Die Episode Begegnung der dritten Art ist der erste Teil des extrem wendungsreichen und auch tragischen zweiteiligen Serien-Finales. Das wird bei den Originaltiteln der beiden Episoden noch deutlicher, die zusammen einen Satz ergeben; And if they lay us to rest … (1.21)  … tell your moms we done our best (1.22) – übersetzt Und wenn sie uns zur Ruhe betten … (1.21) … sagt euren Müttern, wir taten unser Bestes. (1.22) Mit dem Wissen, dass die sehr ambitionierte Science-Fiction-Serie Space: 2063 (Space: Above and beyond) danach vom Sender Fox abgesetzt wurde, könnte das auch ein Satz der beiden Serien-Erfinder Glen Morgan und James Wong sein.

Zur Handlung von Begegnung der dritten Art

Laut Aufklärung ließen sich die Chigs durch die Fehlinformationen aus der Mission in der Episode Dead Man Flying tatsächlich in die Irre führen. Mit einem Großangriff auf den Mond des feindlichen Heimatplaneten soll die Entscheidungsschlacht eingeleitet werden. Die Wild Cards bekommen den Auftrag, auf dem Mond Anvil die Lage zu erkunden und ein Flugleitsystem zu installieren.

Auf dem Urwald-Mond treffen sie bald auf eine Chig-Patrouille. Sie machen die Außerirdischen gnadenlos nieder, bemerken aber plötzlich ein anderes Wesen. Shane Vansen (Christen Cloke) befielt, das Wesen zu finden und zu töten. Als Nathan (Morgan Weisser) eine tödliche Stolperfalle im Dickicht entdeckt, werden die Marines in ihrem Drang, das Wesen umzubringen, noch bestärkt. Doch dann finden sie etwas, womit sie nicht gerechnet haben. Sie finden in einer Höhle eine Art Brutstation fremder Lebewesen und sind sich auf einmal unschlüssig, was mit dem Wesen geschehen soll. Will es vielleicht nur das neue Leben beschützen? Ist das Wesen eine Gefahr oder nicht? Ein Freund oder ein Feind? Cooper Hawkes (Rodney Rowland) will den anderen die Entscheidung abnehmen und macht sich auf, um das Wesen zu töten. Als er ihm jedoch direkt gegenübersteht, ist er nicht in der Lage, abzudrücken. Er führt das eingeschüchterte Wesen, das er wegen dessen rosa Hautfarbe Pinky tauft, zu den anderen in der Höhle, und die Wild Cards entschließen sich, das Wesen vor der bevorstehenden Schlacht um Anvil zu warnen, damit es sich in Sicherheit bringen kann. Cooper schafft das mit Hilfe eines Comics, das von den Heldentaten eines Marines im Krieg erzählt. Nach Erledigung ihres Auftrags kehren die Wild Cards zur Flotte zurück.

Kurz bevor von der Flotte der erste Schuss abgegeben werden kann, taucht plötzlich ein einzelnes Raumschiff der Chigs auf und sendet eine Funkbotschaft, die man schnell entschlüsseln kann: „Frieden“ Der Angriff wird gestoppt. Ein Vertreter des Feindes wird an Bord des Trägers USS Saratoga gelassen. Als der Fremde den Helm abnimmt, sehen die ersten Menschen zum ersten Mal, wie die Chigs tatsächlich aussehen. Es ist ein Wesen wie das auf Anvil.

Interessante Details

Die Folge beginnt nicht mit einer eigentlichen Szenen vor dem Titelvorspann, sondern mit einem wunderschönen Monolog Shane Vansens über die Entstehung des Lebens im Universum und der Beziehung des Lebens zueinander. Unterlegt ist dieser Monolog mit spektakulären Bildern, die unter anderem die urzeitliche Erde zeigen, die Entstehung des ersten Lebensfunkens; der ersten Zelle … die Ausbreitung des Lebens und schließlich das Wesen auf Anvil.

Die Fehlinformationen aus der Folge Dead Man Flying besagten, dass das Hauptziel der großen Offensive Hera im Helios-System ist. Ein Aufklärungs-Satellit hat große feindlichen Truppenbewegungen bei Hera aufgefangen.

Auf Hera führt die Lincoln-Kampfgruppe ein Ablenkungsmanöver durch. Der Name dieser Kampfgruppe bezieht sich natürlich auf den berühmten US-Präsidenten Abraham Lincoln.

Der Himmelskörper Anvil hat die Kennung 2064K. 2064 ist vermutlich das Jahr seiner Entdeckung.

Die 58ste Staffel hat für die Erkundungsmission von der Landung bis zum Start nur 112 Minuten Zeit. Wegen der Stellung des Planeten und der Umlaufbahn von Anvil gibt es kein größeres Startfenster.

Die Wild Cards landen um genau 21.17 Uhr (Zeit der 15. Flotte) auf Anvil. Das lässt sich aus einem Befehl von Commodore Ross (Tucker Smallwood) zurückrechnen, als er um 22.39 Uhr Flottenzeit sagt, dass der Abzug in 30 Minuten ist.

Nach langer Zeit lautet die Losung der Wild Cards wieder „Bulldog – Chesty“; eine Anspielung auf das Maskottchen des Marine Corps, die Bulldogge Chesty.

Wir erfahren, dass Shane ein Semester in Rom studiert hat. Als Kind sah sie im Zoo in San Diego den letzten noch lebenden Panda.

Geschwindigkeiten schneller als das Licht werden im Space-Universum durch das Ackerly-Prinzip erreicht, das in der Serie aber nicht näher erläutert wird. Offenbar gibt es in der Serie auch noch eine zweite Möglichkeit, weite Entfernungen in der Galaxis zurückzulegen. Im Pilotfilm ist die Rede von „Wurmlochpassagen“.

Laut Messungen herrschen auf Anvil leichter Wind und auf 500 Meter gute Sicht. Weiter unten ist diese Sicht durch den Urwald aber stark beeinträchtigt.

Das Raumfahrzeug des Chig-Botschafters ist ein Schiffstyp, der noch nie zuvor in der Serie zu sehen war.

Die Geheimdienstleute für Alien-Sprachen sind auf der USS Nebraska stationiert. Einer der Sprachexperten des Geheimdienstes ist Colonel Rabwin (Don Pugsley).

Interessantes für den Filmfan

Der deutsche Titel der Episode, Begegnung der dritten Art, ist eine Anspielung auf Steven Spielbergs Film Unheimliche Begegnung der dritten Art (Close Encounters of the third kind) von 1977. Auch Nathan West (Morgan Weisser) scheint diesen Film zu kennen. Der inzwischen verstorbene Astrophysiker J. Allen Hynek arbeitete einst ein Klassifikationssystem für mögliche Ufo-Sichtungen aus, um das ganze Spektrum des Phänomens einstufen zu können. Im Folgenden die Stufen und ihre Bedeutung. 1. Nocturnal Light: Eine nächtliche Lichterscheinung; 2. Daylight Disc: Am Tage beobachtete unbekannte Flugobjekte. 3. Radar/Visual: Die gesichteten Objekte wurden auf Radar geortet; 4. Nahbegegnung der ersten Art: Aus bis zu 150 Metern Entfernung wird ein Ufo deutlich beobachtet; 5. Nahbegegnung der zweiten Art: Es kam zu einer physischen Wechselwirkung mit der Umgebung. Das heißt, ein Ufo hat Spuren hinterlassen; 6. Nahbegegnung der dritten Art: Insassen des Ufos wurden beobachtet.

Die Bilder der Szene vor dem Titelvorspann zeigen unter anderem den Urknall und die Entstehung des Lebens. Sie erinnern an Bilder aus dem Finale des Films 2001: Odyssee im Weltraum (2001: A Space Odyssey) von 1968, in dem Astronaut David Bowman die Entstehung des Universums und der Erde im Zeitraffer durchlebt.

Die tödlichen Fallen, die auf dem Mond Anvil im Urwald auf die Marines lauern, erinnern an Vietnamkriegs-Filme. Sie kommen sogar schon in John Waynes Die grünen Teufel (The Green Berets) von 1968 vor. Hier sind es getarnte Fallgruben, in denen vergiftete Bambus-Spitzen im Boden stecken.

Der Sender Fox hielt das Aussehen der Chigs bis zur Erstausstrahlung dieser Folge am 26. Mai 1996 geheim. Entscheidungen über die Alien-Physiologie fielen während der Produktion der Serie erst nach und nach. Bei dem Wesen auf Anvil entschied man sich, es aus Kostengründen in ein Gewand zu kleiden. So brauchte man für den Darsteller nur eine Maske für das Gesicht und Alien-Hände.

Komponistin Shirley Walker erschuf für die letzten beiden Folgen der Serie ein neues Thema, das sie – sehr sanft und dann gebieterisch – während Shanes einleitendem Schöpfungs-Monolog einführt. Eine sehr zarte Version des Themas unterlegt eine Szene, in der das Wesen in der Höhle ein Neugeborenes in eine Mulde am Boden bettet. Als in der letzten Szene dieser Episode das Gesicht des Feindes unter dem Helm zum Vorschein kommt, wird dieses Thema dann sehr dramatisch und aggressiv von Blechbläsern gespielt und schließt die Folge ab. Danach beginnt der Abspann. – Kurz nach Shanes und Hawkes Entschluss, das fremde Wesen zu finden und zu töten, klingt eine ausgesprochen düstere Musik an. Dieses Motiv greift Shirley Walker in letzten Folge erneut auf. – Während das Alien-Schiff vor der Saratoga schwebt und darauf wartet, in den Hangar gelassen zu werden, setzt ein düsteres Synthesizer-Stück ein, das an die Folge Wer überwacht die Vögel? erinnert. Shirley Walker greift auch dieses Stück in der letzten Folge wieder auf.

 

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Eric Zerm

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