Band 3 der Reihe Die neue Zeit enthält eine Neuinterpretation der Classic-Episode Landru und die Ewigkeit und enthüllt Die Wahrheit über die Tribbles.
Die Handlungen
Captain Kirk geht den Gerüchten des verschollenen Sternenflottenschiff U.S.S. Archon nach, was die Enterprise nach Beta III führt. Auf dem Planeten, der eigentlich unbewohnt sein sollte, finden er und seine Crew eine menschliche Siedlung, die sich auf dem Entwicklungsstand des Mittelalters befindet. Doch etwas stimmt mit den Leuten nicht. Sie leben wie in Trance und als Kirks Außenteam das Wrack der Archon findet, erfahren sie auch den Grund dafür.
In der zweiten Geschichte beamt Scotty einen Tribble zu seinem Neffen an die Sternenflottenakademie auf der Erde. Die Folgen offenbaren sich ihm erst, als die Enterprise den Heimatplaneten der Tribbles entdeckt, auf dem die Klingonen Sprengsätze hinterlassen haben. Das Außenteam findet ein komplexes Ökosystem vor, in welchem sich die Tribbles schnell vermehren müssen, um den Appetit der Raubtiere zu stillen. Interessanterweise hat sich Scottys Tribble während seines Exils auf dem vereisten Planeten Delta Vega nicht vermehrt, womit Kälte die Lösung für das Tribble-Problem in San Francisco darstellt.
Rezension von Landru und die Ewigkeit
Das Reboot hat mit der ursprünglichen Classic-Episode nicht allzu viel gemein. Es geht zwar immer noch um einen alles kontrollierenden Computer, der den Geist seines Erfinders in sich trägt, und auch die Wächter mit ihren Stockwaffen sehen noch so aus wie in der TV-Folge. Das war’s dann aber schon. Während die Enterprise in der Classic-Serie den direkten Auftrag hat, nach der vor 100 Jahren verschwundenen U.S.S Archon zu suchen, geht Kirk im Comic auf eigene Faust Gerüchten nach. Damit erregt er den Ärger seiner Vorgesetzten, was (Ab-)Gründe hat.
Im Original trifft die Enterprise auf eine einheimische Spezies, unter der eine Widerstandsbewegung aus den Nachkommen der Archon-Crew lebt, während im vorliegenden Remake die Crew der Archon den Planeten besiedelt hat und Landru ihr Captain war. Die Siedlung auf Beta III war in der Classic-Serie zudem deutlich moderner. Immerhin darf Sulu noch als Erster runter auf den Planeten, wird aber nicht hirngewaschen hochgebeamt, sondern muss von Beta III gerettet werden.
Der größte Unterschied ist allerdings die Auflösung, die völlig inakzeptabel ist. Hinter dem Landru-Projekt steckt nämlich ein Gedankenkontrollexperiment der Sektion 31, welches von der Sternenflotte gebilligt wird. Nun ist die Sektion 31 zwar für ihre unorthodoxen und bisweilen sogar moralisch fragwürdigen Methoden bekannt, doch steckte hinter all ihren Aktionen immer das positive Ziel, die Föderation zu beschützen. Eine Sternenflottencrew verschwinden zu lassen, um Gedankenkontrollexperimente an der eigenen Bevölkerung durchzuführen, passt da überhaupt nicht ins Bild!
Was hier präsentiert wird, ist ein faschistoider Tiefenstaat, welcher die komplette Antithese zur demokratischen Föderation darstellt. Das erinnert schon eher an die Konföderation aus der zweiten Staffel der Picard-Serie. Man könnte meinen, die Sektion 31 kontrolliere ausnahmslos alles, und dabei verstößt sie auch noch gegen ihre eigenen Grundsätze. Mit diesem verwerflichen Gedankenkontrollexperiment wird sie nämlich selbst zur größten Bedrohung für die Völker der Föderation und müsste sich demnach selbst bekämpfen, um ihrem Ziel gerecht zu werden.
Wenn das eine Kritik an CIA-Programmen wie MK-Ultra sein soll, hätte man diese besser auf eine außerirdische Spezies übertragen sollen. Das hätte durchaus funktionieren können, da das Thema an sich eine gesellschaftskritische Analyse wert gewesen wäre. Gene Roddenberry wäre aber wohl kaum damit einverstanden gewesen, seine Idee einer erwachsen gewordenen Menschheit in einen orwellschen Albtraum verwandelt zu sehen.
Positiv ist eigentlich nur der Zeichenstil hervorzuheben. Der Detailgrad ist auf hohem Niveau und vor allem die Enterprise ist wirklich gut getroffen. Die Farben sind dagegen größtenteils entsättigt, was für eine bedrückende Stimmung auf dem Planeten Beta III sorgt. Es mangelt ein wenig an Glanzeffekten, aber die Lichteffekte sind vorhanden.
Rezension von Die Wahrheit über die Tribbles
Als Scotty seinem Neffen einen Tribble auf die Erde beamt, ist die Katastrophe bereits absehbar. Warum er als Führungsoffizier wissentlich alle Quarantäneprotokolle bricht, ist nicht nachvollziehbar. Er legt es geradezu auf ein erneutes Exil an, nachdem er schon einmal wegen der Sache mit Admiral Archers Beagle strafversetzt wurde. Rein zufällig stolpert die Enterprise genau im richtigen Moment über ein marodierendes Klingonenraumschiff, welches die Crew zur Heimatwelt der Tribbles führt. Wenn das mal keine Synchronizität ist. Allerdings findet nicht etwa das Außenteam die Lösung für das Tribble-Problem auf der Erde, sondern Scotty, der sie eigentlich von Anfang an durch sein Exil auf Delta Vega hatte.
Der Lösungsvorschlag der Klingonen, die Tribbles einfach mittels Bomben auszulöschen, hat derweil einige Logiklücken. Warum haben sie z. B. die Zünder so eingestellt, dass dem Außenteam der Enterprise noch ausreichend Zeit bleibt, sie zu entschärfen? Und warum überhaupt Bomben auf den Planeten beamen und ihn nicht gleich aus dem Orbit bombardieren? Nach der großen Tribblejagd, von der Worf einst schwärmte, klingt das Ganze auch nicht. Irgendwie hätte man doch eine große Klingonenflotte erwartet, deren Krieger jeden Tribble mit dem Bat’leth halbieren, und kein einzelnes Schiff, welches sich noch dazu feige davonstiehlt, ohne das Resultat seines Einsatzes abzuwarten.
Hier wird wirklich jedes Potential verschenkt, das die Tribble-Story hatte, einschließlich des feindseligen Ökosystems der Tribble-Heimatwelt. Es wird gerade mal eine einzige Raubtierspezies präsentiert, welche sich von den Pelzknäueln ernährt. Von der Flora gibt es auch nur zu Beginn ein wenig zu sehen, danach werden nur noch karge Landschaften präsentiert. Die Tribbles scheinen aber ohnehin nichts futtern zu müssen, um sich zu vermehren, was die Frage aufwirft, woher sie die Materie für ihre rasante Vermehrung sowie ihr Wachstum beziehen?
Der Zeichenstil ist ebenso schlicht wie die Story. Im Großen und Ganzen solide, aber eben nicht herausragend. Die Enterprise kommt dabei noch ganz gut weg, ihre Oberfläche ist sehr filigran strukturiert. Nur der Hauptdeflektor ist etwas schlicht ausgefallen, zuweilen fehlt es am blauen Strahlenkranz. Die Charaktere sind derweil etwas blass geraten und manchmal nur mit Mühe wiederzuerkennen. Wirklich unsinnig ist das Design der Helme, die das Außenteam auf dem Planeten trägt. Mitten im Gesicht ist eine Vorrichtung angebracht, die das Blickfeld erheblich stören muss. Es ist nicht erkennbar, welche Funktion das Teil haben soll. Eine Luftzufuhr oder einen Kommunikator hätte man auch anders unterbringen können.
Die Koloration ist sehr dezent. Die Farbverläufe sind in ihrer Palette stark eingegrenzt, sodass das Verhältnis von Licht und Schatten sehr abrupt wirkt und keine Glanzeffekte möglich sind. Die Lichteffekte sind dagegen okay und die Weltraumhintergründe hervorragend, sodass wenigstens die Bilder von der Enterprise den Blick fesseln. Als Bonus gibt es ein zweiseitiges Interview mit der Zeichnerin Claudia Balboni.
Fazit zu Die Neue Zeit 3
Die Neuinterpretation von Landru und die Ewigkeit ist ein einziges Ärgernis. Sie bricht nicht nur mit dem Kanon, sondern stellt die Föderation als Albtraum dar, welcher noch schlimmer ist als all ihre Feinde zusammen. Die Wahrheit über die Tribbles verschenkt derweil sämtliches Potential, sodass nur noch die Hoffnung bleibt, irgendwann eine Comicadaption der großen Tribblejagd im Prime-Universum präsentiert zu bekommen.
Zumindest optisch bieten die beiden Geschichten ein paar Lichtblicke, wobei vor allem die erstere eher in düsteren Farben gehalten ist. An der hohen Verarbeitungsqualität, die Cross Cult vorlegt, gibt es schlussendlich nur Positives zu erwähnen. Doch ob das ausreicht, um den inzwischen vergriffenen Band noch einmal aufzulegen? Dieser scheint doch eher etwas für die hartgesottenen Fans des JJ-Versums zu sein.
Info
Autor: Mike Johnson
Zeichner: Erfan Fajar, Claudia Balboni & Agri Karuniawan
Farben: Sakti Yuwono, Ifansyah Noor & Aianna Florean
Verlag: Cross Cult
Sonstige Informationen: Produktseite
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