Das Leben in der Holosuite stellt sich für Nog als sehr verlockend dar.
Eine außergewöhnliche Folge
Nog (Aron Eisenberg) hat bei der Belagerung von AR-558 ein Bein verloren. Der Verlust setzt dem jungen Ferengi zu, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Er schafft es nicht, sich wieder in den Alltag zu integrieren.
Stattdessen wird für ihn die Holosuite zu einem Zufluchtsort. Vor allem die Welt von Vic Fontaine (James Darren), dem Entertainer aus dem frühen 20. Jahrhundert, wird für ihn zu dem Ort, an dem er sich wohlfühlt. Er verbringt immer mehr und mehr Zeit mit dem Sänger, wird zu dessen helfender Hand und verliert darüber, sehr zur Sorge seiner Verwandten und Freunde, den Kontakt zur Realität.
Mit Leben in der Holosuite ist Star Trek – Deep Space Nine einmal mehr eine außergewöhnliche Episode gelungen. Nachdem in Die Belagerung von AR-558 die Auswirkungen einer dauerhaften Notsituation auf die Soldaten gezeigt wurde, widmet sich diese Folge den Nachwirkungen eines solchen Ereignisses. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Nog, der ja in jener Episode sein Bein verloren hat.
Aus dem Gleichgewicht
Man lernt hier eine andere Seite des Ferengi kennen. War er zuvor immer eifrig und beflissen, vor allem darauf bedacht, sich zu beweisen und seinen Vorgesetzten zu helfen, ist es dieses Mal anders. Dieses Mal lernt man einen Nog kennen, der verwundet worden ist. Gemeint ist in dieser Folge weniger die physische Wunde, also der Beinverlust, als vielmehr die psychische.
Leben in der Holosuite zeigt ihn, wie er zu Beginn verunsichert ist. Wie der Verlust eines Körperteils seine Seele aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Und wie er nach etwas sucht, das ihm eben jenes wiedergibt. Erstaunlicherweise findet er es nicht in dem Erbe seiner Rasse, sondern auf der Holosuit, in der Welt von Vic Fontaine.
Womit dem Hologramm auf einmal viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. In seinen bisherigen Auftritten war er eine Art Ersatzcounselor, ein Computerprogramm unbekannter Herkunft, das für die Sorgen und Nöte der Besatzung ein offenes Ohr hat. Und gleichzeitig auch stets den einen oder anderen passenden Tipp bereit hat.
Der Schmerz muss her
In Leben in der Holosuite lernt man ein wenig mehr von seinem simulierten Alltag kennen, in den er Nog immer mehr integriert. Für ihn ist es ja auch eine Win-Win-Situation, da der Ferengi für ihn zu einer wertvollen Stütze in seinem Geschäft wird.
Dass das auf Dauer allerdings nicht gut geht, das verschweigt die Folge nicht. Im Gegenteil: Mit einer unverblümten Direktheit wird gezeigt, wie Nog sich förmlich immer mehr und mehr in der Simulation vergräbt. Wie er gegenüber anderen abweisender wird und sogar mit seinem besten Freund Jake einen Streit anfängt. Fast wirkt es so, als ob er von der Holorealität abhängig geworden ist, weil sie ihn von dem Schmerz der Wirklichkeit ablenkt.
Etwas, was ihm dann gegen Ende von Leben in der Holosuite deutlich gemacht wird. Der Schutz, der den Schmerz weghält, wird förmlich niedergerissen. Und in einer grandiosen Schauspielleistung muss Aaron Eisenberg sich der Realität stellen, dem ganzen Schmerz und Leid, das er zu ignorieren versucht hatte.
Grandios!
Dabei ist dies die erste Folge von Deep Space Nine, die komplett von zwei Nebencharakteren getragen wird. Anders als sonst gibt es hier kein Mitglied des Maincasts, das mit in die Story integriert worden ist. Es ist ein sehr gutes Zeugnis davon, wie gut es DS9 in all den Jahren gelungen ist, glaubhafte, lebendige und vor allem starke Nebenfiguren zu entwickeln. Sodass diese eben am Ende auch in der Lage sind, alleine eine Folge zu stemmen, was keine Selbstverständlichkeit ist.
Leben in der Holosuite ist grandios, mehr braucht man dazu nicht zu sagen.
Warpskala
WarpskalaPositiv
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