Drastische Massnahmen führen zu drastischen Konsequenzen.

Der Beweis für Potential

Auf Tarsus IV vernichtet ein aggressiver Pilz die Lebensmittelvorräte der dortigen Föderationskolonie. Achttausend Menschen sind betroffen und jegliche Hilfe scheint Wochen entfernt zu sein. Deshalb greift der neue Gouverneur der Kolonie, Adrian Kodos, zu drastischen Methoden und lässt einen Großteil der Kolonisten umbringen.

Ironischerweise konnte die Föderation trotzdem noch rechtzeitig Hilfe schicken. Unter dem Kommando von Commander Philippa Georgiou bringt ein Raumschiff genügend Nahrungsvorräte, damit die Kolonisten überleben können, ehe richtige Hilfe kommt. Doch muss sie sich nicht nur um die Versorgung kümmern, sondern ebenso um die Jagd nach Kodos und seinen Unterstützern. Unterstützt wird sie von Lieutenant Commander Gabriel Lorca, der bei dem Massaker eine ihm nahestehende Person verloren hat und deshalb auf Rache sinnt.

Nachdem der erste Roman der Star Trek – Discovery-Reihe, Gegen die Zeit, eher enttäuschend ausfiel, war die Erwartung an das zweite Buch umso höher. Denn es sollte von Dayton Ward verfasst werden, der genau wie David Mack oft bewiesen hat, was er auf dem Kasten hat. Mit Drastische Massnahmen beweist er dabei das Potenzial der Reihe.

Jede Seite kommt dran

Denn die Geschichte greift ein Ereignis auf, welches in der berühmten TOS-Folge Kodos, der Henker thematisiert wurde. Es handelt sich um das berüchtigte Massaker auf der Kolonie Tarsus IV. Und Autor Dayton Ward geht dabei geschickt vor. Denn nicht nur schildert er den Verlauf der Geschehnisse, ebenso baut er mit Philippa Georgiou und Gabriel Lorca zwei aus der „Discovery“-Serie bekannte Figuren ein, ohne dass es zu einem Widerspruch in der Kontinuität kommt.

Und es sind eben diese beiden Charaktere, die Drastische Massnahmen so großartig machen. Beide gehen mit den Ereignissen unterschiedlich um. Lorca, der ja davon persönlich betroffen ist, entwickelt schon fast ein manisches Bedürfnis, endlich Kodos zur Strecke zu bringen. Georgiou bleibt hingegen ruhiger und versucht, nicht in blinden Aktionismus zu geraten. Sie agiert besonnen und überlegt und schafft es auf diese Weise auch, ihren Kollegen zur Raison zu bringen.

Interessanterweise fokussiert sich Dayton Ward nicht nur auf die Seite der Guten. Die Perspektive von Kodos kommt ebenfalls wiederholt vor. Auch ihn erlebt man als ruhigen und besonnenen Charakter, als jemanden, der an das Gute seiner Taten glaubt und sie im Nachhinein nicht bereut. Er ist jemand, der jede Menge fanatischer Anhänger um sich geschart hat, und versucht, nicht von der Föderation erwischt zu werden.

Ein bedeutender Gastauftritt

Dabei widmet sich der Autor ebenso der Frage, ob die Taten Kodos gerechtfertigt waren. Und wie bei der TOS-Serie kommt er zu einer eindeutigen Antwort, die er gelungen präsentiert. Er rechtfertigt die Ereignisse nicht, sondern lässt sie auch durch diverse zwielichtige Umstände, die er in Drastische Massnahmen beschreibt, in einem schlechten Licht stehen.

Er baut außerdem wiederholt Passagen ein, in dem die Überlebenden der damaligen Ereignisse interviewt werden und sich erinnern. Eine gelungene Konstruktion, da dadurch eine gewisse historische Distanz geschaffen und trotzdem klar wird, dass die Geschehnisse noch lange Zeit nachwirken.

Übrigens gibt es in Drastische Massnahmen einen Gastauftritt einer Figur, die dann in der allerersten Star Trek-Serie von Bedeutung sein wird. Das Schöne ist, dass der Auftritt nicht forciert wirkt, sondern genau passend. Es ist ein Hinweis auf die Reihe und die spätere Kodos, der Henker-Folge, wodurch das Buch in die entsprechende Kontinuität eingebaut wird.

Ein Fremdkörper von Epilog

Das Einzige, was an diesem Roman nicht gefällt, ist der Epilog, der wie ein Fremdkörper in der Handlung wirkt. Es hat den Anschein, als ob dem Autoren dieser Nachklapp aufgezwungen wurde, da er eher lustlos geschrieben wirkt. Dabei hat dieser die Funktion, ein bestimmtes Plotelement der Discovery-Serie aufzubauen.

Doch davon abgesehen, kann Drastische Massnahmen in jederlei Hinsicht überzeugen und beweist auch das ursprüngliche Potenzial der Discovery-Serie. Wenn sie sich wirklich darauf fokussiert hätte, narrative Lücken in der Star Trek-Kontinuität zu schließen, dann wäre sie großartig geworden. Aber man weiß ja, was stattdessen geschehen ist.

Star Trek Discovery Drastische Massnahmen
Cover © Cross Cult

Autor: Dayton Ward
Titel: Star Trek – Discovery: Drastische Massnahmen
Originaltitel: Star Trek: Drastic Measures
Übersetzer: Helga Parmiter
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 03/2018
Einband: Taschenbuch
Seiten: 469
ISBN: 978-3-95981-672-4
Sonstige Informationen:
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Positiv

  • So muss Discovery sein
  • Füllt narrative TOS-Lücke
  • Jede Seite kommt dran

Negativ

  • Epilog wirkt wie ein Fremdkörper
Götz Piesbergen

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