Eine Reise ins 20. Jahrhundert – Kirk und Spock auf Walfang.
Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart – Star Trek IV: The Voyage Home
USA 1986
119 Minuten
Rehabilitierung für die Meuterer
Um das Leben von Spock zu retten, haben Admiral Kirk und seine Crew in Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock einiges auf sich genommen und mit der Befehlsverweigerung und der Entführung der Enterprise ihre Karriere ruiniert. Am Ende lebte Spock zwar wieder, aber mit Meuterern konnte man kaum einfach Star Trek weitermachen. Irgendwie musste es noch eine abschließende Geschichte geben, die eine Rehabilitation möglich macht. Und somit stand schnell fest, wie das Ende von Star Trek IV aussehen musste. Wieder würde Leonard Nimoy Regie führen, aber außerdem auch noch seine alte Rolle als Spock über den ganzen Film spielen.
In Star Trek IV sollte es diesmal um eine Zeitreise gehen, denn Zeitreisen waren schon in der Originalserie sehr beliebt. Dort kam es in den 79 Folgen viermal zu Zeitreisen.
Als Star Trek IV im Herbst 1986 in die Kinos kam, erhielt er in den USA den Untertitel: The Voyage Home (Die Heimreise). Das war den deutschen Verleihern aber offenbar zu schlicht. Und da der Film sowieso eine turbulente Zeitreise erzählte, überlegte man sich einen Titel, der Assoziationen zu Robert Zemeckies Zurück in die Zukunft schaffen sollte. Auf den Plakaten las man also damals Zurück in die Gegenwart und fast etwas verschämt klein darunter Star Trek IV.
Kirk (William Shatner), McCoy (DeForrest Kelly), Scotty (James Doohan), Sulu (George Takai), Chekov (Walter Koenig) und Uhura (Nichelle Nichols) beschließen, mit dem erbeuteten klingonischen Raumschiff – der „Bounty“ – zur Erde zu fliegen und sich dort wegen der Entführung der Enterprise zu stellen. Spock (Leonard Nimoy) will seine Freunde begleiten. Unterwegs empfangen sie einen Warnruf von der Erde.
Eine Sonde würde zerstörerische Signale auf die Meere richten. Außerdem verlieren alle Schiffe im Orbit ihre Energie. Spock wird sofort aktiv und untersucht die Signale. Es handelt sich um Gesänge von Buckelwalen. Die sind aber im 23. Jahrhundert ausgestorben. Sollte die Sonde auf eine Antwort in Form von Walgesang warten, würde die Antwort niemals kommen. Kirk beschließt, ins 20. Jahrhundert zurückzukehren, um dort Buckelwale in die Zukunft zu entführen.
Die Zeitreise geht los und führt uns mitten in das Jahr 1986. Uhura entdeckt tatsächlich Buckelwale, die sich in einem Meeresaquarium in San Fransisco befinden. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Denn der „Bounty“ fehlt die Energie für die Rückkehr ins 23. Jahrhundert.
Die Crew teilt sich also auf. Kirk und Spock nehmen das Aquarium in Augenschein, wo sie die Meeresbiologin Gillian Taylor (Catherine Hicks) treffen, die für die Buckelwale verantwortlich ist. Sie merkt schnell, dass mit diesen beiden Männern etwas nicht stimmt. Als ihr Spock weismachen will, das Walweibchen sei schwanger, wird sie dann aber doch besorgt. Noch nie habe ein in Gefangenschaft geborener Buckelwal überlebt, freilassen sei aber wegen der Walfänger auch gefährlich. Schließlich offenbaren sich Kirk und Spock als Besucher aus der Zukunft, die ihre Wale retten können, indem sie diese in die Zukunft bringen.
Inzwischen haben Scotty und McCoy eine Möglichkeit gefunden, wie man die Wale transportieren kann, und Chekov und Uhura haben einen atombetriebenen Flugzeugträger gefunden, der die Energie für die Rückreise liefern kann. Nun kommt es aber doch noch zu ernsthaften Schwierigkeiten. Chekov wird auf dem Flugzeugträger festgenommen und wegen seines russischen Akzentes für einen sowjetischen Spion gehalten. Außerdem wurden die Wale verfrüht freigelassen, wovon Dr. Taylor nichts wusste. Gillian Taylor hilft bei der Befreiung Chekovs und schafft es schließlich, Kirk davon zu überzeugen, dass sie die Reise in die Zukunft mitmacht. Die Buckelwale können im letzten Moment vor Walfängern gerettet und an Bord gebeamt werden.
Im 23. Jahrhundert angekommen, werden die Buckelwale ins Meer gelassen, wo sie sofort ihre Walgesänge beginnen und Kontakt mit der Sonde aufnehmen. Die Gefahr für die Erde ist vorbei und die Crew der einstigen Enterprise verantwortet sich vor Gericht. Alle außer Kirk werden begnadigt. Der wird zum Captain degradiert und erhält das Kommando über eine neue Enterprise mit Rufzeichen NCC 1701-A.
Vor und hinter der Kamera
Für Leonard Nimoy war Star Trek IV die zweite Regiearbeit für einen Kinofilm. Er hatte nun schon etwas Erfahrung und konnte neben der Regie auch eine Hauptrolle spielen. Auch für die Schauspieler war es eine sehr angenehme Arbeit. Nimoy ließ seinen Kollegen und Nichelle Nichols oft freie Hand und Improvisationsmöglichkeiten.
Eine dieser improvisierten Szenen gelang ganz besonders gut. Chekov und Uhura sind auf der Suche nach den atomgetriebenen Kriegsschiffen. Es gab keine festen Dialoge, und so gingen Walter Koenig und Nichelle Nichols einfach auf und ab und fragten die herumstehenden Komparsen, wo die Kriegsschiffe in San Francisco zu finden sind. Die durften natürlich nicht antworten. Plötzlich kam eine junge Frau mit einer Einkaufstasche. Koenig und Nichols bemerkten nicht, dass sie gar keine Statistin war. Die junge Frau ihrerseits merkte nicht, dass hier Dreharbeiten stattfanden und antwortete bereitwillig auf die Frage von Chekov. Die Schiffe seien auf der anderen Seite der Bucht, in Alameda. Als man dann merkte, dass sie gar nicht zum Drehteam gehörte, ging ihr sofort jemand hinterher und erbat die Erlaubnis, die eben gefilmte Szene für den Film verwenden zu dürfen.
In Star Trek IV spielen wirklich erstmals alle Besatzungsmitglieder eine tragende Rolle. Haben Chekov, Sulu und Uhura noch im ersten Film ihre Routinearbeit auf der Brücke gemacht und bleiben für die Handlung im Hintergrund, trug Chekov schon in Star Trek II deutlich mehr zur Handlung bei. In Star Trek III hatten dann Uhura und Sulu etwas mehr zu tun. Hier nun aber sind alle tatkräftig dabei, die Wale zu retten. Sulus Anteil hätte noch etwas größer ausfallen können, aber sein Part wurde dann doch wieder gekürzt. So hätte man gesehen, wie er den Hubschrauber organisiert und wie er auf seinen eigenen Vorfahren getroffen wäre.
Die Filmmusik wurde dieses Mal von Leonard Rosenmann geschrieben. Rosenmann hatte schon die Musik vieler Filmklassiker gemacht, darunter die James Dean Filme Jenseits von Eden und …denn sie wissen nicht, was sie tun. Mit Countdown – Start zum Mond, Rückkehr zum Planet der Affen und Die Schlacht um den Planet der Affen hatte er bereits für Science-Fiction-Filme die Musik komponiert.
1978 machte er die Musik zu dem Zeichentrickfilm Herr der Ringe, und leider hat man etwas den Eindruck, dass er für Star Trek IV an vielen Stellen nur Variationen jener Herr der Ringe-Musik verwendete. Sein letzter SF-Film war dann Robocop 2.
Als Gaststar spielte Catherine Hicks mit. Die damals 35-jährige Schauspielerin war und ist vor allem im Fernsehen zu sehen. 1980 spielte sie in dem Fernsehfilm Marylin Monroe die Titelrolle und 1988 eine Hauptrolle in Chucky, die Mörderpuppe. Sehr erfolgreich war die Familienserie Eine himmlische Familie, in der sie von 1996 bis 2007 in allen 11 Staffeln eine Hauptrolle hatte. Und hier spielte sie mit Stephen Collins zusammen, den wir als Will Decker aus Star Trek – The Motion Picture kennen.
Sie war der erste weibliche Gaststar in Star Trek, mit der Kirk keine Beziehung hatte oder anfing. Das hätte allerdings auch etwas merkwürdig gewirkt, denn sie ist 20 Jahre jünger als William Shatner.
Zeitparadoxe
Die Zeitreise war zwar sehr spaßig in Szene gesetzt, aber mehr als das wurde aus dem Storyansatz auch nicht herausgeholt.
Jedenfalls machten sich die Drehbuchautoren Harve Bennett und Nicholas Meyer keine Mühe, die Probleme von Zeitparadoxen zu berücksichtigen. Im Gegenteil: Ganz bewusst setzen sie den Charakteren Situationen aus, in denen sie die Zeitlinie verändern. So verkauft Kirk seine Brille an einen Antiquitätenhändler, Scotty verrät die Herstellung des in dieser Zeit noch nicht erfundenen „transparenten Aluminiums“, Chekov lässt Phaser und Kommunikator auf dem Flugzeugträger zurück und schließlich nimmt Kirk eine Frau aus dem 20. Jahrhundert mit in seine Zeit, ohne abschätzen zu können, ob sie in ihrer Zeit noch zu einer bedeutenden Person werden würde.
Bei so vielen Eingriffen ist der eigentliche Reiz von Zeitreise-Geschichten gar nicht mehr vorhanden, nämlich genau solche Situationen zu vermeiden und trotzdem sein Ziel zu erreichen. Oder die Auswirkungen in den Eingriff des Zeitablaufs zu zeigen. Da bleibt dann nur noch ein unterhaltsamer und humorvoller Film zurück, der aber weit weg von der Inhaltstiefe und Aussagekraft einer Star Trek-Geschichte ist. Dabei hat Zurück in die Zukunft doch gezeigt, dass man Spaß und Konsequenzen von Zeitreisen durchaus unter einen Hut bekommen kann.
Eigentlich hätten Kirk und die Crew in eine neue Zeitlinie zurückkehren müssen, sozusagen eine Bounty-Timeline.
Die Methode, mit der die „Bounty“ in die Vergangenheit vorstößt, ist übrigens die gleiche, mit der die Enterprise in der Fernsehserie zwei Mal ins 20. Jahrhundert gereist ist. Das Raumschiff beschleunigt in Richtung einer Schwerkraftquelle und wird so in die Vergangenheit gerissen. Durch Zufall wurde diese Zeitreise-Methode in Morgen ist Gestern entdeckt und ganz bewusst noch einmal eingesetzt wurde sie dann in Ein Planet, genannt Erde. Auf diese Weise wurde in allen Star Trek-Serien nie wieder in die Vergangenheit gereist.
An einer Stelle beweist Star Trek IV, dass von den Toten Auferstandene offenbar unter Erinnerungsverlust leiden. McCoy versucht eine Unterhaltung mit Spock. Spock erklärt, sich nur mit jemanden über den Tod und die Wiederauferstehung unterhalten zu können, der das auch schon erlebt habe. Diese Bedingung erfüllt McCoy aber. Er war nämlich in der Serie tatsächlich schon einmal gestorben. In Landurlaub wurde er von einem Robot-Ritter mittels einer Lanze durchbohrt. Er wurde vom Hüter des Urlaubsplaneten dann wiederbelebt. Wo Spocks Bewusstsein eigentlich nur die „Sicherheitskopie“ eines Originals ist und Spock somit gar nicht wirklich von den Toten wieder auferstanden ist, war McCoy tatsächlich tot. Wenn einer also etwas dazu sagen kann, wie es ist, tot zu sein, dann ist es McCoy und nicht Spock.
Der vierte Star Trek Film wurde zu dem bisher erfolgreichsten Film der Reihe und somit fiel Paramount die Entscheidung nicht schwer, einen fünften Film anzukündigen – und eine neue Fernsehserie. Kein Jahr später startete auf den Fernsehbildschirmen eine neue Generation dorthin, wo noch niemand gewesen ist – auf einer Enterprise mit dem Rufzeichen NCC 1701-D.
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