She-Hulk hat `ne normale Menge an Wut in ihrem Debüt.
Eine Pionierin des Vierten-Wand-Durchbrechens
Jennifer Walters (Tatiana Maslany) ist Anwältin und zufälligerweise auch die Cousine von Bruce Banner (Mark Ruffalo), besser bekannt als der Hulk. Bei einem Anschlag auf ihn werden sie beide verletzt und sie kommt mit seinem Blut in Berührung. Mit dem Ergebnis, dass sie sich selber auch verwandelt, und zwar in She-Hulk.
Als solche hat sie überwiegend dieselben Fähigkeiten wie ihr Verwandter. Doch gleichzeitig gibt es auch Unterschiede zwischen ihnen. Zum einen hat sie keine andere Persönlichkeit. Und zum anderen hat sie am Heldendasein kein Interesse, sondern will ein normales Leben führen.
`ne normale Menge an Wut ist das Debüt von She-Hulk. Eine Heldin, die im Marvel-Universum einiges an Historie hat. Sie war Mitglied der Avengers aber auch der Fantastic Four. Und sie durchbrach die vierte Wand, das Hindernis zwischen dem Comicgeschehen und dem Leser, bereits deutlich früher als Deadpool.
Die richtige Mischung
Ihre eigenen Abenteuer waren dabei hauptsächlich humoristischer Natur. Was vor allem an dem Zeichner und Autor John Byrne in den 1990ern und dem Autor Dan Slott in den 2000er und 2010er Jahren lag. Es sind die populärsten Geschichten der Figur, weshalb es auch nicht verwundert, dass die Macher der Reihe bei ihrer Tonart sich vor allem an diesen Stories orientieren.
She-Hulk: Die Anwältin ist dabei als eine Comedyreihe konzipiert worden, mit einer durchschnittlichen Episodenlänge von einer halben Stunde. Und `ne normale Menge an Wut hat jetzt die nicht gerade beneidenswerte Aufgabe, alles vorzubereiten.
Das Ergebnis kann jedoch überwiegend überzeugen. Die Pilotfolge findet die richtige Mischung aus ernsten, aber auch komischen Augenblicken. Das Handlungstempo ist ordentlich, ohne allerdings zu hektisch zu wirken. Und die Momente, wo die vierte Wand durchbrechen wird, sind kleine Highlights, die nicht zu oft vorkommen. Doch wenn sie passieren, dann kringelt man sich vor Lachen. Etwa als She-Hulk beim Training mit dem Hulk in die Kamera spricht und anschließend überrascht zu ihrem Cousin schaut, so als ob sie es nicht selber fassen kann, was da eben vorgefallen ist.
Die perfekten Schauspieler
Ein Großteil von `ne normale Menge an Wut widmet sich der Einführung von She-Hulk, der Erklärung, was sie ausmacht und wo der Unterschied zwischen ihr und ihrem Cousin ist. Dabei generiert sich der Hauptteil des Humors daraus, dass sie eben komplett anders ist als Bruce. Dass sie sich eben von Anfang an kontrollieren kann und sie eben kein zweites Ich hat, mit dem sie mühsam klarkommen muss. Und wie ihr Cousin ihre Grenzen austestet und dabei wiederholt feststellen muss, wie unterschiedlich sie im Vergleich zu ihm ist.
Dabei ist die Interaktion zwischen den beiden Hulks fantastisch. Mark Ruffallo war ja schon immer als Hulk großartig, der glaubwürdig alle Facetten von Bruce und seinem grünen Alter Ego zum Leben erwecken konnte. Doch man merkt ihm an, wie sehr er das Zusammenspiel mit Tatiana Maslany genießt. Was durchaus verständlich ist, da diese in Orphan Black ihre Wandlungsfähigkeit bewiesen hat, was sie in der She-Hulk-Serie ja so gesehen auch braucht, wenn sie von Anwältin zur „Heldin“ wird.
Dabei ist ihre Kernaussage von `ne normale Menge an Wut, dass sie eben Letzteres nicht sein möchte. Stattdessen will sie weiter als Anwältin arbeiten. Etwas, wo allerdings am Ende der ersten Episode klargemacht wird, dass das nicht so einfach sein wird, wie von ihr wohl gedacht. Mal schauen, was hier noch geschehen wird.
Sachen kommen zu kurz
Einen Nachteil hat die Konzentration auf die Interaktion zwischen den beiden Cousins: Das Privatleben, das Anwaltsleben von Jennifer Walters kommt zu kurz. Man lernt zwar grob die wichtigsten Leute dieses Lebens von ihr kennen. Doch detailliert dürfte es erst in den nächsten Episoden werden. Was ehrlich gesagt schade ist, da die kurzen Momente, in denen diese Personen agieren können, durchaus das Interesse des Zuschauers erwecken.
Ebenso hätte man sich mehr Infos über das Auftauchen des Sakaaranischen Schiffes gewünscht. Wieso greifen sie Bruce an und was ist ihr Ziel? Auch dies kommt zu kurz.
Es gibt da jedoch noch einen Elefanten im Raum. Etwas, was bereits im Vorfeld für Aufsehen gesorgt hat. Die Rede ist von den Computereffekten. Denn die beiden Hulks entstehen ausschließlich am Rechner. Und so wurde im Vorhinein schon kritisiert, dass einige Momente in den Trailern noch nicht so gut aussehen. Leider bestätigt sich der Eindruck auch in `ne normale Menge an Wut. Es gibt einige Szenen, in denen die Effekte noch ein wenig mehr Politur hätten gebrauchen können und es teilweise zu einem starken Uncanny-Valley-Effekt kommt. Das geschieht zwar eher selten, aber es fällt auf.
Doch davon abgesehen ist dies eine gute Auftaktfolge zu She-Hulk: Die Anwältin. Mal schauen, wohin die Reise führen wird.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Tatiana Maslany und Mark Ruffalo
- Viel Humor
- Durchbrechen der vierten Wand
Negativ
- Bestimmte Themen kommen zu kurz
- Wacklige CGI-Effekte
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