Kraft und Bewegung soll ein Star Trek – Deep Space Nine-Roman sein?
Ein Urlaub, der schiefläuft
Miles O’Brien und Nog haben beide Urlaub erhalten und beschließen, den mit einem Besuch bei einem alten Freund des Chiefs zu verbringen. Es handelt sich um Benjamin Maxwell, der nach seiner Entlassung aus dem Arrest eine Art Hausmeister auf einer privaten Raumstation wurde. Doch was als ein gemütlicher Ausflug geplant war, wird schon bald zu einer Katastrophe.
Denn an Bord der Raumstation wurden diverse wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Dabei wurde auch eine Kreatur mit dem Namen Mutter erschaffen, die sich als gefährlich erweist, im Vakuum überleben kann und teilweise ausgebrochen ist. Da Zivilisten gefährdet sind, liegt es an den beiden Föderationsoffizieren, eine Katastrophe zu verhindern.
Kraft und Bewegung ist ein Roman, der mich nach dem ersten Lesen ziemlich ratlos zurückließ. Und auch nach dem zweiten Durchlesen wurde es nicht besser. Es ist ein Rätsel, woher Jeffrey Lang, den man hierzulande von den Büchern Star Trek – TNG 11: Das Licht der Fantasie und Star Trek – Deep Space Nine 003: Der Abgrund her kennt, die Inspiration für die Story hat. Eines ist sicher: Er hat sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von Star Trek her.
Charakterisierungen, die nicht stimmen
Der Roman liest sich ein wenig wie eine 08/15-SciFi-Horror-Story. Man hat es mit einem missglückten wissenschaftlichen Experiment zu tun, das für lauter Probleme sorgt. Und bei dessen „Amoklauf“ Leute sterben.
Das große Problem von Kraft und Bewegung ist die Darstellung von Chief O’Brien und Nog. Beide wirken nicht so wie die Figuren, die man aus dem Fernsehen und anderen Romanen her kennt. Das fängt schon damit an, dass der Chief sich darüber Gedanken macht, wie er mit dem offiziell höhergestellten Nog umgehen soll, und ihm daher manchmal die Initiative überlässt. Was eine Verhaltensweise ist, die er noch nie zuvor gezeigt hatte. Schließlich hat er auf Deep Space Nine ja vollkommen problemlos mit den anderen Offizieren interagiert, obwohl bei denen dieselbe Situation herrschte wie jetzt mit dem Ferengi.
Nog hingegen reitet immer wieder darauf rum, dass, wenn er und der Chief gemeinsam Urlaub machen, Dinge schief gehen. Wobei dieses Argument aufgesetzt wirkt und dementsprechend nicht überzeugen kann. Ansonsten ist er existent, kann aber in der Handlung nur wenig eigene Akzente setzen.
Ein Lichtblick, ein einziger
Die einzige Person, die wirklich überzeugen kann, ist Benjamin Maxwell. Man merkt Kraft und Bewegung an, wie viel Mühe Autor Jeffrey Lang darauf verwendet, dessen Charakter auszubauen. Wiederholt baut er Rückblenden ein, in denen man von seiner Rehabilitation nach den Ereignissen von Der Rachefeldzug erfährt und wie er sich bemüht, später Fuß zu fassen. Er wirkt dabei wie ein unruhiger Geist, der nicht weiß, was er mit sich anfangen will. Dementsprechend ist er von allen Figuren, mit denen man im Roman zu tun hat, die realistischste und nachvollziehbarste. Was natürlich im Umkehrschluss für den Rest des Casts nichts Gutes bedeutet.
Das Problem ist, dass das Buch darunter leidet, dass die anderen Figuren stellenweise wie Parodien wirken. Man hat den gierigen und korrupten Stationsleiter, der in Wahrheit für eine mit der Föderation befeindete Macht arbeitet. Und man hat eine Wissenschaftlerin, die zwei intelligente Arachnoiden erschaffen hat und deren Welt sich überwiegend um diese dreht.
Es gibt natürlich noch weitere Charaktere in Kraft und Bewegung. Doch allen ist gemein, dass sie einem egal sind. Dass man ihren Namen und Beruf spätestens nach dem Umblättern der nächsten Seite vergessen hat, weil sie wie Abziehbilder wirken und nicht wie realistische Figuren.
Kein Horrorgefühl vorhanden
Und eben weil die Charaktere stellenweise parodistisch dargestellt sind, kombiniert mit einem Humor, der nicht funktioniert, floppen auch die Horrorszenen. Man liest, wie die Mutter mit einem ihrer Tentakel eines der Crewmitglieder der Raumstation kontrolliert und verspürt dabei … nichts. Kein Schockgefühl, kein Grusel, rein gar nix.
Kraft und Bewegung ist ein Roman, der einem unterm Strich egal ist. Und das ist beileibe kein gutes Zeichen.
Autor: Jeffrey Lang
Titel: Star Trek – Deep Space Nine: Kraft und Bewegung
Originaltitel: Star Trek – Deep Space Nine: Force and Motion
Übersetzer: René Ulmer
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 06/2018
Einband: Taschenbuch
Seiten: 362
ISBN: 978-3-95981-666-3
Sonstige Informationen:
Produktseite
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Darstellung von Benjamin Maxwell
Negativ
- Darstellung von Miles O'Brien und Nog
- Figuren sind einem egal
- Kein funktionierender Humor
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