In Abgezogen lernt man die andere Seite kennen.
Charakterarbeit en Masse
Jean-Luc Picard (Patrick Stewart), William Riker (Jonathan Frakes) und Jack Crusher (Ed Speleers) werden von der Titan gerettet, kurz bevor das Raumschiff, auf dem sie sich befinden, vernichtet wird. Doch die Gegenseite, kommandiert von Captain Vadic (Amanda Plummer), beschädigt das Föderationsraumschiff und stellt anschließend ein Ultimatum von einer Stunde. Innerhalb dieser Zeit muss festgestellt werden, was es mit dem Crusher-Sohn auf sich hat.
Derweil ist Rafi (Michelle Hurd) unzufrieden. Die offizielle Erklärung der Föderation, wer der Verantwortliche für den Anschlag ist, ist für sie unglaubwürdig. Und deshalb beschließt sie, entgegen des Befehls ihrer Kontaktperson, selber aktiv nachzuforschen.
Nachdem mit Die Nächste Generation die Grundlagen erschaffen wurden, baut Abgezogen jetzt weiter darauf aus. Es ist eine Folge, in der viel Charakterarbeit passiert. Und in der die Gegenseite auch ein Gesicht erkennt.
Spürbares Vergnügen
Vadic ist diese Person, eine offensichtlich verrückte Menschenfrau, die allerdings jede Menge über die Verantwortlichen auf der Sternenflottenseite kennt. So weiß sie unter anderem auch, dass Picard in einem Androidenkörper steckt. Natürlich ist nicht bekannt, ob und inwiefern das Wissen über diese Entwicklung weit verbreitetet ist. Aber angesichts der Bedeutungsschwere jener Veränderung kann man eigentlich davon ausgehen, dass nicht jeder davon weiß. Dass sie hingegen Zugriff auf diese und andere Infos hat, deutet darauf hin, dass sie entweder Kontakte innerhalb der Sternenflotte hat oder wohl die Ressourcen besitzt, um sich das Wissen zu beschaffen.
Amanda Plummer, Tochter des berühmten Christopher Plummer, der General Chang in Star Trek VI darstellte, ist die Schauspielerin dieser Figur. Und sie spielt sie in Abgezogen mit sichtlichem Vergnügen. Ihr Charakter gibt sich als vollkommen durchgeknallt, die einerseits freundlich einen guten Tag wünscht, aber andererseits auch zum Beweis ihrer Stärke ein komplettes Raumschiff durch die Gegend werfen lässt. Noch ist unklar, wohin die Reise mit ihr gehen wird. Doch vermutlich wird man sie noch mit dem Anschlag auf das Rekrutierungsbüro der Sternenflotte in Verbindung bringen.
Jack Crusher ist der große Unbekannte dieser Episode, auch wenn er recht prominent vertreten ist. Man lernt ihn als einen Schmuggler jeglicher Kontrabande, darunter ebenfalls Waffen, kennen. Jemand, der augenscheinlich nur das eigene Wohl und das seiner Mutter im Kopf hat. Allerdings gibt es auch gewisse Hinweise darauf, dass das vermutlich nur eine Fassade ist. Und genauso wie bei Vadic kann man darauf gespannt sein, was sich bei ihm noch entwickeln wird. Immerhin eine Sache erfährt man am Ende der Folge: wer sein Vater ist. Wobei man die Wahrheit schon lange vorher geahnt haben dürfte.
Der nächste TNG-Charakter
Auch Liam Shaw erhält in Abgezogen mehr Profil. Er wirkt zwar immer noch arrogant, aber dieses Bild bekommt in dieser Episode erhebliche Kratzer. Genauso wie beim Auftreten von Jack Crusher wirkt sein Agieren wie eine mühsam errichtete Fassade. Hinter dieser befindet sich ein Captain, der vermutlich ständig damit zu kämpfen hat, dass er sich im Geschehen in Wahrheit komplett überfordert fühlt, dies aber nicht zugeben möchte. Dementsprechend kann man die Art und Weise, wie er mit Seven beziehungsweise Annika, wie er sie betont ständig kennt, auch als eine Art Bestrafung einer Person interpretieren, die deutlich kompetenter ist als er.
Natürlich kommt auch Rafis Handlung nicht zu kurz. Hier zeigt sich eine Person, die unbedingt die Wahrheit wissen möchte und die deshalb die Anweisungen ihrer Ansprechperson ignoriert. Gleichzeitig lernt man allerdings auch ihre verwundbare Seite kennen, wenn sie sich mit ihrem Sohn trifft und sich seine gerechtfertigten Vorwürfe anhören muss. Was sie aber nicht davon abhält, trotzdem weiterhin an ihrer eigenen Aufklärung des Anschlags zu arbeiten.
Das geht am Ende schief, was wiederum zu einem Auftritt des nächsten bekannten TNG-Charakters führt. Es ist ein starker Moment in Abgezogen, wenn man ihn in Aktion sieht. Auch wenn man sich gleichzeitig fragt, was betreffende Person dazu gebracht hat, diesen Posten anzunehmen. Ihr Auftreten verursacht also mehr Fragen als Antworten, was für die Spannung natürlich gut ist.
Nachlässigkeiten
Klar ist nach dieser Folge, dass im Vordergrund des Geschehens eben nicht nur die TNG-Charaktere stehen, sondern dass hier auch viel Platz darauf verwendet wird, die anderen Hauptfiguren weiterzuentwickeln. Und hoffentlich hält die Serie dies weiter durch.
Zwei Sachen stören allerdings an Abgezogen. Zum einen gibt es eine Szene, in der die Titan-A von der Shrike mit einem anderen Raumschiff beworfen wird und dadurch etwas beschädigt wird. Da fragt man sich, wieso das Föderationsraumschiff beim Anblick eines Feindes nicht die Schutzschirme dauerhaft oben hat? Auch die Tatsache, dass es Jack Crusher gelingt, unbemerkt ein eher offensichtliches Gerät mit in die Zelle zu schmuggeln, stört. Werden Gefangene nicht vorher untersucht?
Es sind allerdings nur zwei negative Elemente einer ansonsten sehr unterhaltsamen Folge.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Jede Menge Charakterarbeit
- Amanda Plummer
- Fokus nicht nur auf TNG-Figuren
Negativ
- Schutzschirm?
- Wieso wurde Jack Crusher nicht überprüft?
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