Spock muss einige Scharaden aufrecht erhalten, damit die Eltern von T’Pring nicht hinter die Wahrheit kommen.

Es fehlt das gewisse Etwas

Spock (Ethan Peck) und Schwester Christine Chapel (Jess Bush) reden nicht miteinander. Der Wissenschaftsoffizier der Enterprise meidet sie, nachdem er, als sie als Teil einer Außenmission von Gorn angegriffen worden ist, seinen Emotionen freien Lauf gelassen hat. Doch dann müssen beide auf eine Außenmission zu einem vulkanischen Mond, auf dem eine Anomalie entdeckt wurde. Und als sie diesen anfliegen, geschieht ein Unglück. Zwar kommen das Shuttle und Chapel heil und gesund zurück. Doch Spock hat sich verändert. Er ist jetzt ein vollständiger Mensch.

Das Timing könnte nicht schlechter sein. Denn auch, wenn er die Emotionen seines Menschseins genießt, kündigen sich T’Pring (Gia Sandhu) und deren Eltern an, um ein vulkanisches Ritual mit ihm durchzuführen. Weshalb Christine Chapel versucht, eine Heilung zu finden. Und um Spock für das Ritual vorzubereiten, kommt seine Mutter Amanda Grayson (Mia Kirshner) an Bord der Enterprise – womit die Scharaden anfangen können.

Scharaden ist eine Episode, die zwar im Gesamteindruck gut ausfällt, die aber deutlich macht, dass momentan Strange New World nicht gerade rund läuft. Denn während in der ersten Season viele absolute Highlights vorhanden waren, fehlt den Folgen in der aktuellen zweiten Staffel immer das nötige Etwas, um sie auf dasselbe Niveau zu heben, wie die ersten zehn.

Ein großartiges Schauspiel

Diese Folge lebt vor allem vom unglaublich gelungenen Schauspiel Ethan Pecks. Er wird in dieser Episode richtig herausgefordert, denn er muss einen Spock darstellen, der viele verschiedene Phasen durchmacht. Zunächst ist er der Spock, wie man ihn von früheren Auftritten her kennt: noch nicht ganz der Logiker, wie ihn Leonard Nimoy dargestellt hat, aber schon auf dem Weg dahin. Dann der komplett menschliche Spock, der es genießt, mit den anderen zusammenzusitzen und die ganzen neuen Eindrücke in sich aufzunehmen. Und schließlich der menschliche Spock, der versucht, einen logischen Spock darzustellen, und wo nur Nuancen verraten, dass dies nur eine Täuschung ist.

Es ist vor allem wirklich Ethan Peck zu verdanken, dass Scharaden funktioniert. Dass man sich über die Szenen amüsiert, in denen er zum Beispiel einen kochendheißen Topf ohne mit der Wimper zu zucken zu seinen künftigen Schwiegereltern bringt. Nur um sich dann kurz vorher zu sammeln, weil er weiß, dass es weh tun wird. Oder wenn er sich entschuldigt, um anschließend in einem abseits gelegenen Raum seine ganze Frustration und Wut rauszulassen.

Hätte die Episode es bei diesem Täuschungsspiel belassen, dann wäre sie großartig geworden. Doch die Macher dieser Folge wollten mehr, weshalb sie weitere Elemente eingebaut haben, die nur bedingt funktioniert haben.

Es bleibt nicht dabei

Sehr schön ist, dass Christine Chapel ebenfalls im Mittelpunkt von Scharaden steht. Denn ohne sie und ihre Bemühungen würde sie nicht funktionieren. Man erlebt eine Krankenschwester, die versucht, Karriere zu machen und hierbei gleichzeitig auch gut in die Crew der Enterprise integriert ist. Ebenso wird ihre nicht ganz so heimliche Liebe zu Spock thematisiert, ohne dass es klischeehaft oder übertrieben wirkt.

Ein Highlight sind auch die Verursacher von Spocks Verwandlung. Es handelt sich um nicht näher genannte interdimensionale Wesen, deren wahre Gestalt man nicht sieht – sie werden als Lichter dargestellt – und die sich freundlich und hilfsbereit geben, allerdings aber manche Sachen nicht verstehen. Es ist eine herrliche Umkehrung der Norm, der Umstände, die einfach nur göttlich ist.

Es wäre schön, wenn Scharaden es dabei belassen hätte. Wenn es eine wunderbar leichtfüßige Screwball-Comedy gewesen wäre, die vor allem von dem Schauspiel Ethan Pecks gelebt hätte, sowie den Einwürfen Anson Mounts, der als Christopher Pike dem Ritual beiwohnt und seinen Wissenschaftsoffizier zu retten versucht. Aber die Macher haben leider versucht, noch einen oben drauf zu setzen und ein moralisches Element einzubauen.

Der Versuch, noch einen draufzusetzen

Gemeint sind die Eltern von T’Pring, die sich beide als arrogante und überhebliche Vertreter ihrer Spezies präsentieren, die auf Nicht-Vulkanier herabblicken. Es ist einerseits schön, dass T’Pril als eine alles bestimmende Ehefrau charakterisiert wird, die sogar ihrem Ehemann Sevet vorschreibt, was er gut zu finden hat und was nicht. Aber die schon fast rassistische Überheblichkeit, die man auch gegenüber Spocks Mutter Amanda Grayson merkt, wirkt in dieser Folge wie ein Fremdkörper. Wann immer er dominant in den Vordergrund gestellt wird, wird man aus dem Geschehen rausgeworfen, weil es wie aufgepfropft wirkt.

Wir wissen aus Star Trek – Enterprise, dass die Vulkanier unter einer Art Überheblickeitssyndrom litten, was dann im Laufe der Serie und vor allem der vierten Staffel abgemildert wurde. Aber schon damals hat es einen gestört, weil es ein Plot war, der sich größtenteils nicht weiterentwickelte bzw. erst in der vierten Season nennenswerte Fortschritte machte. Dass dieses Element hier jetzt erneut aufgegriffen wird, nervt.

Vor allem, weil klar ist, dass diese Darstellung nach Scharaden kaum eine Rolle spielen wird. Sie wurde eingeführt, aber mit dem Ende der Folge ist sie erstmal egal. Hier zeigt sich der Nachteil der Done-in-One-Episoden.

Doch ist dies Meckern auf hohem Niveau. Es sind Aspekte, die stören einen zwar, aber man wird wenigstens gut unterhalten.

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Warpskala

Warpskala
7 10 0 1
7/10
Total Score

Positiv

  • Ethan Pecks Schauspiel
  • Christine Chapel

Negativ

  • Überhebliche Vulkanier
  • Darstellung der Vulkanier nervt
Götz Piesbergen

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