Die Beraterin hat viel ungenütztes Potential.
Wieder die Ferengis
Der große Nagus Zek (Wallace Shawn) hat eine Reform durchgeführt, die es Frauen erlaubt, Kleidung zu tragen. Dafür wurde er abgesetzt und droht, durch Brunt (Jeffrey Combs) ersetzt zu werden. Dagegen muss etwas unternommen werden.
Letzten Endes bleibt ihm und der Familie von Quark (Armin Shimerman) nur eine einzige Möglichkeit. Sie müssen mindestens einen Kommissar davon überzeugen, dass die Reform von Zek für die Wirtschaft Ferenginars gut ist. Doch brauchen sie dafür eine junge, weibliche Ferengi. Da gerade keine zur Hand ist, bleibt am Ende nur eine Option: Quark muss sich in eine Weibliche umoperieren lassen.
Im Prinzip besitzt Die Beraterin alle Zutaten für eine großartige Episode. Es handelt sich wieder um eine Ferengilastige Folge, wieder wird ein gesellschaftliches Thema vorgenommen, nämlich der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen. Und wieder muss Quark über seinen Schatten springen, um die Situation zu retten.
Wie schlecht? Schlecht!
Und doch ist dies eine der schlechtesten Folgen von Deep Space Nine. Sie ist zwar nicht so misslungen, wie damals Chula – Das Spiel, kommt dem aber sehr nahe, was nun wirklich kein Ruhmesblatt für die Serie darstellt.
Dabei ist die Ausgangssituation von Die Beraterin gut geworden. Man erfährt, dass es auf Ferenginar eine Reform gab, dass endlich die Frauen das Recht erhalten haben, Kleidung zu tragen, und dass es dagegen Widerstand gibt. Natürlich hauptsächlich in Form des liebsten Ferengikotzbrockens überhaupt, Brun. Wunderbar werden dabei die verschiedenen Reaktionen dargestellt, die allerdings auch vorhersagbar ablaufen. Entsetzen bei Rom (Max Grodénchik) und Nog (Aron Eisenberg), gespielte Gleichgültigkeit bei Quark.
Doch dann nimmt die Folge immer absurdere Züge an. Und spätestens, als der bekannte Barbesitzer sich umoperieren lässt, um als Weibliche durchzugehen und so eine Möglichkeit zu finden, die Katastrophe zu verhindern, ist es vollends vorbei. Das ist dann der Augenblick, wo die Episode endgültig den Bach runtergeht.
Eine schlechte Hommage
Die Macher von Die Beraterin hatten diese Folge ursprünglich als Hommage an die Screwball- und Crossdressing-Comedies früherer Zeiten angedacht. Doch das Problem ist, dass es die Episode zu keinem Moment schafft, an die besondere Komik und Leichtigkeit jener Vorbilder heranzureichen. Im Gegenteil: Jegliches Lachen stirbt spätestens dann, als man sieht, wie Quark als weiblicher Ferengi in entsprechenden Klamotten auftritt.
Das große Problem ist, dass die Folge die ausgetretenen Pfade zu keinem Zeitpunkt verlässt. Natürlich hat Quark Probleme mit dem Weiblichsein. Selbstverständlich werden hier die obligatorischen Klischees angesprochen. Wenn er beispielsweise Schwierigkeiten hat, in den speziellen Schuhen einer weiblichen Ferengi zu laufen.
Die Beraterin hätte perfekt eine Folge sein können, die sich mit Rollenklischees und Rollenerwartungen auseinandersetzt. In der einmal mehr gezeigt wird, dass die weiblichen Ferengis durchaus Einiges auf dem Kasten haben. Dass sie nicht minder intelligent und gewieft sind wie ihre männlichen Vertreter.
Thema verfehlt
Doch daraus wird nichts. Zu keinem Zeitpunkt wird sich überhaupt an dieses Thema gewagt. Stattdessen entsteht der Humor aus der Tatsache, dass die Männer nur unter Mühen in der Lage sind, sich wie Frauen aufzuführen. Es wird sich mit dieser Thematik nicht kritisch auseinandergesetzt, sondern vielmehr als gegeben hingenommen.
Man hätte so viel mehr aus Die Beraterin machen können. Schon allein die Tatsache, dass Quark als Weibliche auftritt, hätte man perfekt dazu nutzen können, um ihn für einen Moment innezuhalten und mal zu reflektieren zu lassen, was in der Gesellschaft seiner Heimat falsch läuft. Doch das geschieht nicht. Die Motivation des Barbesitzers entsteht daraus, dass er unbedingt Brun als Grand Nagus verhindern will und weil er aus Versehen dafür gesorgt, hat, dass seine Mutter schwer verletzt wurde. Jegliche Reflexion ist zum Episodenende vorbei, wo bewiesen wird, dass er kein Stückchen gelernt hat.
Das Schlimme ist, die Folge macht Spaß, sie hat lustige Szenen. Wie beispielsweise am Ende, wenn sich Quark an Odos Schulter ausheult. Oder wenn Rom nachahmt, wie Weibliche sitzen. Doch sind dies nur einzelne Passagen, kleine Momente, aus denen allerdings insgesamt nichts folgt.
Einfach nur Murks
Übrigens: Die Beraterin hätte auch das Potential gehabt, Transsexualität anzusprechen. Dass das hier nicht geschieht, liegt jedoch daran, dass zu der Zeit, als die Serie ausgestrahlt wurde, dieses Thema in der Gesellschaft noch nicht so verbreitet oder akut war, wie heute. Es ist ein ähnlicher Fall wie damals Wiedervereinigt.
Normalerweise ist Deep Space Nine besser, was Ferengifolgen angeht. Aber Die Beraterin ist einfach nur Murks und passt nicht zur Serie.
Warpskala
WarpskalaNegativ
- Humor will nicht aufkommen
- Thema wird verfehlt
- Potential nicht genutzt
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