Als Der Schlächter von J’Gal die Enterprise besucht, wird für Doktor M’Benga die Vergangenheit wieder lebendig.
Alte Wunden werden wieder aufgerissen
Die Enterprise soll einen Botschafter nach dessen erfolgreicher Mission transportieren. Hierbei stellt sich heraus, dass es sich dabei um den Klingonen Dak’Rah (Robert Wisdom) handelt, der einst im Krieg zwischen Klingonen und Föderation gegen Letztere kämpfte, dann aber zu dieser übergelaufen ist. Am bekanntesten ist er unter dem Namen „Der Schlächter von J’Gal“.
Für Doktor M’Benga (Babs Olusanmokun), Schwester Chapel (Jess Bush) und Lieutenant Ortegas (Melissa Navia) ist die Begegnung mit dem Klingonen vor allem eine Wiederbegegnung mit der Vergangenheit. Alle drei haben schlimme Erinnerungen an J’Gal. Und vor allem der Chefarzt der Enterprise hat schwer zu kämpfen.
Die zweite Staffel von Strange New Worlds fing nicht sonderlich beeindruckend an. Episoden wie Unter den Lotusessern oder Scharaden waren zwar gut. Aber nicht so gut, wie man es von dieser Serie eigentlich hätte erwarten können. Doch es scheint, als ob sie endlich wieder Boden unter den Füßen gefunden hat. Tierisch olle Sternreisende war ein Kracher. Und Der Schlächter von J’Gel ist ebenfalls unglaublich.
Narben der Vergangenheit
Es ist eine Folge, die an die DS9-Klassiker wie Der undurchschaubare Marritza, Die Schlacht um Ajilon Prime und Die Belagerung von AR-558 erinnert. Daran, wie Krieg sich auswirkt, was ihn ausmacht. Und was er bei einzelnen Personen anrichtet.
Dass Doktor M’Benga und Christine Chapel kriegstraumatisiert sind, hat man bereits im Staffelauftakt Der durchbrochene Kreis erfahren. Doch was genau ihnen widerfahren ist, das kriegt man jetzt in Der Schlächter von J’Gal mit. Dabei werden einem die Auswirkungen des Kriegs jetzt auch aus der Perspektive von Nicht-Kombattanten, von Ärzten gezeigt.
Man erlebt anhand von Rückblenden, dass sie damals auf dem von Klingonen angegriffenen Planeten J’Gal schreckliche Entscheidungen treffen mussten. Dass sie unter widrigen Umständen über Leben und Tod entschieden haben und dabei auf die unmöglichsten Mittel zurückgriffen, um einem schwerverletzten Offizier das Leben zu retten. Man spürt förmlich, wie die Traumata der Entscheidungen, die beide getroffen haben, sich in sie eingruben und sie prägten.
Wunderbar komplex
Vor allem bei Doktor M’Benga macht sich das in Der Schlächter von J’Gal bemerkbar. Er erleidet bei den Erinnerungen an jene Zeit wiederholt einen Kollaps, einen Anfall. Es wird klar, wie sehr er darunter leidet, auch wenn er versucht, dies in der Jetztzeit der Episode zu unterdrücken.
Doch der Klingone Dark’Rah, der titelgebende Schlächter, macht ihm diese Arbeit nicht eben einfach. Und man muss sagen, dass diese Figur Klasse charakterisiert wird. Zunächst einmal muss man anmerken, dass der von Robert Wisdom dargestellte Klingone eine großartig ambivalente Figur ist. Hier ist jemand, der um seine Taten von früher weiß und versucht, Gutes daraus zu machen. Der sich ihner aber nicht schämt, sondern sogar irgendwie stolz darauf ist. Ein wunderbar komplexer Charakter, dessen Motivation sich gut nachvollziehen lässt.
Der Schlächter von J’Gal stellt dabei, wie es bei Star Trek üblich ist, schwierige Fragen und liefert keine einfachen Antworten. Ist das, was Dark’Rah gemacht hat, in Ordnung? Ist seine Vergangenheit Grund genug, in der Gegenwart Buße zu tun? Er selbst scheint keine Probleme damit zu haben, da er sich freundlich und jovial gibt, ganz anders, als die meisten anderen Klingonen, denen man zuvor begegnet ist.
Wieder ganz oben dabei
Und gleichzeitig wird auch klar, wieso Doktor M’Benga und Schwester Chapel so gut kämpfen konnten, was mich ja in Der durchbrochene Kreis gestört hat. Beide mussten dies lernen, um auf der gnadenlosen Welt J’Gal überleben zu können. Womit sie viel charakterliche Tiefe erhalten. Doch auch Ortegas kriegt ein wenig Persönlichkeit, da sie ebenfalls von den Ereignissen um J’Gal betroffen ist, wobei man dies nur erfährt, aber nicht sieht.
Nicht unerwähnt muss auch das Ende bleiben. Ohne zu viel zu verraten, ist es ein endgültiges, bei dem unterm Strich jedoch noch vieles unklar bleibt. So zum Beispiel, was wirklich passiert ist. Was ebenfalls zum positiven Gesamteindruck führt.
Keine Zweifel, mit Der Schlächter von J’Gal ist Star Trek – Strange New Worlds wieder da angekommen, wo sie hingehört: In Sachen Star Trek ganz oben mit dabei! Übrigens hat mit Clint Howard ein Schauspieler einen Gastauftritt, der bereits als Kind in Pokerspiele auftrat.
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