Im Bann der Schatten ist der erste Roman seiner Art nach langer Zeit.
Done in One
Die Enterprise-D befindet sich im Orbit um Betazed. Captain Picard wurde eingeladen, Teil einer wichtigen Zeremonie zu werden. Bis dann ausgerechnet die Gegenstände, die im Zentrum dieses Rituals stehen, entwendet werden. Der Captain schickt daraufhin seine Leute los, um herauszufinden, wer hinter dem Diebstahl steckt, und die gestohlenen Objekte wieder zurückzuholen.
Derweil begibt sich Doctor Beverly Crusher mit William Riker und Data auf eine Wissenschaftsstation, von der ein Notruf ausgegangen ist. Als sie vor Ort ankommen, stoßen sie auf lauter merkwürdige Ereignisse. Sie haben fremdartige Träume und als dann auch noch die Technik anfängt zu versagen, ist klar, dass ihnen die Zeit davonläuft.
Im Bann der Schatten erschien in den USA, als bekannt war, dass das Litverse, welches die Fans über Jahre hinweg unterhalten hatte, zu Ende gehen würde. Hierzulande kam die Story noch vor der Star Trek – Coda-Trilogie heraus, die eben die zusammenhängenden literarischen Abenteuer beendete. Dementsprechend ist es ein The Next Generation-Roman, wie man ihn lange Zeit nicht mehr hatte: Eine Done-in-One-Geschichte, in der ein Abenteuer erzählt wird, das keinerlei Auswirkungen auf die Serie oder etwaige nachfolgende Bände hat.
Klassisch Star Trek
Geschrieben wurde die Erzählung von einem Trek-Neuling. Cassandra Rose Clarke wurde 1983 geboren und schreibt hauptsächlich Romane im Speculative-Fiction-Genre. Sie hat bereits Geschichten im Halo-Universum verfasst, wobei dieses Buch ihre erste Star Trek-Story ist.
Die Autorin erfindet dabei das Rad nicht neu. Ihr Aufbau von Im Bann der Schatten erinnert an den von vielen klassischen Star Trek-Episoden. Es gibt einen A-Plot, das sind die Ereignisse auf Betazed, und einen B-Plot, die Abenteuer von Beverly Crusher auf der Wissenschaftsstation. Wobei von der A-Handlung dann im späteren Verlauf des Romans noch eine weitere abzweigt, die sich auf die Verfolgung der Diebe der Artefakte fokussiert und bei dem die eigentliche A-Handlung entsprechend etwas zurücksteckt.
Dabei ist der Roman ein Wiedersehen mit Lxwana Troi, Deanna Trois Mutter. Und Cassandra Rose Clarke schafft es perfekt, die Energie, die Wildheit der Figur genauso wiederzugeben, wie man es aus den Fernsehserien her kennt. Auch hier flirtet sie hemmungslos mit Jean-Luc Picard, dem das Ganze unangenehm ist. Und sie schafft es erneut, mit Seiten zu überraschen, die man bei ihr noch nie gesehen hat. In diesem Fall ist es ihre Arbeit als Bindeglied zwischen den Betazoiden und Nicht-Betazoiden.
Es fehlt die Luft
Überhaupt wird die betazoidische Kultur in Im Bann der Schatten hochinteressant dargestellt. Sie wurde, abgesehen von ein paar kleinen Anspielungen, im Fernsehen auch nie thematisiert, derweil sie in den Romanen ebenfalls nur selten Gegenstand von Handlungen war. Dementsprechend ist es interessant, was sich die Autorin hier einfallen lässt, und wie sie eine Gesellschaft charakterisiert, die einerseits telepathisch ist, aber andererseits auch sehr traditionsbewusst.
Wobei der B-Plot im Vergleich sogar der abwechslungsreichere ist. Wo die A-Handlung etwas komischer daherkommt, ist von Humor hier nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Ereignisse werden ernst dargestellt. Es wird klar gemacht, dass es hier um Leben und Tod geht, derweil die Crew es gleichzeitig auch anscheinend mit absolut fremdartigen Intelligenzen zu tun hat.
Und das ist auch das Manko von Im Bann der Schatten. Die Autorin bemüht sich, beiden Handlungen gerecht zu werden. Doch wie es schon so oft im Fernsehen der Fall ist, scheitert es letzten Endes daran, dass sich die Plots gegenseitig die Luft zum Atmen wegnehmen. Was deutlicher wird, als dann auch noch die Verfolgungsjagd der Enterprise unter dem Kommando von Worf geschildert wird, demgegenüber die Erlebnisse von Picard eine Reihe zurücktreten müssen.
Was man sich wirklich gewünscht hätte, wäre ein ganzer Roman, der sich nur mit den Ereignissen auf Betazed beschäftigt hätte, von mir aus auch gerne mit der Verfolgungsjagd. So lange dafür ein anderes Buch ausschließlich die Geschehnisse auf der Wissenschaftsstation behandelt hätte. Es steckt viel Potential in beiden Plots. Doch sie bleiben deutlich dahinter zurück, bzw. ist der tonale Kontrast zwischen ihnen zu enorm.
Autor: Cassandra Rose Clarke
Titel: Star Trek – The Next Generation: Im Bann der Schatten
Originaltitel: Star Trek – The Next Generation: Shadows have offended
Übersetzer: Bernd Perplies
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 03/2022
Einband: Taschenbuch
Seiten: 359
ISBN: 978-3-96658-672-6
Sonstige Informationen:
Produktseite
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Eine klassische "Star Trek"-Geschichte
- Der B-Plot
Negativ
- Beide Plots nehmen sich die Luft zum Atmen weg
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