Die Beispiele bereiten Captain Michael Burnham Probleme.

Kleinigkeiten geben den Ausschlag

Die DMA bewegt sich auf eine Art und Weise, die klar macht, dass es sich hierbei um ein künstliches Gebilde handelt. Das neuste Ziel dieser Anomalie ist der Radvek Asteroiden-Gürtel, in dem sich eine ehemalige Basis der Smaragdkette befindet. Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und ihr Freund Cleveland Booker (David Ajala) brechen auf, um die Evakuierung der dort ansässigen Akaali zu organisieren. Und stoßen schon bald auf ein moralisches Problem.

Derweil der Captain unterwegs ist, hat Saru (Doug Jones) das Sagen. Und er muss den Puffer zwischen Paul Stamets  (Anthony Rapp) und dem Wissenschaftler Ruan Tarka (Shawn Doyle) bilden. Letzter ist ein hochintelligenter, aber zugleich auch arroganter Risalianer, der es trotzdem schafft, andere zu pushen und mit in seine Ziele einzuspannen. Er will das Geheimnis der Anomalie herausfinden, egal zu welchem Preis.

Zugegeben, es wäre auch zu schön gewesen, wenn Die Beispiele eine ähnlich erstklassige Folge geworden wäre, wie Alles ist möglich. Ist sie aber nicht. Allerdings ist es trotzdem immer noch eine sehr gute Star Trek – Discovery-Episode, bei der am Ende nur Kleinheiten dafür sorgen, dass sie das Niveau der vorherigen nicht halten kann.

Anspielungen auf die Vergangenheit

So ist es schonmal erfreulich, dass man bei der Erforschung der wahren Natur der dunkle Materie Anomalie kleine Schritte vorwärts gemacht hat. So weiß man jetzt definitiv, dass das Objekt künstlichen Ursprungs ist. Und dass dahinter wohl eine hochentwickelte Spezies steckt.

Hier lässt Die Beispiele dann gleich eine ganze Reihe an bekannten Namen fallen, wie die Metron, die Überreste der Ikonier oder gar die Q. Wobei Admiral Vance  (Oded Fehr) hier schon fast beiläufig erwähnt, dass man von denen seit 600 Jahren nichts mehr gehört hat. Es sind solche Momente, die die aktuelle Discovery-Staffel auszeichnen. Ein gefühlt verstärktes Bekenntnis zur Vergangenheit, ohne es allzu sehr in den Vordergrund zu rücken. Nur hier und da ein paar kleine Brocken, genügend, so dass man sich damit auseinandersetzen und sich fragen kann, was da geschehen sein könnte.

Dazu zählt auch die Enthüllung, dass die Bewohner des bedrohten Asteroidengürtels Akaali sind. Dies ist eine schöne Reminiszenz an die Star Trek – Enterprise-Folge Die Saat, wo diese Spezies das erste Mal eingeführt wurden. Klar, es handelt sich hierbei um keine der großen Rassen, wie die Klingonen. Aber es ist schön, wenn auch solche eher kleinen Völker, die früher einmal auftraten, wiederverwendet werden.

Zu sehr Wohlgefallen

Die Evakuierung der Basis erfolgt natürlich nicht reibungslos. So gibt es Gefangene, die eben die titelgebenden Die Beispiele sind, die für gewisse Vergehen lebenslang eingesperrt sind. Dabei stellt sich heraus, dass die meisten Verbrechen, die sie begangen haben, die Höhe der Strafe nicht rechtfertigen. Bis auf eine Person, die wirklich eine schreckliche Tat durchgeführt hat. Und deren Aktion Michael Burnham in ein moralisches Dilemma bringt.

Wobei man diese Problematik nicht überbewerten darf. Denn am Ende löst es sich gefühlt zu sehr in Wohlgefallen auf. Wo in The Next Generation gleich das große Rad gedreht worden wäre, hat man hier den Eindruck, dass die Thematik allerhöchstens gestreift wird, aber nie wirklich den Rahmen und die Bühne erhält, die sie verdient hätte. Für Discovery-Verhältnisse ist es allerdings schon enorm, dass dies überhaupt angesprochen wird.

Der andere Hauptplot von Die Beispiele dreht sich um die Erforschung der DMA. Und hier ist es vor allem interessant zu beobachten, wie sehr Ruan Tarka die Szene dominiert. Er wird als ein genialer, hochintelligenter Wissenschaftler angesehen, der mit einer enormen Arroganz auf andere hinabsieht. Und trotzdem schafft er es, andere mitzureißen, andere von seinen Taten zu überzeugen.

Bereits Ende?

Wie etwa, als er Jett Reno (Tig Notaro) dazu bringt, mehr Energie für ein Experiment herbeizuschaffen. Oder als er Saru dahingegend überzeugt, jenes überhaupt erst zuzulassen. Und natürlich auch, wie er Stamets, der ja zu Beginn nicht gerade ein Fan von ihm war, dazu bringt, doch mit Begeisterung mitzuarbeiten.

Doch ebenso macht Die Beispiele immer wieder klar, dass er zwar über ein gewisses Charisma verfügt, aber gleichzeitig irgendwo amoralisch ist. Besonders am Ende wird dies deutlich, als er sich darüber begeistert zeigt, wie viel Energie sein Experiment beanspruchte und daraus die entsprechenden Schlüsse über die Natur der DMA zieht. Gleichzeitig wird aber auch angedeutet, dass er wohl früher ein Sklave der Smaragd Kette war, da er dieselben Narben aufweist wie die Gefangenen aus Aasgeier.

Außerdem werden nochmal die Probleme thematisiert, wie Dr. Culber (Wilson Cruz) plagen. Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass er überarbeitet ist und von Schuldgefühlen geplagt wird. Etwas, das an ihm langsam und unerbitterlich nagt. Hoffentlich wird dieser Plot weitergeführt, denn am Ende scheint der gute Doktor die Worte von Kovich (David Cronenberg) zwar gehört zu haben, aber sich nicht wirklich  zu Herzen genommen haben. Da muss noch etwas kommen, weil ansonsten die ganze Handlung nur Platzverschwendung war.

Die Beispiele ist, trotz einiger Aspekte, die nicht ganz so gut waren, immer noch eine hervorragende Discovery-Folge.

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Götz Piesbergen

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