Das Versteckspiel bietet viele interessante Wendungen, die nur unter einem bestimmten Aspekt Sinn ergeben.

Ein Mysterium!

Die Borgkönigin (Alison Pill) erobert gemeinsam mit den von Adam Soong (Brent Spiner) gestellten und borgifizierten Leuten die La Sirena. Rios (Santiago Cabrera), Teresa (Sol Rodriguez) und Ricardo können im letzten Moment fliehen und treffen auf die anderen, die zusammen mit Tallinn vorhaben, das Schiff zurückzuerobern. Doch dafür müssen sie sich aufteilen.

Während Rafi (Michelle Hurd) und Seven (Jeri Ryan) einen direkten Weg probieren, begeben sich Jean-Luc (Patrick Stewart) und Tallinn (Orla Brady) in das Chateau Picard. Sie fliehen vor Soong. Dabei kommen Picard alte, verschüttete Erinnerung hoch, die mit seiner Mutter zu tun haben. Nur wenn er sich diesen stellt, können sie den Weg durch die Katakomben des Anwesens finden.

Es gibt in der zweiten Staffel von Star Trek – Picard ein Mysterium, das in Die Stargazer seinen Anfang nahm und seitdem, so will man meinen, nicht mehr weitergeführt wurde. Es handelte sich um diese mysteriösen Borg, die anscheinend aus einem anderen Universum kamen und nach Picard gerufen hatten. Dies war ja der eigentliche Auftakt zu dem Abenteuer in Raum und Zeit für die Protagonisten der Serie.

Das Versteckspiel

Wird mit dem Kanon gebrochen?

Seitdem hat man vieles erlebt. Einen Q, der komplett anders agierte als bisher, eine alternative Zeitlinie, die das Spiegeluniversum wie eine Kuschelgruppe aussehen ließ, und Protagonisten, die einige, dämliche Fehler machten, wie zum Beispiel eine Doktor Jurati, die sich mit einer kaputten Borgkönigin verbunden hatte. Doch keiner dieser Plots schien sich mit dem Mysterium von Seasonanfang zu beschäftigen. Das Versteckspiel öffnet einem dann allerdings die Augen, dass die Handlung eigentlich schon die ganze Zeit weiter geführt worden war, ohne dass wir es merkten. Bis dieser Plot eben jetzt wieder offensichtlich zu Tage trat.

Ein Manko, das ich bei der letzten Episode ansprach, war das potentielle Zeitparadoxon, das die Liebe zwischen Rios und Doktor Teresa darstellte. Diese Folge macht es im Prinzip nur noch schlimmer, da man gegen Ende eine Entwicklung erlebt, die im Grunde genommen all die Darstellungen der Borg in Frage stellte, die man all die Jahre zuvor gesehen hatte. Und es kann doch nicht sein, dass die Macher der Serie mit dieser Plotevolution in Das Versteckspiel so offenkundig mit dem Star Trek-Kanon brechen. Oder?

Die Antwort auf diese Frage ist eben der mysteriöse Borg-Auftritt in der ersten Folge. Nur so macht dies einen Sinn. Und wenn man das weiterdenkt, dann wird einem in Das Versteckspiel klar, dass Jean-Luc Picard mit seinen Leuten sich zwar in der Vergangenheit befindet, doch ist dies nicht die Vergangenheit ihres Universums, sondern die eines Paralleluniversums, welches eben nicht das Spiegeluniversum ist.

Eine geniale Schauspielleistung

Zugegeben, diese These erklärt immer noch nicht, was für ein Spiel Q genau treibt. Das wird vermutlich erst die letzte Episode der aktuellen Season klären. Auch die Rolle von Adam Soong und René Picard bleibt unklar. Wobei die Borgkönigin für letztere etwas andeutet, was für einiges Kopfzerbrechen sorgt.

Darstellerisch liefert Alison Pill eine großartige Leistung ab. Sie gibt eine fantastische Borgkönigin, eiskalt, arrogant und überlegen, nur um dann auf einmal emotional zu werden. Selbst im übernommenen Zustand liefert sie sich ein mentales Duell mit dem Bewusstsein der Borg, was grandios inszeniert ist. Und vollkommen überraschend ausgeht.

Rafi und Seven übernehmen in Das Versteckspiel die Aufgabe der direkten Konfrontation mit der Borgkönigin. Etwas, was sie herausfordert, weil Rafi sich mit einer verlorengeglaubten Person aus ihrer Vergangenheit konfrontiert sieht. Und Seven am Ende eine Wandlung durchmacht, die ebenfalls ein Hinweis auf die Theorie des Paralleluniversums ist.

Das Versteckspiel

Ein Plot ohne Bedeutung

So lange die Folge sich einzig und allein um die Borgkönigin und ihren Versuch dreht, die La Sirena zu übernehmen, ist sie gut. Doch bei den Plots, die sich erstmal um andere Aspekte kümmern, schwächelt die Episode. Das macht sich besonders bei Picards und Tallinns Flucht durch die Katakomben von Chateau Picard bemerkbar.

Zwar wird die Gefahr und die Bedrohung durch Adam Soong und seine borgifizierten Leute stets präsent gehalten. Aber diese Handlung dreht sich vor allem um eins: um die Aufklärung des Rätsels, was mit Picards Mutter in der Vergangenheit geschehen ist. Dass da noch was kommen muss, war nach den Geschehnissen von Monster eindeutig. Doch wirkt dieser Plot hier, in Das Versteckspiel, wie aufgepfropft und nicht eben passend. Jetzt hat der ehemalige Captain der Enterprise eine traumatische Vergangenheit, nur was bringt ihm das in der Gegenwart? Eine Antwort darauf liefert die Episode nicht.

Und auch die Tatsache, dass Rios Teresa und Ricardo in dem Unterschlupf von Tallinn zurücklässt, das voller fortgeschrittener Technologie ist, verwundert. Glaubt er wirklich, dass die Ärztin oder der Junge nicht das eine oder andere Gerät mitgehen lassen? Schließlich hat sie sich besonders fasziniert von den medizinischen Werkzeugen gezeigt. Klar, auch dies könnte man mit der Theorie des Paralleluniversums erklären. Doch wird man am Ende von der Intelligenz der Tat nicht sonderlich überzeugt sein.

Das Versteckspiel ist eine im Prinzip gute Folge, die jedoch in den Nebenplots sowie einigen Details schwächelt. Wie viele Leute hat Adam Soong eigentlich? Und wieso kann das Notfallkampfhologramm Jurati hören, obwohl die Borgkönigin dominiert und sie nur in ihren Gedanken sprechen kann? Es sind nur Kleinigkeiten, doch im Gesamtbild fallen sie dennoch deutlich auf.

Warpskala

Warpskala
7 10 0 1
7/10
Total Score

Positiv

  • Plot um die Borgkönigin und ihre Eroberung der La Sirena

Negativ

  • Nebenplots
  • Logikfehler in der Folge
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen