Michael Burnham muss Gegen die Zeit agieren, um eine Welt vor dem Untergang zu retten.
Ein Tie-In zu einer Serie, die erst später ihre Premiere feierte
Michael Burnham wird zum vorläufigen Ersten Offizier der USS Shenzou ernannt, sehr zum Missfallen von Saru, der wiederum zum temporären Zweiten Offizier wird. Doch viel Zeit, sich mit den Veränderungen zurechtzufinden, bleibt beiden nicht. Denn auf einer fremden Welt, die von einer Firma kolonisiert wurde, wird ein uraltes Raumschiff aus Versehen geweckt. Und dieses fängt schon bald damit an, die Kolonie in Schutt und Asche zu legen.
Es bleibt der Crew nicht viel Zeit. Vor allem deshalb nicht, weil die Admiralität der Sternenflotte die USS Enterprise unter dem Kommando von Captain Christopher Pike losgeschickt hat, mit der ausdrücklichen Aufforderung, zu allen nötigen Mitteln zu greifen, um die Situation zu bereinigen. Das einzig Gute an der Lage ist, dass sich an Bord des Schiffes jemand befindet, den Michael Burnham nur allzu gut kennt: nämlich Spock.
Gegen die Zeit ist ein merkwürdiger Roman. Er wurde von David Mack geschrieben, einem Meister, was spannende Star Trek-Unterhaltung angeht. Es handelt sich hierbei um eines seiner, zur damaligen Zeit, wenigen Werke, die nicht Teil des Litverse waren, sondern stattdessen ist dies ein Tie-In zu der Star Trek – Discovery-Fernsehserie. Die jedoch, und das ist der wichtige Part, zum Zeitpunkt, als das Buch 2016 in den USA herauskam, sich noch in der Entwicklung befand. Die Premiere fand erst ein Jahr später statt.
Interessant, was geplant war und was nicht
Dementsprechend ist dies eine Geschichte, die man vor allem unter dem Aspekt lesen muss, dass man hier herausfinden kann, was zu jener Zeit bereits geplant war. Und wo sich bis zur Premiere der ersten, bzw. zweiten Season noch einiges ändern sollte.
Und so ist das Interessante an Gegen die Zeit, dass anscheinend schon damals, vor der zweiten Staffel mit einem Auftritt der Prä-Kirk-Enterprise geplant wurde. Dementsprechend kann man sich auf ein Wiedersehen mit Captain Christopher Pike, Commander Una und Spock freuen. Nur um dann allerdings festzustellen, dass sich die Charakterisierungen radikal von denen unterscheiden, wie man es aus der Serie her kennt.
Und das ist auch das große Manko des Romans. Dass die Figurendarstellungen eben teilweise so komplett anders sind, im Vergleich zu dem, wie man es ansonsten gewohnt ist. So behält Michael Burnham eine Distanz zu ihrem Stiefbruder, der wiederum von ihrer Existenz nichts weiß. Und der Captain der Enterprise ist ebenso aggressiver unterwegs, als man aus der zweiten Season her kennt.
Der Autor ist unschuldig
Diese Diskrepanzen bei den Charakterisierungen finden sich in Gegen die Zeit allerdings nicht nur auf der Enterprise. Auch auf der Shenzou macht sich das bemerkbar. Vor allem die Rivalität zwischen Michael Burnham und Saru wirkt in diesem Buch wie aufgesetzt und nicht so, wie man es gewohnt ist. Sie ist ihm gegenüber deutlich aggressiver, antagonistischer und arroganter, als es zu Beginn von Discovery der Fall war.
Das sind allerdings Aspekte, für die David Mack nichts kann. Er hat sich an das gehalten, was er damals als Vorgaben und Infos erhielt, und konnte eben, als er das Buch geschrieben hat, nicht ahnen, wie sehr Dinge sich noch ändern sollten. Und man muss ihm zugutehalten, dass er sich bemüht hat, das Beste aus der Situation zu machen.
Die Story von Gegen die Zeit, wenn man mal die eben erwähnten Unterschiede ausklammert, liest sich durchaus passabel. Routiniert baut der Autor das Spannungsszenario auf, beschreibt, wie der Koloss auftaucht und wie alle darauf reagieren. Dabei baut er vor allem auf zwei verschiedene Duos, die jeweils ihre Abenteuer erleben und die Handlung primär vorantreiben.
Nur das Ego stört
Michael Burnham und Spock können an Bord des Kolosses gelangen und müssen sich immer herausfordernderen und tödlicheren Prüfungen unterziehen. Gleichzeitig müssen sie auch mit ihrer Beziehung zu seiner Familie fertig werden, von der er bislang nichts wusste. Deutlich glatter verläuft die Zusammenarbeit zwischen Saru und Una, die Hinweise auf die Vergangenheit des Riesenschiffes finden.
Gegen die Zeit ist ein spannender Roman, der am Ende, abgesehen von den Diskrepanzen im Vergleich zur Serie, vor allem ein Manko hat: Die egoistisch handelnde Kolonieleitung, die sich vor den Föderationsraumschiffen versteckt und versucht, das Beste für sich herauszuschlagen. Es ist eine Darstellung, die klischeehafter nicht hätte sein können und deshalb am Ende auch nicht überzeugen kann.
Am Ende dürfte die Meinung zu David Macks Buch vermutlich zwiegespalten sein. Es wird solche geben, die die Unterschiede zur Vorlage als störend empfinden, und solche, die sie ausklammern und dadurch entschuldigen können, dass er anhand des Materials gearbeitet hat, das er damals zur Verfügung hatte. Dass sich bis zur Serienpremiere noch einiges ändern würde, konnte er zu jener Zeit nicht wissen.
Autor: David Mack
Titel: Star Trek – Discovery: Gegen die Zeit
Originaltitel: Star Trek – Discovery: Desperate Hours
Übersetzerin: Helga Parmiter
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 10/2017
Einband: Taschenbuch
Seiten: 408
ISBN: 978-3-95981-190-3
Sonstige Informationen:
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Spannende Handlung
- Duos, die die Handlung vorantreiben
Negativ
- Kolonieführung
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