf vom Planeten Vandor IV, auf welchem der berühmte Wissenschaftler Dr. Paul Menheim (Rod Loomis) potentiell riskante Experimente mit der Raumzeit durchführt. Die Mission konfrontiert Captain Picard (Patrick Stewart) auch mit seiner eigenen Vergangenheit, denn Dr. Menheims Ehefrau Janice (Michelle Phillips) ist eine alte Liebe von ihm.
Rezension
Begegnung mit der Vergangenheit ist eine Episode mit einem interessanten und originellen Einstieg: Gleich zu Beginn wird das Interesse des Zuschauers geweckt, als es Picard beim Fechttraining mit einem unerklärlichen Phänomen zu tun bekommt und er zusammen mit seinem Partner denselben Moment zweimal erlebt. Später erfahren wir, dass dies die Auswirkungen von Dr. Menheims Versuche, Verzerrungen der Zeit auslösen, sind. Es ist das erste, aber beileibe nicht das letzte Mal, dass die Zeit bei TNG verrückt spielt, ähnliches erleben wir später in Folgen wie Deja Vu oder Gefangen in einem temporären Fragment.
Am Ende der Episode erläutert Dr. Menheim, dass er Zugang zu einem Teil des Universums erhalten hat, in welchem eine gänzlich andere Art von Leben existiert. Anhand seiner Beschreibung dieser exotischen Lebensformen muss man als Zuschauer spontan an die Propheten (bzw. den Wurmlochwesen) aus Deep Space Nine denken, die ja auch außerhalb der uns Menschen zugänglichen Raumzeit existieren. Man fragt sich also, ob Dr. Menheim hier also tatsächlich als erster Mensch in Kontakt mit den Propheten getreten ist, freilich ohne sich dessen bewusst zu sein.
Wie dem auch sei, diese B-Story bietet einige surreale visuelle Gags, man denke nur daran, wie sich Picard, Data und Riker an der Turbolifttür plötzlich selbst gegenüberstehen, oder an das Finale, in dem Data sich buchstäblich verdreifacht. Tricktechnisch sind diese Szenen gut gelöst worden.
Der zentrale Handlungsstrang der Folge verleiht der Figur Picard endlich etwas mehr Tiefe, da er bis zu diesem Zeitpunkt ja im Grunde eine noch recht eindimensionale Figur war, über deren persönlichen Hintergründe man kaum etwas wusste. Nun erfahren wir, dass er in jungen Jahren doch tatsächlich ein richtiger Frauenheld war, der sich vor festen Beziehungen mit dem anderen Geschlecht fürchtete und deshalb eine Verehrerin sitzen ließ. Jetzt bietet sich ihm die Gelegenheit, sich für sein damaliges Fehlverhalten zu entschuldigen. Man sieht es Picard an, wie leid es ihm tut, dass Janice jetzt mit einem anderen Mann zusammen ist. Sicherlich fragt er sich, wie sein Leben verlaufen wäre, hätte er sich seinerzeit getraut, eine echte Beziehung mit Janice zu beginnen.
Zwar war es zu diesem Zeitpunkt noch recht ungewöhnlich, eine reine Liebesgeschichte in einer Star Trek-Serie zu erleben, aber man kann nicht bestreiten, dass sie gut funktioniert und es vermeidet, in die Kitschfalle zu tappen. Sehr loben muss man in diesem Zusammenhang die Gestaltung der Cafés in Paris, in welchem Picard Janice einst versetzte, und welches er nun auf dem Holodeck rekreiert. Hier haben sich die Requisiteure sichtlich Mühe gegeben, eine schöne Szenerie zu erschaffen. Die Stadtansicht von Paris, inklusive Eiffelturm, wurde übrigens dem Film Star Trek VI – Das unentdeckte Land entnommen, wo man sie durch das Fenster des Büros des Föderationspräsidenten sehen kann.
Und noch eine Bemerkung zur Besetzung: Janice-Darstellerin Michelle Phillips war in den sechziger Jahren als Sängerin der Band The Mamas and the Papas bekannt, von welcher unter anderem der Hit California Dreaming stammt.
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