Alle, die da wandern, mögen aufpassen.

Narben bleiben zurück

Die Enterprise ist unterwegs, um wichtige Energiezellen zu einer Raumstation zu liefern, als sie einen neuen Auftrag vom Sternenflottenkommando kriegen. Gemäß diesem wurde eine Notrufbarke aktiviert und das Raumschiff soll nachgucken, was da los ist. Nach einer kurzen Beratung mit seinen Senioroffizieren beschließt Captain Christopher Pike (Anson Mount), eine kleine Gruppe zum Notfall zu senden, derweil die Enterprise selbst den ursprünglichen Auftrag verfolgen soll.

Doch als sie zur Stelle kommen, von wo aus das Notsignal gesendet wurde, finden sie ein havariertes Schiff sowie jede Menge menschliche Überbleibsel vor. Zunächst ist unklar, was geschehen ist. Bis sie dann auf Überlebende stoßen, was schon bald zu der Enthüllung führt, wer hinter der Aktion steckt: Es sind die Gorn und die Offiziere der Enterprise sind ihr nächstes Opfer.

Alle, die da wandern ist wieder eine solche Folge, in der der alte abgenutzte Spruch, dass sich hier alles verändern wird, bewahrheitet. Denn am Ende dieser Episode ist die Enterprise zwei Offiziere los, den einen dauerhaft, derweil beim anderen eine gewisse Chance auf Rückkehr besteht. Und die Ereignisse, die hier dargestellt werden, hinterlassen ihre sichtbaren Narben auf der Seele der Mannschaft.

Von fröhlich zu todernst

Dabei beginnt die Episode noch sehr locker und fröhlich. Die Kadetten, darunter auch Uhura, stehen kurz vor der Vollendung ihrer ersten Tour und ein Fähnrich wird zum Offizier befördert. Das alles wird mit einem gewissen Humor präsentiert, derweil man gleichzeitig sieht, wie gut die Senioroffiziere des Raumschiffes miteinander harmonisieren und sich ergänzen.

Doch sobald die Handlung auf die Eiswelt umschwenkt, von der der Notruf kommt, wird Alle, die da wandern schon ernst. Jeglicher Humor, jegliche Lockerheit verschwindet im Nu. Und ab jetzt herrscht ein anderer Tonfall in dieser Folge.

Dementsprechend gibt es schon bald die ersten Todesfälle. Und so langsam merkt man, dass die Folge sich stark am allerersten Alien-Film orientiert. Die Atmosphäre ist klaustrophobisch, bedrückend, eng, düster. Und an jeder Ecke könnte ein Feind lauern. Gruselgefühle machen sich breit und sorgen dafür, dass man den Blick vom Geschehen nicht mehr abwenden kann.

Zuerst Fallobst, dann tut es richtig weh

Natürlich stirbt hier überwiegend nur Fallobst. Also Offiziere, die nur in dieser Folge eingeführt werden und das allernötigste Minimum an Charakterisierungen erfahren haben. Doch selbst das reicht aus, damit einem deren Ableben in Alle, die da wandern nahe geht. Gleichzeitig sind deren Tode sowieso nur das Luftholen, ehe am Ende der Episode ein besonders prominentes Besatzungsmitglied stirbt, mit dem man nicht gerechnet hat.

Und hier muss man die Serie wirklich loben. Mein ursprünglicher Gedanke war, den Tod der entsprechenden Person nicht so gut zu finden. Doch wird sehr viel Zeit darauf verwendet, den Charakter und dessen wichtigsten Beziehungen nochmal hervorzuheben und ihn so präsenter zu machen. Was dann sein Ende umso schmerzvoller und gelungener macht.

Dabei ist es ein gutes Ende. Eines, das zwar traurig macht, weil hier eine Figur verschwindet, die, wann immer sie etwas zum Handlungsfortschritt beitragen konnte, einen unvergesslichen Eindruck hinterließ. Aber andererseits kann der betreffende Charakter noch einmal in Alle, die da wandern seinen Wert beweisen, ehe er das Zeitliche segnet. Und das auf seine übliche Art und Weise, so dass man ein kleines, bittersüßes Lächeln auf den Lippen hat.

Die Gegenspieler?

Es ist jetzt das zweite Mal, dass die Gorn in Strange New Worlds auftauchen. Das erste Mal hatte man es mit ihren Raumschiffen in Memento Mori zu tun. Und jetzt sieht man, wie sie sich mitunter fortpflanzen und was für Auswirkungen dies auf andere Lebensformen hat. Noch lässt sich diese Darstellung nicht mit den anderen Auftritten in früheren Star Trek-Serien in Verbindung bringen. Doch würde es nicht verwundern, wenn diese Spezies auch in kommenden Staffeln nochmal auftreten würden und dass diese Echsenwesen das sein werden, was die Borg für The Next Generation waren: nämlich der große Gegenspieler.

Natürlich vergisst Alle, die da wandern Laan Noonien-Singh nicht. Schließlich ist sie von der gesamten Besatzung diejenige, die die persönlichsten Erfahrungen mit den Gorn hat. Und auch sie kriegt in dieser Folge jede Menge starker Momente, wo man sieht, wieso sie Sicherheitschefin der Enterprise ist und dass sie sich nicht von ihren schlimmen Erinnerungen beherrschen lässt, sondern immer versucht einen kühlen Kopf zu bewahren.

Jede größere Figur, die in dieser Folge auftritt, wird entsprechend weiterentwickelt. Sie erhalten mindestens eine, häufig aber sogar mehrere Szenen, in denen sie glänzen können. Und am Ende wird deutlichgemacht, dass der eine oder andere Charakter Dämonen in sich wachgerufen hat, die er nun nicht mehr eindämmen kann. Es ist also definitiv nichts mehr so, wie es einst war.

Grandios! Einfach nur grandios! Alle, die da wandern ist die bislang beste Episode von Star Trek: Strange New Worlds.

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Warpskala

Warpskala
10 10 0 1
10/10
Total Score

Positiv

  • Gruselige Folge
  • Abschied von einem Charakter, der wehtut
  • Die Gorn
Götz Piesbergen

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