In der 100. Deep Space Nine-Episode verursacht Das Schiff für Captain Sisko und seine Leute jede Menge Ärger.
Ein Absturz mit Folgen
Captain Sisko (Avery Brooks) führt eine Expedition bestehend aus Chief O’Brien (Colm Meaney), Lieutenant Worf (Michael Dorn), Lieutenant-Commander Jadzia Dax (Terry Farrell) sowie anderen Sternenflottenoffizieren auf einen Planeten im Gamma-Quadranten. Diese Welt bietet wertvolle Mineralien, weshalb die Föderation überlegt, hier eine Mine zu errichten. Doch sämtliche Überlegungen sind in dem Moment obsolet, als ein Kriegsschiff der Jem’Hadar über dem Planeten abstürzt.
Als die Mannschaft das abgestürzte Schiff näher untersucht, zeigt sich, dass kein einziges Besatzungsmitglied überlebt hat. Doch dann taucht ein anderes Jem’Hadar-Schiff auf, das den Runabout, mit dem die Crew zum Planeten gereist ist, vernichtet. Das DSN-Außenteam hat nun ein großes Interesse an dem Kriegsschiff und probiert alles, um daran zu kommen. Sogar, eine Art Frieden anzubieten. Doch für Captain Sisko und seine Leute ist klar, dass man den Angeboten des Dominions nicht trauen kann. Weshalb sie mit den Verletzten versuchen, so lange auszuharren, bis die Verstärkung von Deep Space Nine eintrifft.
Mit Das Schiff präsentiert Deep Space Nine seine 100. Episode. Und wie es sich für die Serie gehört, handelt es sich dabei um eine Folge, die wieder einmal zeigt, was sie genau ausmacht. Nämlich die Behandlung nachdenklich machender Inhalte, gepaart mit starken Charakterisierungen.
Extremer Druck
Es dreht sich alles um das titelgebende Schiff. Und die Macher der Folge nutzen dies intelligent aus, um einen klaustrophobischen Handlungsort zu erschaffen. Dunkle, enge Gänge, gepaart mit einer heißen und vermutlich ebenso stickigen Atmosphäre, sorgen dafür, dass die Gemüter erhitzt sind und an einer Stelle in der Handlung sogar Offiziere aneinanderrasseln. Und die Welt außerhalb des Schiffes lädt auch nicht geradezum Verweilen ein, denn es ist eine Felsenwüste mit hohen Temperaturen. Hier kann man eine der selten Außendreharbeiten innerhalb der Serie bewundern.
Doch nicht nur bei der Umgebung kann Das Schiff glänzen. Auch was die persönlichen Momente angeht, ist die Episode grandios! Der Tod von Enrique Muniz (F.J. Rio) geht einem nahe. Was aber ebenfalls daran liegt, dass es sich hier nicht um einen No-Name-Charakter handelt, sondern um jemanden, der bereits früher in der Serie aufgetreten ist. So hatte er Auftritte in Strafzyklen und Das Wagnis, wobei er erst in dieser Folge ausführlich charakterisiert wird. Doch das reicht aus, um sein langsames Dahinsterben eindrucksvoll zu gestalten. Es ist brutal, das mitzuerleben, vor allem auch deshalb, weil man, wie seine vorgesetzten Offiziere, hilflos ist. Man kann nichts dagegen unternehmen.
Und so sieht man einen Miles O’Brien, der sich verzweifelt daran klammert, dass Muniz schon durchhalten wird, dass er durchhalten muss, während Worf auf seine typisch direkten Art die Realität anspricht, woraufhin es zu der Auseinandersetzung zwischen den beiden kommt. Und hier beweist wieder Deep Space Nine, wieso sie so eine fantastische Serie ist. Denn die Argumente der Offiziere leuchten ein, auch wenn dies die Situation nun nicht unbedingt verbessert. Am Ende haben die zwei sich von ihrer Persönlichkeit her verändert. Sie sind gewachsen und halten einträchtig Totenwache. Es ist nicht erneut alles Friede, Freude, Eierkuchen zwischen ihnen, aber sie haben, ohne großartig zu kommunizieren, sich wieder miteinander vertragen, schon allein wegen des Toten.
Ein Moment der Schwäche
Doch auch für Benjamin Sisko ist dies eine wichtige Folge. Er sieht sich im Laufe der Handlung mehrere Male als Führungsoffizier gefordert, der teilweise lebenswichtige Entscheidungen treffen muss. Er ist jemand, der allein mit der Kraft seiner Stimme die beiden Streithähne auseinandertreibt. Und er ist jemand, der der Vorta misstrauisch begegnet – zu Recht, wie sich zeigt. Und am Ende sieht man, wie er für einen Moment lang Schwäche zeigt, überfordert ist. Weil er einfach nicht weiß, was er schreiben soll. Er ist von den Ereignissen ernüchtert und fragt sich, ob das Endergebnis die vielen Toten wert war.
Der „alte Mann“ Jadzia Dax kann ihm da nur tröstend zureden. Auch sie profitiert von Das Schiff, weil sich zeigt, dass sie unter gewissen Umständen schon fast die Funktion eines Counsellors einnimmt. Sie redet mit den Leuten, hört ihnen zu und gibt ihnen wertvolle Ratschläge. Hier wird wunderbar ihre Lebenserfahrung präsentiert, ohne, dass es zu sehr gezwungen wird.
Doch auch die Gegenseite kommt in der Episode nicht zu kurz. Und das liegt vor allem an der Vorta Kilana (Kaitlin Hopkins). Eine undurchschaubare Figur, die telepathisch begabt ist und deren wahre Ziele man erst dann erfährt, als die Folge fast vorbei ist. Sie ist hübsch und intelligent, wobei man dazu neigt, sich mehr auf ihr Äußeres zu konzentrieren, eben weil es entsprechend präsentiert wird. Auf jeden Fall ein Charakter, die immer mindestens zwei Pläne parallel vorantreibt und die man absolut nicht unterschätzen darf.
Ein gelungenes Ende
Das wahre Highlight von Das Schiff ist jedoch das Ende, in dem gezeigt wird, was das Besondere an dem abgestürzten Kriegsschiff ist. Und an dem sich die Frage stellt, ob all die Toten, ob all die Taten das Endergebnis wert waren. Die Folge gibt keine eindeutige Antwort, was das i-Tüpfelchen auf einer grandiosen Episode ist!
Das Schiff heißt im Englischen ebenfalls The Ship.
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