Kirk verliert nicht gern – doch mit Khan als Gegner wird er jemanden verlieren müssen.

Star Trek II – Der Zorn des Khan – Star Trek II – The Wrath of Khan
USA 1982
113 Minuten

Der schlafende Tiger

Eigentlich war Star Trek: Der Film recht erfolgreich im Kino gelaufen, aber seine Kosten waren im Vergleich zu seinen Einnahmen zu hoch. Da man bei Paramount eine Teilschuld für das schwache Einspielergebnis des Films bei Produzent Gene Roddenberry sah, wurde für den zweiten Film Harve Bennett mit der Produktion betraut. Er war wie Roddenberry im Fernsehen tätig und wollte den nächsten Kinofilm wieder dorthin bringen, wo die Fernsehserie erfolgreich war: bei spannenden aber intelligent gemachten Abenteuern. Er war es dann auch, der nach Sichtung aller Star Trek-Folgen auf die Idee kam, die Episode Der schlafende Tiger fortzusetzen.

In ihrem ersten Jahr begegnet der Enterprise ein treibendes Schiff. Auf der Botany Bay finden sich fast 80 Schläferinnen und Schläfer, die offenbar aus dem 20. Jahrhundert stammen. (In der deutschen Synchro wurde daraus das 21. Jahrhundert.) Der Kommandant wird geweckt. Er nennt sich selbst Khan (Ricardo Montalban) und möchte, dass auch der Rest seiner Crew geweckt wird. Aber Captain Kirk (William Shatner) ist vorsichtig, will die Botany Bay erst einmal zu einer Sternenbasis bringen.

Schließlich recherchieren Kirk und Spock (Leonard Nimoy) im Computer, wer dieser Khan tatsächlich ist: Khan Noonien Singh, der Anführer einer Gruppe genetisch aufgewerteter Menschen, die in einigen Ländern die Macht an sich gerissen und die Welt in die Eugenischen Kriege getrieben hatten. Nach ihrer Niederlage waren sie verschwunden, offenbar waren sie mit dem eben entdeckten Raumschiff ins All geflohen.

Khan versucht das Kommando über die Enterprise zu erlangen, aber Kirk und Spock können das Blatt wenden. Die genetisch verbesserten Menschen werden zu lebenslanger Verbannung auf Ceti Alpha 5 verurteilt, einer lebensfreundlichen Welt, in dessen Nähe die Enterprise gerade kreuzt.

Ricardo Montalban hatte damals einen der interessantesten Gegner von Captain Kirk gespielt und es schien reizvoll zu sein, Kirk noch einmal mit ihm zu konfrontieren.

Leonard Nimoy wollte zunächst wiederum nicht mitspielen, aber man lockte ihn mit einer sehr gut geschriebenen Sterbeszene. Da man wieder für zukünftige Filme mitdachte, brauchte man wie schon für das Projekt Star Trek Phase II einen neuen Vulkanier auf der Brücke, der Spock dann ersetzen würde. Dieser neue Vulkanier sollte Saavik heißen und in Star Trek II vorgestellt werden. Schließlich wurde aus dem männlichen Vulkanier eine Frau. Dabei vergaß man, den Namen zu ändern. Denn nur männliche vulkanische Namen fangen mit einem S an und enden auf K. (Spock, Surak, Sarek). Weibliche Namen beginnen mit einem „T’“ (T’Pring, T‘Pau, T’Pol). Saavik ist somit die einzige Vulkanierin mit einem männlichen Namen. (Anmerkung: Valeris in Star Trek VI hat ebenfalls keinen typischen vulkanischen Frauennamen.)

Harve Bennett konzipierte die Story und Jack B. Sowards entwickelte daraus das Drehbuch.

 

Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird!
… es ist sehr kalt im Weltraum.

Carol Marcus (Bibi Besch) und ihr Sohn David (Merritt Butrick) haben ein Projektil entwickelt, das aus einem leblosen Himmelskörper eine bewohnbare Welt erschaffen kann. Das Projekt steht kurz vor der letzten Testphase. Ceti Alpha 6 scheint genau der richtige Planet zu sein. Chekov (Walter Koenig) und Captain Terrell (Paul Winfield), der Kommandant der Reliant, beamen sich auf den Planeten, um zu bestätigen, dass es dort tatsächlich kein Leben gibt.

Doch da stoßen sie auf ein Wrack. Es ist die Botany Bay. Chekov mahnt noch zum schnellen Aufbruch, doch es ist zu spät. Chekov und Terrell werden gefangen genommen. Es ist Khan und der erklärt ihnen, dies sei Ceti Alpha 5. Er wurde unbewohnbar, nachdem Ceti Alpha 6 kurz nach der Ankunft der Verbannten explodierte.

Nun geht alles ganz schnell. Khan und seine Leute entern die Reliant und versuchen, das Genesis-Projektil in ihren Besitz zu bringen. Khan hat nur noch ein Lebensziel: Er will Rache an Admiral Kirk.

Der beobachtet zurzeit auf der Enterprise einige Raumkadetten bei ihrer Abschlussprüfung. Spock ist besonders stolz auf die junge Vulkanierin Saavik (Kirstie Alley). Da erreicht die Enterprise ein Anruf von Carol Marcus, Kirks Ex-Freundin. Spock überlässt Kirk das Kommando, und dieser gibt den Befehl, zur Genesis-Station Regula I zu fliegen. Doch Khan ist auch schon da und greift die Enterprise an. Die Enterprise wird schwer beschädigt, kann die Reliant aber einstweilen in die Flucht schlagen. Carol Marcus und ihr Team sind auf den Planetoiden geflüchtet, um den Regula I kreist und in dessen Innern das Genesis-Projektil eine lebensfreundliche Umwelt geschaffen hat. Hier erfährt Kirk, dass David Marcus sein Sohn ist.

Aber auch Khan war nicht untätig. Er beamt das Genesis-Projektil auf die Reliant und will es zünden, damit die Enterprise und Kirk vernichtet werden. Da der Warpantrieb nicht einsatzbereit ist, opfert Spock sein Leben, um diesen zu reparieren. Nun kann die Enterprise vor der Genesis-Explosion fliehen, die auch Khans Schiff zerstört. Die Explosion formt aus dem Nebel einen kleinen Planeten, der sich in eine lebensfreundliche Welt verwandelt. Auf diesen Genesis-Planeten wird der Sarg mit Spocks Leichnam gelandet.

Vor und hinter der Kamera

Die Regie übernahm Nicholas Meyer, ein junger Mann, der noch gar nichts mit Star Trek zu tun hatte. Er hatte bisher nur eine Regiearbeit vorzuweisen, Flucht in die Zukunft, in der Jack the Ripper in unsere Gegenwart flüchtet und von H.G. Wells verfolgt wird.

Nach Star Trek II führte Meyer nur noch bei wenigen Filmen Regie, darunter The Day After und Star Trek VI – Das unentdeckte Land. Deutlich mehr Filme profitierten von ihm als Drehbuchautor wie Kein Koks für Sherlock Holmes oder Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart. Er wirkte bei der Entstehung der Serien Die Medici und Star Trek – Discovery mit.

Wo im ersten Star Trek-Film noch versucht wurde, genau da weiterzumachen, wo die TV Serie aufgehört hatte, gab man jetzt den Charakteren Raum für eine Entwicklung, die sie in den letzten Jahren gemacht haben. So hat Kirk z. B. Probleme mit dem Älterwerden und geniert sich, eine Brille zu tragen. Star Trek: Der Film spielte nur 2 ½ Jahre nach Ende der Fünf-Jahres-Mission aus der Fernsehserie. Star Trek II setzt 15 Jahre nach den Ereignissen aus der Der schlafende Tiger ein, was etwa 9 Jahre nach der Handlung in Star Trek: Der Film entspricht. Also Zeit genug, um älter zu werden und die Figuren so alt sein zu lassen, wie ihre Schauspieler tatsächlich waren.

Star Trek 2 Der Zorn desKhan

Der neue Charakter Saavik wurde von Kirstie Alley gespielt, die bis zu diesem Zeitpunkt noch in keinen Filmen mitgespielt hatte. Saavik war ein interessanter Charakter. Sie war halb-romulanisch, weshalb sie bei der Beisetzung von Spock auch weinen darf. In ihrem Charakter verbindet sie Eigenschaften von Kirk und von Spock. Sie lernt, dass das sture Befolgen von Regeln und Vorschriften nicht immer von Vorteil ist. Diese  Figur hätte noch viel erzählerisches Potential gehabt, aber Kirstie Alley spielte ihre Rolle im nächsten Star Trek-Film nicht mehr weiter und wurde von Robin Curtis ersetzt. Dort wurde die Figur nicht mehr weiter ausgeleuchtet und verabschiedete sich in Star Trek IV dann für immer.

Auf einem Con-Panel zum 50. Star Trek-Jubiläum 2016 sagte Kirstie Alley, man habe ihr die Rolle in Star Trek III zwar angeboten, wollte aber weniger Gage zahlen als bei ihrem ersten Auftritt. Das sah sie nicht ein und lehnte ab. Sie hätte nun erwartet, dass sie ein höheres Angebot bekommen würde und sie dann ihrerseits mit ihrer Forderung heruntergehen würde. So würden Verhandlungen ablaufen. Aber man meldete sich nicht mehr bei ihr.

Nach Star Trek spielte sie eine Hauptrolle in der Miniserie Fackeln im Sturm, in der auch Jonathan Frakes mitspielte.
Ihre bekanntesten Produktionen danach waren die Kuck mal, wer da spricht-Filme und die Serien Cheers und Veronica.

Khan wurde wie schon in der Originalserie von Ricardo Montalbán gespielt. Der Mexikaner war häufig Gast in Fernsehserien und spielte oft Bösewichter oder Liebhaber. In Flucht vom Planet der Affen und Eroberung vom Planet der Affen spielte er den Zirkusdirektor Armando und von 1977 bis 1984 hatte er die Hauptrolle in der Fernsehserie Fantasy Island.

Die Musik des Films stammte von dem damals unbekannten James Horner, der mit seiner Musik zu Star Trek II seinen Durchbruch schaffte. Seither geht die Musik zahlreicher Filme auf seine Noten zurück, wie Aliens, Titanic, Apollo 13 oder Avatar.

Die Haare in der Suppe

Als Star Trek II – Der Zorn des Khan im Sommer 1982 in die Kinos kam, übertraf er seinen Vorgänger bei Weitem. Eine spannende Handlung und gut durchdachte und von den Schauspielern überzeugend dargestellte Charaktere. Gerade weil die Figuren jetzt so alt wie ihre Darsteller sind, wirken sie glaubwürdig, was beim ersten Film nicht so war.

Allerdings gab es doch die ein oder andere Unstimmigkeit im Film, die man als Zuschauer einfach schlucken musste.
Die Originalepisode Der schlafende Tiger war eine Folge aus der ersten Staffel. Damals war Walter Koenig noch gar nicht in der Serie. Khan und Chekov sind sich also nie begegnet. Daher ist es unwahrscheinlich, dass Khan („Ich vergesse nie ein Gesicht“) Chekov erkennt.

Ebenfalls unglaubwürdig ist die Unfähigkeit der Reliant, die Menschen auf Ceti Alpha 5 zu orten. Und dass man überhaupt den 6. Planeten mit dem 5. Planeten verwechselt hat, klingt doch sehr an den Haaren herbeigezogen.

Ziemlich weit danebengeschossen hat das Drehbuch aber bei der Entstehung des Planeten Genesis. Als das Genesis-Projektil explodiert, bildet sich aus dem Mutara-Nebel ein Planet, der in Windeseile abkühlt. Bisher hatte es immer geheißen, dass das Genesis-Projektil auf einem leblosen Planeten zum Einsatz kommt, der dann zu einer lebensfreundlichen Welt wird. Auf einmal kann man ihn auch in einem Gasnebel einsetzen, wo dann die Gasmoleküle zu einem Planeten gebildet werden? Das Projektil hat nicht nur den Planeten gebildet, sondern auch gleich die Sonne, um die der Planet kreist. Denn wo sollte sonst das Sonnenlicht herkommen, das die Pflanzen am Leben hält. Diese Unmöglichkeit wäre nicht nötig gewesen, wenn das Raumgefecht zwischen Enterprise und Reliant nicht in einem Nebel stattgefunden hätte, sondern im Orbit um den Regulus-Planetoiden und das Projektil eben jenen dann terraformt hätte.

 

Erinnerungen an die Eugenischen Kriege

Khan Noonien Singh war der Anführer der genetisch aufgewerteten Menschen, die von 1992 bis 1996 in den Eugenischen Kriegen die Welt erobern wollten. Dieser Teil der Star Trek-Timeline blieb auch in folgenden Serien ein wichtiger Bestandteil, selbst als die Realität das Jahr 1992 erreicht hatte. Allerdings wird nie wieder wirklich auf diesen Zeitraum hingewiesen. Zeitreisefolgen, die in einer ähnlichen Zeit spielen, erwähnen diese Kriege kaum. Kirk und seine Leute sinnieren in Star Trek IV nicht darüber nach, dass sie jetzt, im Jahre 1986 theoretisch schon Khan begegnen könnten, der in 6 Jahren seine Eroberungen beginnen wird.

In der Star Trek – Voyager-Doppelfolge Vor dem Ende der Zukunft landen Janeway und andere sogar in dem Jahr, in dem die Eugenischen Kriege enden, im Jahr 1996. Aber von diesem Krieg sieht man nichts, er wird nicht erwähnt.

Andererseits wird auf die Eugenischen Kriege immer wieder Bezug genommen, wenn es zum Beispiel um das Verbot der genetischen Aufwertungen bei Menschen in Deep Space Nine geht, oder um einige überlebende „Augments“ in Star Trek – Enterprise. Schließlich taucht Khan selbst noch einmal in Star Trek – Into Darkness auf, allerdings in der Kelvin-Zeitlinie.

Gegen Ende des Films starb Spock nun also tatsächlich. Allerdings hatten sich Harve Bennett und Leonard Nimoy eine kleine Möglichkeit offen gehalten. Spock legt seine Hände an die Schläfe von Dr. McCoy (DeForest Kelley) und sagt „Remember“ (deutsche Synchro: „All das vergiss bitte nie.“).

William Shatner ist überzeugt, dass die beiden schon damals eine Rückkehr von Spock beabsichtigten, obwohl Nimoy und Bennett beteuern, dass dem nicht so sei. Aber tatsächlich passt diese Remember-Szene zusammen mit Kirks letztem Logbucheintrag zu gut, um keine Absicht dahinter vermuten zu können: „Wenn Genesis wirklich Leben aus der Leblosigkeit bedeutet, dann muss ich hierher zurückkehren.“

Science Facts

Ceti Alpha, oder richtiger Alpha Ceti, ist der erste Stern des Sternbilds Walfisch. Es ist ein roter Riese, bei 90-fachem Durchmesser unserer Sonne hat er nur doppelt so viel Masse. Sein Eigenname ist Menkar. Er ist rund 250 Lichtjahre von der Erde entfernt.

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Dirk Wilkens-Hagenkötter
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