In Assimilation erweist sich, dass, wenn es darauf ankommt, alles schiefläuft, was schieflaufen kann.
Ein bekannter Ablauf
An Bord der La Sirena ist die Lage brenzlig. Zwar gelingt es Seven und Raffi, die Angreifer zu eliminieren, doch Elnor wird dabei lebensgefährlich verletzt. Die Borgkönigin reißt dann die Kontrolle über das Schiff an sich und steuert es in die Vergangenheit.
Dort angekommen kann Picard gerade noch eine komplette Bruchlandung verhindern. Allerdings stirbt Elnor kurz darauf. Raffi (Michelle Hurd), Seven (Jeri Ryan) und Rios (Santiago Cabrera) brechen anschließend auf, den Wächter zu suchen. Und Agnes (Alison Pill) selbst will sich unter Aufsicht von Picard (Patrick Stewart) auf ein riskantes Experiment mit der Borgkönigin (Annie Wersching) einlassen.
Viele bekannte Zeitreisegeschichten laufen nach einem bestimmten Schema ab: Es wird entdeckt, dass die Zeit verändert wurde. Ein Plan wird gefasst, diese Änderung wieder rückgängig zu machen. Und alles an diesem geht erstmal komplett schief, sodass der Erfolg der Mission in den Sternen steht. Genau nach diesem Prinzip läuft auch Assimilation ab.
Vorhersagbar und nicht langweilig
Und so kann man schon erahnen, wie die Dinge sich entwickeln werden. Es gibt Tote, die Mannschaft wird in alle Winde zerstreut und es droht eine „temporale Kontamination“, weil ein Mannschaftsmitglied gefangengenommen wird und Zukunftstechnologie in die falschen Hände gerät. Also alles vorhersagbar und langweilig?
Erstaunlicherweise mitnichten. Es mag sein, dass man bestimmte Schlüsselereignisse von Assimilation vorhersagen kann. Doch die Charaktere gleichen das mehr als aus. Denn jede einzelne Figur wird hervorragend dargestellt und entwickelt sich völlig unvorhersehbar.
Raffi ist das beste Beispiel für. Als sie kurz nach Elnors Tod Picard anfährt und ihm vorwirft, dass er sie und die anderen für sein Spiel gegen Q benutzt, gibt sie unwissentlich das wieder, was jener in Buße zu dem Sternenflottenadmiral in der letzten Episode gesagt hat. Oder als sie ihre Trauer um ihren verstorbenen Schützling runterschluckt, um sich auf die Mission und die potentielle Wiedererweckung des Romulaners zu fokussieren.
Oder Agnes, die als die Wissenschaftlerin des Teams sich an ein komplett wahnsinniges Projekt wagt. Etwas, vor dem sie von Jean-Luc in Assimilation gewarnt. Dabei könnten Jean-Lucs Befürchtungen anscheinend sogar wahr werden.
Eine gruselige Rückkehr
Das absolute Highlight der Folge ist natürlich jedes Mal, wenn die Borgkönigin auftaucht. Man hat hier in dieser Episode das erste Mal Gelegenheit, sie näher kennenzulernen. Und im Prinzip wird bestätigt, dass sie beim letzten Mal nur geschwächt, aber nicht schwach war. Man sieht jetzt, was sie anrichten kann, wenn sie die Chance hat. Und das ist absolut furchterregend.
Es ist eine Rückkehr zur fast alten Stärke. Und es kommt zu einem Katz- und Mausspiel, zwischen ihr, Agnes und Picard. Hier spielt Assimiliation mit den Erwartungen des Zuschauers. Denn was hier passiert, entspricht eben nicht dem, von dem man als Zuschauer dachte, dass es geschehen würde. Wodurch klar gemacht wird, dass auch die künftigen Episoden nicht unbedingt Schema F folgen werden, was eine sehr gute Nachricht ist.
Kommt es zum Aufstand?
Der Tod von Elnor zu Beginn der Folge macht deutlich, dass niemand sicher ist. Sein Ableben ist langsam und qualvoll, wodurch unterstrichen wird, dass es hier so etwas wie einen Heldentod nicht geben kann und wird. Vermutlich wird es im weiteren Verlauf der Mission noch weitere Todesfälle geben. Es ist alles möglich, was großartig ist!
Stichwort „Picard“: Assimilation lässt ihn persönlich nur selten aktiv werden. Er drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern lässt dadurch den anderen Figuren den Raum, sich zu entwickeln. Doch wenn er im Mittelpunkt steht, dann sind es grandiose Szenen. Es wird auf seine Vergangenheit mit den Borg eingegangen. Und auch der Plot mit Q wird kurz weitergetrieben. Man merkt dem Charakter seine Lebensjahre und Erfahrungen an, ohne, dass es übertrieben wirkt.
Jetzt, wo die Serie in der Vergangenheit angekommen ist, verspricht es übrigens richtig spannend zu werden. Das Jahr 2024 kennt man schon aus dem Deep Space Nine-Zweiteiler Gefangen in der Vergangenheit. Und man sieht hier schon Ansätze davon, dass das, was damals angesprochen und gezeigt wurde, hier aufgegriffen und fortgeführt wird. Die soziale Ungerechtigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich und die Verachtung gegenüber all jenen, die aus dem Raster gefallen sind, werden glaubhaft rübergebracht. Und wer weiß? Vielleicht wird auch der Aufstand aus jenem Zweiteiler ebenfalls gezeigt, nur aus einer anderen Perspektive.
Bitte kein Zeitparadoxon
Und dann ist ja auch noch unklar, wer der Wächter ist, oder ab wann und wieso sich die Zeit geändert hat. Hoffentlich ist kein Zeitparadoxon die Ursache dafür, weil dies ein lahmer Grund wäre.
Assimilation ist eine großartige Folge, bei der absolut unklar ist, wie es weitergehen wird. So macht die Serie auf jeden Fall Spaß.
Wertung
WertungPositiv
- Die Charaktere
- Niemand ist sicher
- Die Borgkönigin
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