17 Sekunden können eine verdammt lange Zeit sein, wenn man sich um jemanden sorgt.
Alles vorhanden
Im All kommt es zu einem Katz- und Mausspiel zwischen der Titan und dem feindlichen Schiff, der Würger. Was immer sich das Föderationsraumschiff einfallen lässt, das andere hat eine mehr als passende Gegenantwort. Und so muss das Raumschiff Treffer um Treffer kassieren, bei denen viele Leute verletzt werden. Darunter auch Captain Shaw (Todd Stashwick), der mit letzten Kräften das Kommando an William Riker (Jonathan Frakes) überträgt.
Raffi Musiker (Michelle Hurd) erholt sich von ihrer letzten Aktion und lernt dabei Worf (Michael Dorn) kennen. Gemeinsam mit ihm macht sie sich auf die Suche nach einem weiteren Verdächtigen. Und stößt so bald auf etwas Unglaubliches.
17 Sekunden ist eine Folge, die wirklich alles bietet. Weltraumschlachten, Anspielungen auf die Trek-Historie, Überraschungen und jede Menge persönliche Momente. Dabei setzt sich der Trend fort, der auch in der letzten Episode zu sehen war: dass der Fokus nicht nur auf den TNG-Charakteren liegt, sondern ebenso auf den neueren Figuren.
Charakterarbeit, wunderbare Charakterarbeit
Dementsprechend bietet diese Episode viele Momente, in denen Charaktere zusammenstehen und miteinander reden. Das absolute Highlight ist dabei das Gespräch zwischen Jean-Luc Picard und Beverly Crusher. Schauspielerisch ist das Gebotene hier ein Hochgenuss, weil vieles auch über Körpersprache transportiert wird. Inhaltlich kommt hier einiges zum Tragen. Man erfährt, wann die Schiffsärztin von Picard schwanger wurde und wieso sie es ihm nie erzählt hat.
Jeder der Charaktere erhält dabei einen Moment, in dem er glänzt. In dem er zeigen kann, was ihn ausmacht. Sei es, dass Beverly ihre Qualitäten als Schiffsärztin beweisen kann oder ihr Sohn Jack auf Grund eines Satzes von Captain Shaw herausfindet, wieso der Würger ständig weiß, wo die Titan ist. Und auch wenn der Schiffskommandant in 17 Sekunden erst mal aus der Story rausgeschrieben wird, geschieht dies auf eine Art und Weise, die noch einmal seinen Charakter unterstreicht.
Ebenso wird viel Zeit darauf verwendet, nochmal das Miteinander zwischen Jean-Luc Picard und William Riker zu beleuchten. Zum einen ihre Freundschaft, aber ebenfalls den Respekt, den sie für einander haben. Das ist soweit wie gehabt und wurde auch in früheren Episoden hervorgehoben.
Gänsehaut!
Was jetzt in 17 Sekunden hinzukommt, ist allerdings etwas anderes. Nämlich, es tauchen Unterschiede auf. Zwar ordnet sich der Admiral dem neuen/alten Captain der Titan gerne unter. Doch gleichzeitig kann er auch nicht aus seiner Haut heraus und gibt dem Schiffskommandanten ständig Empfehlungen, wie er vorzugehen hat, was dieser lange Zeit ignoriert, weil seine Prioritäten erstmal andere sind.
Was es in dieser Episode nicht gibt, sind Szenen, in denen die Protagonisten mit der aktuellen Antagonistin interagieren. Was aber nicht heißt, dass Vadic nicht zu sehen ist. Die paar Szenen, wo sie auftaucht, jagen einem allerdings eine Gänsehaut über den Rücken. Es reicht schon, dass sie ihre Befehle nicht energisch gibt, sondern eher leise und nahezu gelangweilt. Und doch ist sie dabei erfolgreicher, als die Mannschaft der Titan. Kein Zweifel, man hat es hier mit einer Person zu tun, die gefährlich intelligent und nicht zu unterschätzen ist. Man freut sich schon darauf, wenn es wieder zur Interaktion zwischen ihr und den anderen Figuren kommt.
Dabei hat die Jagd der Würger auf die Titan in 17 Sekunden etwas von einer U-Boot-Jagd, wobei das fremde Raumschiff deutlich überlegen ist. Und wie es das ist: Es spielt förmlich mit dem Föderationsraumschiff, in dem es anscheinend in der Lage ist, Portale zu öffnen, die genau passend das Schiff umlenken. Eine solche Technologie gab es in dieser Form noch nie im Star-Trek-Universum, selbst im 32. Jahrhundert von Discovery nicht. Man fragt sich, woher sie diese hat. Sind das die aus dem Daystrom-Institut gestohlenen Waffen?
Kriegsflashbacks
Es bleibt nicht die einzige Frage, die sich einem im Laufe dieser Folge stellt. Denn es treten hier auch noch einige Enthüllungen zutage, die dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegziehen. So erfährt man, dass es eine terroristische Splittergruppe der Formwandler gibt, die den Frieden zwischen dem Dominion und der Föderation nie akzeptiert haben. Und die hier und jetzt in dieser Folge aktiv werden und ihr Unwesen treiben. Erinnerungen an den Dominionkrieg, und wie die Formwechsler teilweise Klingonen und Föderation gegenseitig ausgespielt haben, kommen da hoch. Doch wie dies jetzt zu Vadic passt, das ist momentan unklar.
Ein Highlight dieser Folge ist natürlich der Auftritt von Worf. Star Treks Vorzeigeklingone hat in 17 Sekunden jede Menge Gelegenheiten, um alle Facetten seines Charakters zu zeigen. Schon die erste Szene ist ein Highlight, als er zunächst Raffi entwaffnet, dann seine ganzen Titel aufzählt und ihr zu guter Letzt Kamillentee anbietet.
Man erlebt hier einen Worf, der mit sich im Reinen und gleichzeitig sehr fokussiert auf sein Ziel ist. Und dem alle Mittel recht sind, um eben jenes zu erreichen. Wobei er auch da einen coolen Spruch auf den Lippen hat, wenn er behauptet, dass Enthauptungen immer nur mittwochs stattfinden.
Sturkopf trifft Geradlinigkeit
Es wäre natürlich einfach, zu erwarten, dass Rafi in „17 Sekunden“ an den Rand gedrängt und so dem Klingonen das Rampenlicht überlassen wird. Doch das Gegenteil ist der Fall: Beide ergänzen sich perfekt. Die Sturköpfigkeit der undercover agierenden Offizierin trifft hier auf die Geradlinigkeit eines alten Kriegers. Wie sie miteinander umgehen, ist die reine Freude.
Wenn diese Episode für eins gesorgt hat, dann das am Ende mehr Fragen offen sind als noch zuvor. Man hat jetzt einen Blick mehr auf die Gegenspieler erhascht, doch wie die alle zusammenhängen, bleibt unklar. Dsas die Titan in den letzten Momenten der Folge dem sicheren Tode entgegentaumelt, ist geschenkt. Da wird sicherlich nächste Woche noch eine wundersame Rettung passieren. Und als Zuschauer wird die Wartezeit verdammt schwer werden.
Denn eins ist klar: 17 Sekunden ist meisterhaft. Und lässt hoffen, dass die dritte und letzte Picard-Staffel das hohe Niveau aufrechterhalten kann.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Wunderbare Charakterarbeit
- Vadic beängstigende Antagonistin
- Zusammenarbeit zwischen Rafi und Worf
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