Auf der Suche nach Ressourcen macht die USS Voyager Bekanntschaft mit einer Spezies, die sich nur mittels Transplantationen von lebenswichtigen Organen am Leben erhalten kann.
Transplantationen – Phage
Staffel 1, Folge 5 – Sternzeit 48532,4
(Un)genehmigte Umbauten auf der Voyager
Die USS Voyager ist für ihren langen Heimweg darauf angewiesen, Energiequellen zu finden. Der im Delta-Quadranten heimische Neelix (Ethan Phillips) kennt einen Planetoiden, auf dem es große Mengen an rohem Dilithium geben soll. Während das Schiff auf die mögliche Energiequelle zusteuert, baut Lt. B’Elanna Torres (Roxann Dawson) schon mal eine improvisierte Raffinerie aus dem Hilfsimpulsreaktor. Apropos Umbauten,: Auch Neelix hat da eine Idee gehabt und den privaten Essensraum von Captain Kathryn Janeway (Kate Mulgrew) in eine Kantine verwandelt. Glücklich wirkt Captain Janeway damit nicht unbedingt, aber die Crew hat damit scheinbar überhaupt kein Problem und ist schon voll dabei. So richtig nach den Vorschriften der Sternenflotte verläuft das alles nicht unbedingt.
Halbwissen kann gefährlich sein
Unter der Oberfläche des Planetoiden gibt es eine atembare Atmosphäre. Neelix begleitet das Außenteam und möchte sich also nun auch nützlich machen. Dabei missachtet er auch einen Befehl von Commander Chakotay (Robert Beltran) und wird von einem Fremden angegriffen. Bei dem Angriff wurde seine Lunge chirurgisch entfernt. Obwohl die Tricorder in der Höhle große Mengen Dilithium anzeigen, ist keines zu finden. Stattdessen findet das von Captain Janeway höchstpersönlich angeführte nächste Außenteam einen durch ein Holografie-Kraftfeld verborgenen Raum mit diversen Organen in Aufbewahrungsbehältern. Die Lunge von Neelix ist nicht Teil dieses Lagers. Das Außenteam wird dann sogar noch in ein kurzes Feuergefecht verwickelt. Wieso sich der Captain selbst in diese Gefahr begibt, ist unklar und mit den etablierten Protokollen der Sternenflotte nicht vereinbar.
Bei einem Gespräch mit Kes (Jennifer Lien) hat das medizinisch holografischen Notfallhologramm (Robert Picardo) die Idee, holografische Lungen für Neelix anzufertigen. Damit diese Notlösung funktioniert, muss Neelix auf der Krankenliege fixiert werden, bis seine eigene Lunge wiedergefunden wird.
Ein moralisches Dilemma
Der Fremde kann mit einem Schiff vom Planeten flüchten und als die Voyager die Verfolgung aufnimmt, stellt sich heraus, dass beide Schiffe eine vergleichbare Höchstgeschwindigkeit erreichen können. Die Verfolgung endet bei einem offenbar künstlich geschaffenen Asteroiden, in welchen das fremde Schiff hineingeflogen ist. Diese fremde Rasse scheint technisch sehr weit entwickelt zu sein.
Captain Janeway lässt Lt. Thomas Eugene Paris (Robert Duncan NcNeill) die Voyager in den Asteroiden hineinfliegen – ein unglaublich großes Risiko, wie uns die Star Trek – The Next Generation-Folge Pegasus gezeigt hat. Mit einer List kann die Voyager im Spiegelkabinett im Inneren des Asteroiden das fremde Schiff ausmachen und die zwei Besatzungsmitglieder gefangen nehmen.
Auch auf medizinischem Gebiet sind die Fremden, die sich als Vidiianer vorstellen, weit entwickelt – sogar deutlich weiter als die Föderation. Neelix‘ Lunge wurde bereits verändert und in einen Vidiianer transplantiert. Die Vidiianer als Rasse sind auf Transplantationen angewiesen, da sie seit zwei Jahrtausenden von einer als Fresszelle bekannten Krankheit heimgesucht werden. Captain Janeway muss entscheiden, ob sie den Vidiianer, der Neelix‘ Lunge bereits eingesetzt bekommen hat, nun tötet, um Neelix zu retten. Eine Entscheidung, welche die Vidiianer andersherum zu diesem Zeitpunkt bereits getroffen hatten. Sie entscheidet sich für die moralisch richtige Handlungsweise, setzt die Vidiianer wieder auf freien Fuß und gibt ihnen eine harte Warnung mit, sich nie wieder der USS Voyager zu nähern.
Ein neuer Status Quo
Nachdem er Gnade von Captain Janeway erhalten hat, möchte sich der Vidianer Neelix zumindest ansehen und prüfen, ob es eine Möglichkeit gibt, ihm zu helfen. Mit ihrem fortschrittlichen medizinischen Wissen und ihrer Technik ist es ihnen möglich, Neelix doch mit einer Spenderlunge zu versorgen. Kes lässt sich auch von Neelix nicht davon abbringen, die Spenderin zu sein.
Am Krankenbett lässt Captain Janeway dann zu Neelix durchblicken, dass er seine Küche behalten darf. Auch Kes bekommt vom Doktor ein Angebot, denn er braucht eine Assistentin und Kes hat sich wiederholt interessiert gezeigt. Damit bekommen nun also auch Neelix und Kes jeweils eine Aufgabe auf der USS Voyager.
Take a message to your people: if I ever encounter your kind again, I will do whatever is necessary to protect my people from this… harvesting of yours. Any aggressive actions against this ship or its crew will be met by the deadliest force. Is that clear?
– Captain Kathryn Janeway
Fazit
Transplantationen führt die zweite technologisch weiterentwickelte Rasse des Delta-Quadranten ein, erneut ist diese der Voyager feindselig gesinnt. Das Volk ist Opfer einer brutalen Seuche geworden, die seit mehr als 2000 Jahren ihre Geschicke bestimmt. Wer weiß, was wohl aus diesem Volk geworden wäre, wenn es sich hätte normal weiterentwickeln können. Leider erfahren wir nicht viel über die gesellschaftliche Struktur der Vidiiander und genau da liegt eine der drei großen Schwächen dieser Folge. An einer Stelle wird erklärt, dass ein Vidiianer dafür die Verantwortung trägt, dass sein Begleiter die passenden Organe rechtzeitig bekommt. Aber wie kommt er selbst an seine Organe? Welche Aufgabe hat dann derjenige, für den hier gesorgt wird? Viele Antworten bleibt uns die Folge schuldig. Auch in wieweit die vorgenommenen Transplantationen das Leben dieses unglückseligen Volkes verlängern können.
Als zweiter Schwachpunkt muss die Einführung des Volkes und der Aufbau des Plots für diese Folge genannt werden. Neelix weiß also von diesem Asteroiden mit viel Dilithium. Woher weiß er davon? Wenn der Asteroid so bekannt ist, oder zumindest ja Neelix bekannt zu sein scheint, warum hat er diesen nicht schon früher versucht auszubeuten? Wieso verhält er sich auf dem Asteroiden so, wie er es tut? Er möchte ja beweisen, dass er einen Mehrwert zur Crew beisteuern kann, was definitiv lobenswert und nach den bisherigen Folgen auch mehr als nötig ist. Würde so jemand dann alle Befehle gleich mal ignorieren und sich damit selbst als nutzlos oder sogar gefährlich für potentiell weitere Außeneinsätze definieren? Das Ganze überzeugt nicht, genauso wenig übrigens wie die Tatsache, dass das Schiff der Vidiianer mit Warp 9,975 fliegen kann – etwas worauf die gesamte Föderation bei der USS Voyager sehr stolz ist. Die Vidiianer müssten schon extrem weit fortgeschritten gewesen sein – fraglich wieso sie dann immer noch ‚Spenderorgane‘ brauchen würden.
Die dritte wirklich grobe Ungereimtheit ist dann die Tatsache, dass der Doktor nicht in der Lage ist, eine neue Lunge zu replizieren, wohl aber mit den gleichen Voraussetzungen dann eine holografische Lunge zu erzeugen. Da in der Star Trek-Welt Replikatoren und Transporter verwandte Technologien sind – beide erschaffen aus Energie Materie und umgekehrt – die Holografie aber eine eigene Art System darstellt, welches auf Kraftfeldern basiert, ist das leider nicht wirklich nachvollziehbar. Wenn die Transporter-Daten ausreichend sind, um eine holografische Lunge erzeugen zu können, dann muss auch eine Replikation der Lunge möglich sein.
Transplantationen ist optisch ansprechend, wenn man von der temporären Verschleierung der Krankenstation absieht. Die bekannte Star Trek-Kulissenoptik wird wiederverwendet, um das Außenteam auf dem Asteroiden zu zeigen. Die Spiegelkabinettszene ist nett gemacht und auch die Maske der Vidiianer ist nachvollziehbar gestaltet. Auch die Küchenszene mit offenem Feuer auf einen Sternenflottenschiff sind gut gemacht. Über die Schwächen im Plot kann das allerdings leider nicht hinwegtäuschen.
Filmografisches
Internationale Erstausstrahlung: So. 6. Februar 1995
Deutschland: Fr. 12. Juli 1996
Regie: Winrich Kolbe
Drehbuch: Rick Berman, Michael Piller
Idee: Tim de Haas
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Warpskala
Warpskala-
Handlung3/10
-
Effekte9/10
Positiv
- Neelix will sich endlich auch einbringen
- Wir lernen ein neues Volk im Delta-Quadranten kennen
- Spannender Ansatz einer Plage
Negativ
- Ploteinführung ist nicht logisch
- Zu viele Fragen zu den Vidianern bleiben unbeantwortet
- Technische Inkonsistenzen um den Plot am Laufen zu halten
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