Parth Ferengis Lieblingsort bietet einige Überraschungen.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Die Ferengi möchten der Föderation beitreten. Verhandlungsführer für dieses Sternenbündnis ist Admiral Vassery (Fred Tatasciore), der sich allerdings als nicht sonderlich hell erweist, sehr zum Leidwesen von Captain Freeman (Dawnn Lewis). Denn die Gegenseite, geführt von dem Grand Nagus Rom (Max Grodénchik) und dessen erster Sekretärin Leeta (Chase Masterson), zieht ihn über den Tisch. Weshalb der angeblich so sichere Beitritt in die Föderation in weite Ferne zu rücken scheint.

Während der Verhandlungen erhalten die Lieutenants Junior Grade die Aufgabe, ein wenig mehr über die Kultur des Beitrittskandidaten herauszufinden. Was sie auf unterschiedliche Art und Weise machen. Sam Rutherford (Eugene Cordero) und D’Vana Tendi (Noël Wells) geben sich als Paar auf und geraten in ein einige … merkwürdige Momente. Brad Boimler (Jack Quaid) bleibt beim Ferengi-Fernsehen hängen. Und Beckett Mariner (Tawny Newsome) trifft einen alten Bekannten, der an ihr ein für sie ungewöhnliches Verhalten feststellt.

Bereits früher hat Lower Decks bewiesen, dass sie in der Lage war, drei Handlungsebenen in eine Episode zu quetschen. Parth Ferengis Lieblingsort toppt dies allerdings, indem sie gleich vier Plots hat, die in dieser Folge von Anfang bis Ende laufen. Das Erstaunliche ist, dass das sogar funktioniert.

Das ewige Leid mit den Vorgesetzten

Grund dafür ist, dass die Handlung von Boimler nicht wirklich Handlungszeit in Anspruch nimmt, sondern nur ab und an für ein paar Sekunden als Comedyrelief eingestreut wird. Wodurch die anderen Plots natürlich entsprechend mehr Zeit kriegen, sich ihrerseits auszubreiten und weiterzuentwickeln.

Und Parth Ferengis Lieblingsort ist nach Emphatische Irrtümer bereits das zweite Mal, dass Captain Carol Freeman sich als eine kompetente Sternenflottenoffizierin erweist. Sie kennt die Kultur der Ferengis auf jeden Fall besser als ihr Vorgesetzter, kann allerdings über weite Teile der Folge nichts tun, als dazusitzen und mitzuerleben, wie er ein ums andere Mal von der Gegenseite über den Tisch gezogen wird. Dabei wirkt er jedes Mal noch dümmer, bis er am Ende von allem so überwältigt ist, dass er nichts Intelligentes mehr beitragen kann. Was für die Kommandantin der Cerritos der Moment ist, ihr Können zu beweisen.

Es ist wunderbar, dass diese Episode einmal mehr mit der Trek-Historie beschäftigt und nach Diplomatie mal anders sich wieder der Deep Space Nine-Serie bedient. Dieses Mal wird aufgegriffen, dass am Ende jener Reihe Rom zum Grand Nagus seiner Spezies ernannt wurde und er gemeinsam mit Leeta auf seine Heimatwelt zog. Und jetzt sieht man, wie die beiden sich gemacht haben. Nämlich exzellent. Sie ergänzen sich gegenseitig: Er gibt den leicht trotteligen Anführer der Ferengis, sie seine gewiefte und mit allen Wassern gewaschene Sekretärin, die versucht, seine Schwächen auszugleichen. Dass dies nur ein Schauspiel ist, wird dabei wiederholt klargemacht.

Veränderungen überall

Doch Parth Ferengis Lieblingsort lebt nicht nur von dem Wiederauftreten von Rom und Leeta, die im Original übrigens von den Originalschauspielern Max Grodenchik und Chase Masterson gesprochen werden, sondern auch von der Tatsache, dass man mehr von der Ferengikultur sieht und wie sie sich verändert hat seit den Reformen von Zek und Rom. Frauen tragen Kleidung und werden als gleichberechtigt zu den Männern dargestellt, und vom Waffengeschäft sieht man inzwischen ab, sehr zum Unmut einiger Ferengis. Dass die Reformen noch nicht bei allen greifen, wird ebenso am Rande dargestellt, ohne, dass es forciert wirkt.

Interessant ist allerdings der Subplot um Sam Rutherford und D’Vana Tendi. Beide müssen vorgeben ein Liebespaar zu sein, was zu einigen … lustigen Entwicklungen auf Feringar führt. So müssen sie in einer Szene Schokoladenabbilder des jeweils anderen essen und dabei sagen, was sie aneinander mögen, was für sie peinlich ist.

Auch wenn die Beziehung der zwei in der letzten Zeit nicht mehr so stark im Fokus des Geschehens war, waren die beiden vor allem in früheren Episoden schon fast unzertrennlich. Umso schöner, dass jetzt in Parth Ferengis Lieblingsort thematisiert wird, wie sie wirklich zueinanderstehen. Es ist, wie es so schön heißt, kompliziert. Beide hegen deutliche Gefühle füreinander, aber diese sind, wie es im Laufe dieser Folge gezeigt, noch eher freundschaftlich und noch nicht ganz romantisch.

 

Was ist mit Mariner los?

Interessant ist, was bei Mariners Subplot ausgesagt wird. Sie war ja schon immer ein Wildfang und über ihre Beförderung nicht sonderlich glücklich. Wobei sich Keine Knochen, muss aber trotzdem fliehen andeutete, dass sie sich mit der Entscheidung abfinden könnte. Doch ob dem wirklich so ist? Gemäß ihres Verhaltens in dieser Episode, wo sie sich selbst für ihre Verhältnisse sehr wild und außer Kontrolle aufführte, scheint die Entscheidung immer noch an ihr zu nagen. Ihre Aktionen wirken verzweifelt, wie ein Versuch, den Lauf der Dinge rückgängig zu machen, sich wieder wie früher aufführen zu können. Was allerdings nicht so ganz funktioniert hat.

Es ist eine Entwicklung, bei der man gespannt sein kann, wohin sie geht. Denn momentan ist die Richtung noch nicht erkennbar. Wenn man ehrlich sein soll, dann wäre eine ihre Herabstufung in den Rang eines Ensigns im Vergleich zu den anderen ein deutlicher Rückschritt: Derweil die anderen sich nämlich fortentwickeln, würde sie stagnieren.

Parth Ferengis Lieblingsort ist eine weitere großartige Lower Decks-Folge, mit jeder Menge Anspielungen und Eastereggs auf die Ferengis und ihre Kultur. Dass die Beitrittsverhandlungen erfolgreich sein werden, weiß man jetzt nicht zuletzt dank der Star Trek – Discovery-Reihe, wo sie fester Bestandteil der Föderation und der Sternenflotte sind. Umso schöner, dass man hier den Anfang dieser Entwicklung mitkriegt.

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Götz Piesbergen

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