Die USS Voyager findet ein Wurmloch in den Alpha-Quadranten, das sich als Nadelöhr entpuppt.
Das Nadelöhr – Eye oft the Needle
Staffel 1, Folge 7 – Sternzeit 48579,4
Ein Weg nach Hause?
Fähnrich Harry Kim (Garrett Wang) entdeckt eine Anomalie, die nach den Sensoren ein Wurmloch sein sollte. Als sich die Voyager nähert, stellt sie fest, dass dieses Wurmloch nur 30 Zentimeterbreit ist und damit ein zu kleines Nadelöhr für die USS Voyager darstellt. Da die andere Seite des Wurmlochs wegen dessen geringer Größe auch nicht gescannt werden kann, schickt Lt. Tuvok (Tim Russ) eine Mikrosonde hinein, die sich im Inneren des Wurmlochs festfährt. Kaum steckt die Sonde fest, wird sie allerdings von der anderen Seite des Wurmlochs gescannt.
Während dieser Ereignisse auf der Brücke muss sich das medizinisch holografischen Notfallhologramm (Robert Picardo) erneut damit befassen, dass es von einigen Besatzungsmitgliedern als ein Stück Technologie behandelt wird. Kes (Jennifer Lien) ist sehr irritiert über diese Vorgänge und wendet sich direkt an Captain Kathryn Janeway (Kate Mulgrew). Janeway gibt Preis, dass es auch eine andere Seite der Medaille gibt und sich einige Mitglieder der Crew über den Doktor beschwert haben. Als das Thema einer Neuprogrammierung aufkommt, entwickelt sich zwischen den beiden Frauen eine Diskussion darüber, welchen Status der Doktor hat.
Kontakt in den Alpha-Quadranten
Harry Kim und Lt. B’Elanna Torres (Roxann Dawson) arbeiten daran, mit dem Schiff auf der anderen Seite des Wurmlochs in Kontakt zu treten. Es stellt sich heraus, dass dieses Wurmloch tatsächlich in den Alpha-Quadranten führt. Nach einigen Anpassungen der Transmissionen wegen einer Phasenvarianz wird dank einer Analyse von Lt. Tuvok klar, dass sich auf der anderen Seite des Nadelöhrs ein romulanisches Schiff befindet. Der Commander des romulanischen Schiffs ist im Gespräch sehr misstrauisch und scheint auch über die Art des Schiffs, auf dem er sich befindet, keine Auskunft geben zu wollen. Der Kontakt durch das Nadelöhr ist dann erstmal unterbrochen und so widmet sich Captain Janeway der nächsten Baustelle, dem Doktor. Sie offenbart ihm, dass er jetzt ein vollumfängliches Mitglied der Crew ist, und fragt, ob man ihm helfen könne. Die Haltung des Captains wurde durch Kes Intervention offenbar geändert. Der Doktor schildert einige Schwierigkeiten, welche ihn beschäftigen. So wird er zum Beispiel immer wieder ungewollt abgeschaltet oder auch ungefragt einfach aktiviert gelassen, ohne einer Aufgabe nachgehen zu können.
Vertrauen wird aufgebaut
Nach einem nächtlichen Gespräch von Captain Janeway mit dem romulanischen Commander schaffen es beide Crews, eine bildliche Kommunikation herzustellen. Der Plan sieht vor, eine Nachricht von der USS Voyager und allen ihrer Crewmitglieder durch das Nadelöhr an die Romulaner zu geben, damit diese die Nachricht dann die Föderation bzw. Sternenflotte weiterleiten können. Während die Romulanische Regierung noch über die Idee berät, hat Lt. B’Elanna Torres (Roxann Dawson) eine Idee, wie man ein Transportersignal durch das Wurmloch schicken könnte. Auf diesem Weg könnte die gesamte Crew in den Alpha-Quadranten zurückkehren. Trotz einer immer wieder auftretenden Phasenvarianz gelingt es, einige Transportvorgänge auf das romulanische Schiff und auch zurück durchzuführen. Das Problem an dem Plan der Voyager ist, dass der romulanische Commander niemanden von der Sternenflotte an Bord seines Schiffes erlauben kann. Zeitgleich wird die Sonde in naher Zukunft innerhalb des Wurmlochs zerstört werden, was nur noch wenig Zeit lässt.
Kes ist fleißig dabei, weiter für ihren Job auf der Krankenstation zu lernen, und stellt einmal mehr fest, dass der Doktor mal wieder keine Ahnung hatte, was auf dem Schiff vor sich geht. Später dann, als das gleiche Besatzungsmitglied von Anfang der Folge wieder auf der Krankenstation auftaucht und den Doktor erneut ignoriert, weist der Doktor diesen Offizier zurecht und erhält dann auch den ihm gebührenden Respekt als leitender medizinischer Offizier des Schiffs. Zum Schluss wünscht sich der Doktor von Kes noch einen Namen.
So nah und doch so fern
Da es nicht möglich ist, Besatzungsmitglieder der Voyager auf das romulanische Schiff zu beamen, kommt der romulanische Commander auf die USS Voyager. Dort entdeckt Tuvok dann auch den Grund für die immer wieder auftretende Phasenvarianz: Der Romulaner kommt 20 Jahre aus der Vergangenheit! Hier bietet sich leider kein Heimweg für die Crew der Voyager. Trotzdem kann der romulanische Besucher die Nachrichten der Voyager mit in seine Zeit nehmen und dann zu gegebener Zeit an die Föderation weiterleiten. Leider wird der romulanische Commander, der sich als Telek R‘Mor (Vaughn Armstrong) vorstellt, im Jahr 2367, also vier Jahre bevor die USS Voyager aufbricht, sterben. Ob es ein entsprechendes Testament gibt, ist nicht bekannt, aber zumindest besteht eine gewisse Hoffnung, dass die Nachrichten der Crew an die Familien übermittelt werden.
So because he’s a hologram, he doesn’t have to be treated with respect, or any consideration at all?
– Kes
Fazit
Das Nadelöhr ist ein Wurmloch, welches wir in Star Trek so noch nicht kannten. Es ist zu klein, um in irgendeiner Form sinnvoll genutzt zu werden, und noch dazu führt es nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit – und zwar dank der hochmodernen Technologie an Bord der USS Voyager in beiden Richtungen. Das offene Ende gefällt sehr gut und ist rundum gelungen. Man weiß nicht, ob die Nachrichten im Rahmen eines Testaments übermittelt werden oder ob die Nachrichten vielleicht der romulanischen Regierung vorliegen zur Weitergabe. Es ist hier also wie mit Schödingers Katze: Die Nachrichten sind sowohl angekommen als auch nicht angekommen. Das kann der Crew trotz allem einen Schub Motivation geben. Dass das Nadelöhr am Ende zu klein ist, um hindurchzugehen ist von Beginn an klar, denn die Serie wäre sonst nach nur sieben Folgen schon vorüber gewesen. Trotzdem bleibt die Folge komplett kurzweilig. Auf jeden Rückschlag und jede Erkenntnis folgen neue Ideen.
Nicht gutheißen kann man den gewählten Zeitraum von 20 Jahren für die Verschiebung in der Zeit, zumindest dann nicht, wenn auf der anderen Seite ein Romulaner mitspielen soll. In Star Trek – The Next Generation wird deutlich gemacht, dass zwischen den Romulanern und der Föderation seit mehreren Jahrzehnten Funkstille herrschte. Diese Ereignisse spielen keine zehn Jahre vor der Folge Das Nadelöhr. Dafür, dass dem so ist, reagiert der romulanische Commander hier zwar immer noch sehr misstrauisch, aber doch viel zu locker insgesamt. Das passt so insgesamt nicht zum von TNG etablierten Kanon zu den Romulanern, ist aber glücklicherweise verschmerzbar. Vor diesem Hintergrund ist dann auch dieser Kontakt zu einer Zeit, in der es nach Kanon keinen Kontakt hätte geben dürfen, in Ordnung. Nicht nachvollziehbar ist und bleibt allerdings, wieso der Romulaner von Geheimdienstinformationen über die Sternenflottenschiffe spricht. Der Romulaner sagt zudem selbst, er würde niemals etwas tun, das den Zeitablauf beeinflussen könnte. Diese, hier endlich mal kritische, Auseinandersetzung mit dem Thema Zeitreisen ist es, was die Folge zu einem gelungenen Beispiel für Zeitreisegeschichten macht. Die nunmehr dritte Folge/Geschichte um Zeitreisen in der erst siebten Folge der Serie hätte es aber wohl eher nicht gebraucht.
Auch das medizinisch holografische Notfallhologramm wird wieder weiter entwickelt und der bereits mehrfach angeklungene Konflikt mit einzelnen Besatzungsmitgliedern – nicht zuletzt ja auch mit Captain Janeway selbst – wird hier auf die Spitze getrieben. Das Gespräch von Kes und Captain Janeway zeigt, dass auch der Captain denkt, dass der Doktor einfach nur ein Stück Technologie ist. Sie möchte ihn eventuell umprogrammieren lassen, damit sein Verhalten den Patienten gegenüber angemessener wird. Kes ist schockiert und ihre Gedanken zu diesem Thema sind dann offensichtlich auch die stärkeren. Spätestens als Janeway wenig später den Doktor aufsucht und seine Sicht der Dinge zu hören bekommt, ändert sich ihre Meinung und sie bestärkt ihn darin, sich als vollwertiges Mitglied der Besatzung anzusehen statt als ein Hilfsmittel. Die Idee, dass Doktor selbst seine Abschaltroutine nutzen kann, ist ein sehr einfaches und leicht zu implementierendes Mittel, das dem Doktor ein hohes Maß an Selbstbestimmung zukommen lässt. Eine tolle und inspirierende Idee, eines Captains würdig. Ebenfalls, dass sie sich von Kes – einer Person ohne Rang auf dem Schiff – hat überzeugen lassen, sich nicht nur Gedanken um dieses Thema zu machen, sondern auch keine einseitigen Betrachtungen anzustellen, selbst wenn es aus ihrer Sicht ‚nur‘ um ein Hologramm geht. Kes‘ Freundschaft und echte Beziehung zum Doktor wird hier sehr schön vertieft und ist eine Bereicherung für das Ensemble.
Ebenfalls gelungen, auch wenn es einen viel kleineren Raum einnimmt, ist das Gespräch zwischen B’Elanna Torres und Harry Kim in dem sowohl die Beziehung der beiden Charaktere zueinander weiter vertieft wird, als auch B’Elanna mehr Hintergrund bekommt. Ihr ist es anscheinend ziemlich egal, ob die USS Voyager wieder nach Hause kommt, da alle ihre Freunde auf der USS Voyager sind und sie zu ihren Eltern kein gutes Verhältnis hat. Das ist insofern verwunderlich, als sie es war, die Captain Janeway für die Zerstörung der Phalanx in Der Fürsorger angegangen war.
Das Nadelöhr ist größtenteils eine Bottleshow und doch optisch ansprechend. Das gezeigte Wurmloch ist ein gut gemachter Effekt. Leider sieht man vom romulanischen Schiff praktisch nur eine einzelne Innenwand und einen Romulaner in aus TNG bekannter Kleidung.
Filmografisches
Internationale Erstausstrahlung: So. 20. Februar 1995
Deutschland: Fr. 26. Juli 1996
Regie: Winrich Kolbe
Drehbuch: Bill Dial, Jeri Taylor
Idee: Hilary J. Bader
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Warpskala
Warpskala-
Handlung9/10
-
Effekte6/10
Positiv
- Das offene Ende
- Captain Janeways Sinneswandel und die Entwicklung des Doktors
- Das Misstrauen des Romulaners
Negativ
- Wieder ein Zeitreise-Thema
- Kleine Kanon-Ungereimtheit
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