Die Ehre unter Dieben bereitet Chief O’Brien einiges an Kopfzerbrechen.

Der Chief auf außergewöhnlicher Mission

Es gibt innerhalb der Sternenflotte eine undichte Stelle, die wichtige Informationen an das Orion-Syndikat weitergeben. Um herauszufinden, wer oder was dahintersteckt, soll Miles O’Brien (Colm Meaney) sich in diese Verbrecherorganisation einschleichen und das Vertrauen der Verantwortlichen erlangen. Tatsächlich findet der Chief heraus, wer der Übeltäter ist und darüber hinaus auch noch, dass das Syndikat mit dem Dominion zusammenarbeitet.

Allerdings hat der Chief ein Problem. Er hat sich mit dem Kleinverbrecher Bilby (Nick Tate) befreundet. Und schon bald muss er sich zwischen seiner Pflicht der Föderation gegenüber und seiner Freundschaft entscheiden.

Gefühlt sind die besten Miles-O’Brien-Episoden jene, in denen der Chief von Deep Space Nine leidet. Folgen wie O’Briens Identität oder Die Erpressung beweisen dies. Und auch in Ehre unter Dieben steckte der Chefingenieur von Deep Space Nine in einer Situation, die nur mit ihm möglich ist.

Ehre unter Dieben

Der normalste aller Charaktere

Woran liegt es eigentlich, dass er von allen Hauptfiguren der Serie derjenige ist, der am häufigsten solche Abenteuer erlebt, die persönlich werden? Es ist vermutlich die Bodenständigkeit, die den Charakter so auszeichnet. Von allen Protagonisten der Serie ist er derjenige, dessen Mission weder im Zeichen höherer Wesen geschehen soll, noch ist er einer, der ein dunkles Geheimnis besitzt. Er hat eine Familie, ist Vater und unter anderem damit beschäftigt, widerspenstige Maschinen zum Laufen zu bringen. Er wirkt dadurch von allen Hauptfiguren und den bekanntesten Nebencharakteren am normalsten, wodurch er eben für solche Episoden geeignet ist, in denen er seiner Normalität entrissen wird.

Und das ist auch in Ehre unter Dieben der Fall. Einmal mehr spielt er einen Chief, der außerhalb seines Elementes ist und sich dabei sichtlich und spürbar nicht wohl fühlt. Miles O’Brien ein Geheimagent? Das erscheint als eine spinnerte Idee, als etwas, das nur schiefgehen kann und auch wird.

Dabei funktioniert diese für die Figur ungewohnte Rolle zu Beginn noch hervorragend. Man sieht, wie er sich das Vertrauen von Bilby erarbeitet und dadurch auch Zutritt zum Orion-Syndikat erlangt. Wobei danach die Dinge anfangen schiefzulaufen.

Großes Lob

Miles O’Brien findet in dem Verdächtigen jemanden wieder, der ähnlich bodenständig ist wie er selbst. Nur eben auf eine komplett andere Art und Weise, auf der anderen Seite des Gesetzes. Aber genau wie beim Chief stellt sein Gegenüber Freunde und Familie gerne über alles, auch über sich selbst. Wodurch eine verbindende Gemeinsamkeit gefunden wird.

Doch gleichzeitig ist auch von Anfang klar, dass diese entstehende Freundschaft nicht von Dauer sein kann. Denn da sind ja ebenso die Geheimnisse, die Miles O’Brien in Ehre unter Dieben vor seinem Freund hat. Nämlich die Tatsache, dass er in Wahrheit ein Geheimagent des Nachrichtendienstes der Föderation ist.

Und hier muss man ein großes Lob an Colm Meaney aussprechen, dem man im Laufe der Episode immer mehr anmerkt, wie sehr unter dem Geheimnis leidet. Wie sehr er gerne dem Freund mitteilen möchte, was er in Wahrheit ist. Doch bis zum Ende kann er es nur andeuten. Und dann ist es auch zu spät.

Ehre unter Dieben

Ohne den Chief funktioniert nichts

Das Ehre unter Dieben funktioniert, liegt allerdings nicht nur an der Schauspielarbeit von Colm Meaney, sondern auch an seinem Gegenüber, an dem Darsteller von Bilby. Nick Tate schafft es, dass man ihm die Freundschaft zwischen seinem Charakter und dem Chief abkauft, dass diese glaubwürdig und nachvollziehbar wirkt.

Interessant ist die Folge auch deshalb, weil hier gezeigt wird, dass das Dominion weiter Alliierte sammelt. Dass es dieses Mal das Verbrechersyndikat ist, die ja betont skrupellos sind, gibt dem Ganzen eine besondere Würze. Insgesamt sorgt es dafür, dass man merkt, dass auch wenn man vom aktiven Kampfgeschehen schon seit langer Zeit nichts mehr gesehen hat, das Dominion nicht nicht ruht. Und man erhält den Eindruck, dass sich um die Föderation und die Sternenflotte langsam aber sicher eine Art Schlinge zuzieht. Und das ist kein beruhigender Gedanke. Mal sehen, ob und wann die Dinge dann so eskalieren, dass der Krieg irgendwann zentraler Gegenstand einer Deep Space Nine-Folge wird.

Sehr schön ist übrigens, dass in der Episode auch gezeigt wird, wie wenig ohne den Chief auf Deep Space Nine funktioniert. Gefühlt ist die gesamte Raumstation nicht fähig, ohne das erfahrene und wirksame Wirken des Chefingenieurs problemlos zu arbeiten. Und auch, wenn die Szene, in der dies verdeutlicht wird, ein wenig als Comedy Relief dient, ist sie dennoch gut gelungen.

Eine Sache gibt es an Ehre unter Dieben, die nicht funktioniert. Und das ist die Erklärung, wieso ausgerechnet der Chief auf eine Geheimoperation geschickt wird. Es wird zwar eine Art Begründung gegeben. Doch wirkt die sehr fadenscheinig und unglaubwürdig.

Wertung

Wertung
9 10 0 1
9/10
Total Score

The Good

  • Erneut eine Gute Miles-Episode
  • Großartige Schauspielleistung von Colm Meaney
  • Nick Tate
  • Weitere Informationen über den Verlauf des Dominion-Kriegs

Negativ

  • Begründung für Miles Agenteneinsatz fadenscheinig
Götz Piesbergen
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Ein Gedanke zu „Review: Star Trek DSN 139 – Ehre unter Dieben“
  1. Ich habe mich immer gefragt, warum die Sternenflotte ausgerechnet einen Ingenieur auf so eine Mission schickt.

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