Schatten und Symbole erwarten Benjamin Sisko auf der Suche nach dem Drehkörper des Abgesandten.
Eine Mammutaufgabe
Benjamin Sisko (Avery Brooks) bricht mit seinem Sohn Jake (Cirroc Lofton), seinem Vater Joseph (Brock Peters) und Ezri Dax (Nicole de Boer) auf. Er folgt einer Vision, einer Spur, die ihn zum Drehkörper des Abgesandten führen kann, mit dem er hofft, die Propheten zu befreien. Doch das Objekt der Begierde befindet sich auf einer Wüstenwelt und es zeigt sich, dass der Stationskommandant immer mehr und mehr wie besessen agiert.
Derweil machen sich Worf (Michael Dorn), Martok (J. G. Hertzler), Julian Bashir (Alexander Siddig) und Miles O’Brien (Colm Meaney) auf, um in einer schier selbstmörderischen Mission Jadzia Dax den Weg ins Sto’Vo’Kor zu bereiten. Auch Quark (Armin Shimerman) begleitet überraschend die Gruppe. Gleichzeitig lässt es Kira Nerys (Nana Visitor) auf eine Machtprobe zwischen Bajor, der Föderation und den Romulanern ankommen, um Letztere dazu zu bewegen, keine Torpedos mehr auf einem bajoranischen Mond zu stationieren.
Schatten und Symbole ist die Episode, in der man das erste Mal einen ausführlichen Eindruck von Nicole de Boer erhält, die für die letzte Staffel in die Rolle der Ezri Dax geschlüpft ist. Sie muss natürlich in enorme Fußstapfen treten, da sie die Nachfolge von Jadzia Dax antritt, die für Benjamin Sisko eine wertvolle Freundin war und für Worf eine liebevolle Ehefrau. Und gleichzeitig müssen die Macher von Deep Space Nine es schaffen, die Figur in den wenigen Episoden, die ihnen noch bleiben, ausführlich zu charakterisieren, ohne dabei die anderen Charaktere oder Handlungen zu vernachlässigen. Eine Mammutaufgabe, die, so scheint es, schier unmöglich zu bewältigen ist.
Überwältigt, nicht überfordert
Doch diese Folge macht Mut. Man gewinnt den Eindruck, dass sich hier alle Beteiligten gut überlegt haben, wie sie die Sache angehen. Und gleich zu Beginn vermeiden sie einen enormen Fehler, nämlich Ezri einfach nur wie Jadzia nur „in anders“ darzustellen. Stattdessen macht man sich die große Mühe, ihr eine eigene Persönlichkeit zu geben.
So lernt man in Schatten und Symbole eine junge Frau kennen, die von allem schier überwältigt ist. Sie hat keine nennenswerte Vorbereitung erhalten, sondern musste den Symbionten quasi von jetzt auf gleich übernehmen. Dementsprechend fehlt noch ein wenig das Gleichgewicht zwischen ihr, dem Symbionten und den früheren Wirten. Doch ist sie, wie gesagt, eben nur überwältigt, aber nicht überfordert. Stattdessen stürzt sie sich mitten ins Geschehen, beobachtet alles mit großen Augen und erweist, nicht zuletzt dank ihrer Ausbildung als Counselor, als exzellente Persönlichkeitenkennerin. Ihr erster ausführlicher Auftritt sorgt also dafür, dass man gespannt darauf ist, wie sie sich an Bord von Deep Space Nine schließlich integrieren wird und wie das Verhältnis zu den anderen Kollegen sein wird.
Einen ersten Hinweis darauf bietet sicherlich bereits die Handlungsebene um Benjamin Siskos Suche. Denn man merkt hier an, wie viel Wert die Macher der Serie hierauf gelegt haben, dass der Fokus hauptsächlich auf dem Stationskommandanten liegt, der im Laufe der Handlung immer mehr wie besessen agiert. Das zeigt, wie sehr die Propheten ihn insgeheim anleiten, damit er sie quasi wieder befreien kann.
Was ist real, was nicht?
Doch ehe dies geschieht, kommt es zu denkwürdigen Szenen. Ganz im Stile von Jenseits der Sterne findet sich Sisko auf einmal in einer fremden Umgebung wieder. Er ist anscheinend in einer Irrenanstalt, wo er etwas an eine Wand geschrieben hat und ein Arzt, dargestellt von Casey Biggs, versucht, ihn dazu zu überreden, sein Werk zu übermalen. Da in diesen Momenten die markante Farbüberzeichnung fehlt, die sonst die Kommunikation mit den Propheten markieren, scheint dies die Realität zu sein. Oder?
Es ist in jedem Fall ein interessanter Kniff, bei dem nicht sofort offensichtlich wird, was hier wieso geschieht. Der Zuschauer wird quasi an der Nase herumgeführt und kann nicht sofort einsortieren, was er sieht. Womit es ihm wie Benjamin Sisko geht, der ab diesem Moment förmlich durchzudrehen beginnt.
Doch auch die anderen Nebenplots von Schatten und Symbole sind gelungen. Da ist zum einen die Großtat, die Worf und Jadzias Freunde vollbringen, um ihr den Weg ins Sto’Vo’Kor zu ermöglichen. Das Interessante an dieser Handlung ist allerdings der Auftritt von Quark.
Wie einst zu Beginn
Auf dem ersten Blick erscheint seine Anwesenheit unnötig und es ist unklar, was überhaupt seine Beziehung zu Jadzia ist. Doch dann erinnert man sich an die gemeinsamen Spielerunden, wo sie sich gegen ihn und andere Ferengis behaupten konnte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf leuchtet es ein, wieso er sich von ihr auf diese Weise verabschieden möchte.
In der zweiten Nebenhandlung von Schatten und Symbole erlebt man wieder die Kira Nerys, wie man sie zu Beginn der Serie in Der Abgesandte Teil II kennengelernt hat. Eine knallharte Frau, die bereit ist, alles dafür zu tun, um ihr Ziel durchzusetzen. Und sei es auch nur, um zu bluffen, um ihren Gegenüber etwas glauben zu lassen, was im Prinzip nicht möglich ist. Es ist gelungen, unter anderem eben wegen der Reaktion aller Beteiligten.
Es ist ein enorm guter Auftakt zur siebten Staffel. Mal sehen, was da noch kommen wird.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Ezri Daxs Einführung
- Quark
- Kira
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