Die Schlacht um Ajilon Prime zeigt Jake Sisko die grausamen Seiten des Krieges.
Selten zu sehen und doch weiterentwickelt
Jake Sisko (Cirroc Lofton) und Julian Bashir (Alexander Siddig) sind auf dem Weg zurück nach Deep Space Nine, wo der Arzt einen Vortrag hielt und Jake ihn begleitete, mit dem Ziel, am Ende einen Artikel darüber zu schreiben. Doch dann erhalten sie einen Notruf von der Föderationskolonie Ajilon Prime. Diese wird von Klingonen angegriffen.
Als sie ankommen, müssen sie feststellen, dass es lauter Verletzte gibt. Und während Doktor Julian Bashir die lokalen Ärzte unterstützt, macht sich Jake Sisko als Pfleger nützlich. Wobei er mehr über die Schrecken des Krieges erfährt als ihm lieb sein dürfte.
Von allen Mitgliedern des Maincasts von Deep Space Nine ist Cirroc Lofton derjenige, der die wenigsten Auftritte hat. Seine Figur Jake Sisko taucht nur selten auf, zuletzt in Die Muse, und noch weniger hat er Episoden, die sich einzig und allein um ihn drehen. Und trotzdem, auch wenn man ihn längst nicht so häufig wie andere Mitglieder des Casts sieht, wird sein Charakter ebenso weiterentwickelt. Und mit Die Schlacht um Ajilon Prime macht er dabei enorme Fortschritte.
Keine Schonung, für niemanden!
Denn in dieser Folge steht der Sohn von Benjamin Sisko (Avery Brooks) quasi stellvertretend für den Zuschauer. An seiner Stelle durchläuft er ein wahres Wechselbad der Gefühle. Zu Beginn noch euphorisch und voller Freude darauf, was ihn erwartet. Nur um dann am Ende zu erkennen, dass er kein Held ist und dass Krieg nichts Glorreiches ist.
Dabei knüpft die Handlung von Die Schlacht um Ajilon Prime auch an den Staffelauftakt Die Apokalypse droht an. Dort konnte zwar der Wechselbalg enttarnt und besiegt werden, der die klingonische Politik beeinflusste, doch am Ende war längst nicht wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen zwischen den beiden Konfliktparteien. Ein Waffenstillstand wurde damals auf den Weg gebracht. Wie man im Laufe der vorliegenden Folge erfährt, wurde er von den Klingonen noch nicht verabschiedet oder ratifiziert. Mit der Konsequenz, dass sie diese Kolonie überfallen und es zu dem Ausgangsszenario kommt.
Und die Folge verschont den Zuschauer auch nicht. Weniger in graphischer Hinsicht als vielmehr in psychologischer. Man hat hier im Prinzip alles, was man von einem solchen Szenario erwarten könnte: Personen, die von der Situation überfordert sind, Leute, die eine Überlebensschuld mit sich herumtragen oder auch Figuren, die mittlerweile hartgesotten und zynisch sind.
Wenn Grauen keine Meldung wert ist
Und für Jake Sisko ist Die Schlacht um Ajilon Prime eine enorm wichtige Episode. Er verliert hier viel von seiner Naivität, die er noch zu Beginn hatte. Schon fast gnadenlos wird diese aus ihm ausgetrieben, mit dem Höhepunkt, als er in voller Panik vor den angreifenden Klingonen wild um sich schießt. Dadurch sorgt er zwar dafür, dass diese zurückgedrängt werden können, doch merkt man ihm an, dass er darüber keinen Stolz empfindet, sondern im Gegenteil. Er bekennt sich desillusioniert am Ende zu seiner Angst, was wiederum Mut erfordert, wie sein Vater feststellt.
Als er am Ende dann die Aussage macht, dass dieses Gefecht nur eine Fußnote in dem gesamten Konflikt sei, da fühlt man sich ein wenig an Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues erinnert. Sowohl die Folge wie auch das Buch und die entsprechenden Verfilmungen, behandeln den Krieg und seine Auswirkungen auf die jungen Erwachsenen, die anschließend erfahren, was dieser wirklich ist. Nämlich nichts Glorreiches, sondern etwas Grausames. In allen Fällen wird das Erlebte dann am Ende marginalisiert. Bei Remarque durch die Meldung, dass im Westen alles ruhig sei, obwohl dort zuvor gleich mehrere Jugendliche Soldaten ihr Leben verloren haben. Und in der Deep Space Nine-Folge durch die Erkenntnisse von Jake Sisko. Dadurch wird verdeutlicht, dass, wenn diese Geschehnisse schon keine große Meldungen wert sind, der gesamte Konflikt insgesamt noch wesentlich schlimmer sein muss.
Wobei natürlich das Werk von Erich Maria Remarque von seiner Botschaft deutlich brutaler und wirkungsvoller ist als diese Episode. Denn anders als in dem Klassiker überlebt Jake Sisko und kann von seinen Erlebnissen selber berichten. Hier machen sich die damaligen Einschränkungen des amerikanischen Fernsehens bemerkbar, wo es eben nicht so einfach war, einen Charakter kurzerhand zu töten, um die Message, dass Krieg nicht gut ist, zu verstärken. Doch trotz dieses Mankos ist es immer noch eine großartige Folge, gerade weil trotz dieser Umstände es geschafft wird, die Nachricht zu überbringen.
Der perfekte Kontrast
Dabei ist es auch gut, das Julian Bashir die Begleitperson von Jake in Die Schlacht um Ajilon Prime ist. Der abgeklärte Arzt, der trotzdem über einiges an Einfühlungsvermögen verfügt, ist der perfekte Konterpart zu dem Sohn von Benjamin Sisko. Ohne ihn und seine Bemühungen, sowie seine Verbindungen zu den örtlichen Pflegekräften, könnte diese Episode längst nicht so gut funktionieren, wie sie es am Ende eben tut. Genauso wie auch die Abgeklärtheit der örtlichen Ärzte und Pflegekräfte einen Kontrast zu Jakes Gefühlsleben bildet.
Die Schlacht um Ajilon Prime heißt im Original Nor the Battle to the Strong. Letzteres ist ein Zitat aus der Bibel.
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