Picard trifft endlich auf den Wächter, oder doch nicht?

Alles wie nicht vorgesehen

Das Team rund um Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) ist verstreut. Während Raffi (Michelle Hurd) und Seven (Jeri Ryan) versuchen, Rios (Santiago Cabrera) aus den Fängen von Homeland Security zu befreien, bleiben Picard und Agnes  (Alison Pill) mit der Borgkönigin (Annie Wersching) zurück. Bis dem ehemaligen Captain der Enterprise eine Idee kommt, wer der Wächter sein könnte und wie er ihn kontaktieren kann.

Er macht sich auf und trifft sich mit einer alten, bzw. in jener Zeit, jungen Freundin. Es ist Guinan (Ito Aghayere), die ihn allerdings nicht wiedererkennt. Sie ist auch nicht bereit, ihm zu helfen, da sie von der Erde und ihren Problemen genug hat. Der Sternenflottenadmiral muss sein ganzes Überredungsgeschick aufwenden, um sie davon zu überzeugen, ihn trotzdem zu unterstützen.

Wächter ist eine Folge, die nicht nur den Zuschauer ständig überrascht, sondern ebenso die Figuren, die die Serie tragen. Immer dann, wenn man meint, dass man ahnt, wie sich Sachen entwickeln, geschieht etwas, womit man überhaupt nicht gerechnet hat. Und am Ende sitzt man erstmal sprachlos da, weil man das, was in den letzten Minute gezeigt wurde, nicht erwartet hat.

Eine Wiederbegegnung unter anderen Umständen

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Wiederbegegnung Jean-Luc Picards mit Guinan. Die in dieser Folge jedoch nicht von Whoopi Goldberg dargestellt wird, sondern von der nigerianisch-kanadischen Schauspielerin Ito Aghayere, die mit TNG aufwuchs. Es ist eine gute Entscheidung gewesen, den Charakter für die Zeit, in der die Handlung der Folge stattfindet, neu zu casten. Denn wie man bereits in Die Stargazer gesehen hat, ist die Zeit an der ursprünglichen Darstellerin nicht spurlos vorüber gegangen, sodass sie ein früheres Ich nur mit viel Aufwand hätte darstellen können.

Und wie Wächter zeigt, ist Ito Aghayeres Interpretation der Figur passend für die Handlung der zweiten Staffel. Sie ist frustriert und von der Erde und ihrer Entwicklung enttäuscht. Wobei ihr die Entscheidung sicherlich nicht leicht fällt. Sie ist verletzt, verwundet von einem Planeten, den sie einerseits super findet aber andererseits auch als komplett vom Weg abgekommen ansieht. Die darstellerische Leistung ist hier wirklich exzellent!

Weswegen Jean-Luc natürlich alles daran setzt, sie dahingehend zu überreden, doch noch zu bleiben und ihm zu helfen. Dies wird allerdings dadurch erschwert, dass sie sich nicht an ihn erinnern kann. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass auf wegen der Einmischung von Q in der veränderten Zeit die Ereignisse von Gefahr aus dem 19. Jahrhundert nicht stattfanden. Das wird übrigens in der Episode selbst nicht erklärt, sondern vielmehr hat Showrunner Terry Matalas das gesagt.

Aufmunterung gewünscht?

Während Jean-Luc sich in Wächter um seine Freundin Guinan bemüht, lässt er Agnes zurück. Sie soll auf die Borgkönigin aufpassen, was im Grunde genommen eine einzige Einladung zum Desaster ist. Und in der Tat nutzt die Königin den Umstand aus, dass die Zeitreisenden auch jetzt noch auf sie angewiesen sind, um bestimmte System der La Sirena ins Laufen zu bringen, und umgarnt förmlich die Wissenschaftlerin.

Es sorgt für eine Gänsehaut, wenn man sieht, wie die Borg mit Agnes umgeht. Wie sie wirklich gezielt ihre Schwächen und geheimsten Wünsche anspricht, sie förmlich bezirzt. Und wie die Wissenschaftlerin anscheinend darauf eingeht und der Königin etwas verspricht, was zu nichts Gutem führen könnte. Doch wie es ein Dauerthema dieser Folge ist, geschieht am Ende etwas, womit man nicht gerechnet hat. Womit die Spannung für die nächste Episode erhöht wird.

In all dieser tristen und trüben Atmosphäre dient der Plot um Seven und Raffi als eine kleine Aufheiterung. Zwar wird auch hier angesprochen, dass Raffi den Tod von Elnor immer noch nicht verarbeitet hat. Doch dann eskaliert die Lage, weil Letztere immer aggressiver auftritt, während Seven versucht, sie zu bremsen. Was überhaupt nicht funktioniert, sodass die beiden kurze Zeit später in einem gestohlenen Polizeiwagen sitzen, mit dem Ziel Rios zu finden und zu befreien. Diese Szenen sorgen nicht nur für Action, sondern ebenso für Humor, weil hier teilweise herrliche Sprüche rausgehauen werden und Raffi Probleme hat, Karten zu lesen.

Was für ein Ende. Was für ein Ende!

Das Amerika des Jahres 2024 wird in Wächter nicht verschwiegen. Man sieht, was alles im Argen ist. Wie der Grenzschutz quasi Amok läuft und die Personen, die er verhaftet, irgendwann verschwinden. Guinans Frustration, so dramatisch und pathetisch sie auch vorgetragen wird, macht Sinn. Picards Optimismus, durch sein Wissen über die Zukunft bedingt, wirkt da schon fast fehl am Platze, ist aber ein wichtiger Kontrastpunkt, um klar zu machen, dass es immer Hoffnung gibt. Er selbst ist dabei dieses Zeichen der Hoffnung, weil er eben aus einer Zeit stammt, in der die Menschheit die Kurve noch gekriegt hat.

Und dann ist da das Ende der Folge. Wo innerhalb weniger Minuten gleich mehrere Kracher rausgehauen werden. Insbesondere die letzte Szene wird den Zuschauer in Aufregung versetzen. Weil man sich dabei fragt, wie dies möglich ist, was die Ursache ist. Am Ende wird man auf die Auflösung vermutlich mindestens eine Woche warten müssen. Was einem verdammt schwer fallen wird.

Wertung

Wertung
10 10 0 1
10/10
Total Score

Positiv

  • Raffi und Seven
  • Guinan
  • Unvorhersehbare Handlungsentwicklungen
Götz Piesbergen

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