Auf Vulkan wird eine zweifelhafte Logik eingesetzt, um ans Ziel zu kommen.
Anknüpfung an die Serie
Erst vor wenigen Jahren konnten Jonathan Archer und T’Pol den Vulkaniern die ursprüngliche Lehre des berühmten vulkanischen Philosophen Surak zurückgeben. Damit wurde ein Schlussstrich unter eine immer militanter werdende Regierung gezogen. Doch längst nicht alle Anhänger von jener haben sich mit dem Zeitenwandel abgefunden. Und als dann enthüllt wird, dass das Erbe Suraks in Wahrheit eine Fälschung sein könnte, nutzen sie die Chance, um zu versuchen, wieder an die Macht zu gelangen, womit die noch junge Föderation von innen heraus bedroht wird.
Gleichzeitig macht sich die USS Pioneer weiter auf die Suche nach dem Ursprung der Ware, jener Kette an automatischen Wartungs- und Reparaturstationen, mit denen einige Besatzungsmitglieder früher schlechte Erfahrungen gemacht haben. Doch stattdessen findet die Crew „nur“ einen Profiteur von diesen autonom operierenden Stationen, der nur allzu bereit ist, auch seine eigenen Leute zu opfern, um für sich einen Vorteil zu erarbeiten. Und so jemanden davon zu überzeugen, dass das, was er macht, falsch ist, dürfte schier unmöglich sein.
Es war eines der großen Rätsel der ersten Star Trek – Enterprise-Staffeln: Das Geheimnis, wieso die Vulkanier sich im Vergleich zu früheren Auftritten so komplett anders verhielten. Erst in der vierten Season erfuhr man, dass die Schriften Suraks diesem berühmten Volk vor langer Zeit abhandengekommen waren und sie nur durch Abschriften und Überlieferungen davon wussten. Erst durch die Wiederentdeckung erfuhren sie den richtigen Inhalt und wurden so wieder zu dem, als dass sie später bzw. früher bekannt waren. An diese Storyline knöpft Christopher L. Bennett in seinem dritten Rise of the Federation-Roman an, der den passenden Titel Zweifelhafte Logik trägt.
Einen Gegner niemals unterschätzen
Die Story besticht dabei durch eine packende Ausgangslage. Denn nur, weil die ursprünglichen Machthaber eine Niederlage erlitten haben, sind sie deswegen noch längst nicht endgültig besiegt. Und so erlebt man in diesem Roman, wie einen Skandal als Anlass genommen werden kann, um mit militanten Mitteln wieder zu versuchen, die Macht über Vulkan an sich zu reißen.
Mittendrin gefangen sind natürlich einige bekannte Mitglieder der Föderation. Und vor allem Jonathan Archer spielt dabei eine wesentliche Rolle, war er doch damals maßgeblich an der Wiederentdeckung der ursprünglichen Philosophie Suraks beteiligt. Zu lesen, wie er und T’Pol sowie ihre Verbündete verzweifelt versuchen, sowohl herauszufinden, was wirklich mit den Schriften Suraks geschehen ist und gleichzeitig einem immer rücksichtsloser agierenden Gegner die Stirn zu bieten, das schreibt Christopher L. Bennett in Zweifelhafte Logik sehr spannend.
Doch auch der Plot um die Ware ist exzellent geschrieben. Dieser ist ebenfalls ein Handlungsfaden, der bereits in der Fernsehserie eingeführt wurde und den der Autor jetzt im Rahmen der Rise of the Federation-Reihe wieder aufgreift und weiterführt. Und so erlebt man mit, wie diese mysteriöse Technologie ganze Planeten von sich abhängig gemacht hat. Mit dem Ergebnis, dass am Ende die betroffene Welt nahezu komplett geplündert und kaum noch lebensfähig ist.
Es wird weiter gewachsen
Die Einführung von Daskel Vabion passt perfekt dazu. Er ist ein skrupelloser Geschäftsmann, der für noch mehr Reichtum bereit ist, alles zu tun inklusive Versklavung nichts ahnender Bevölkerungsmitglieder. Dabei beschreibt der Autor ihn in Zweifelhafte Logik als äußerst intelligent, was ihn zu einem gelungenen Antagonisten macht.
Eher beiläufig wird dabei der Erstkontakt der Föderation mit den Deltanern erzählt, der einer kompletten Katastrophe gleicht und doch ungeahnte Konsequenzen hat: Die Existenz jener Spezies, die durch ihre Pheromone viele Vertreter anderer Völker schier verrückt vor Begierde werden lässt, ist eine Bedrohung für die Orioner. Dabei kommt dieser Handlungsebene die Bedeutung zu, dass hier der eigentliche Sinn der Romanreihe, der Aufbau der Föderation, fortgeschrieben wird. Der wird nett erzählt, schafft es allerdings nicht, sich gegen die anderen Handlungen zu behaupten.
Es gibt ein dickes, fettes Manko an Zweifelhafte Logik. Und zwar handelt es sich hierbei um eine Entscheidung, die Captain Malcolm Reed in der Ware-Handlungsebene trifft. Hier wird zu viel Gutglauben vorausgesetzt, so dass man als Leser glaubt, dass das wirklich so glatt über die Bühne gehen könnte. Vor allem für einen Charakter bedeutet es eine Abkehr von einer Entwicklungsrichtung, die für ihn eigentlich sehr interessant war.
Dennoch ist dies immer noch ein guter und unterhaltsamer Roman.
Autor: Christopher L. Bennett
Titel: Star Trek – Rise of the Federation 03: Zweifelhafte Logik
Originaltitel: Star Trek – Enterprise: Rise of the Federation: Uncertain Logic
Übersetzer: Bernd Perplies
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2018
Einband: Taschenbuch
Seiten: 478
ISBN: 978-3-95981-533-8
Sonstige Informationen:
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