Robocop 2 ist einer der wenigen Fälle, in denen die Fortsetzung besser ist als der erste Teil.
Under Pressure!
Der allererste Robocop-Film war 1987 ein voller Erfolg. Und zwar so sehr, dass das Studio Orion Picture sofort eine Fortsetzung wollte. Man einigte sich mit den Drehbuchautoren des ersten Teils Edward Neumeier und Michael Miner darauf, dass sie das Skript verfassen sollten. Dabei standen die beiden unter erheblichem Druck, weil sie parallel an dem Drehbuch für einen anderen Film arbeitete, für den geplant war, dass Oliver Stone Regie führen sollte.
Ihre Idee war ein Film mit dem Namen Robocop 2: The Corporate Wars und sie hatten vor, den Charakter nach einem Zwischenfall 25 Jahre nach dem ersten Teil wieder aufwachen zu lassen. Das Amerika dieser Zeit hatte sich allerdings radikal verändert. So hatte ein Unternehmer mit dem Namen Flicker vor, die Kontrolle über die USA an sich zu reißen.
Geplant war, dass das Drehbuch zum zweiten Teil bis zum 31. Dezember 1987 fertig sein sollte. Doch die Abgabe verzögert sich, unter anderem wegen eines Streits der US-Amerikanischen Writers Guild of America im März 1988. Hinzu kam auch noch, dass die Drehbuchautoren und Orion Picture sich nicht auf eine gemeinsame Story einigen konnten, sodass das Studio die beiden schließlich feuerte.
Eine ungewöhnliche Empfehlung
Ehe allerdings Edward Neumeier entlassen wurde, tat er etwas Ungewöhnliches: Er empfahl zwei damals sehr namenhafte Comicautoren, die man eventuell mit der Aufgabe des Skripts betreuen könnte. Der eine war der Brite Alan Moore, damals bekannt durch Swamp Thing, Marvelman und natürlich Watchmen. Doch lehnte er das Jobangebot mit dem Kommentar ab, dass er keine Filme machen würde.
Die zweite Person, die für das Skript von Robocop 2 empfohlen wurde, war der Amerikaner Frank Miller, der zu jener Zeit durch Projekte wie seinem legendären Daredevil-Run sowie dem gerade laufenden wegweisenden Batman: Year One berühmt wurde. Interessanterweise sollte er ursprünglich „nur“ das Skript zu Teil 3 schreiben, wurde dann allerdings nach der Entlassung der beiden anderen Drehbuchautoren auch für das Drehbuch von Teil 2 angeheuert.
Seine Version war düster und brutal und mit deutlich weniger Humor, als es noch im Vorgänger der Fall war. Und während es den einen gefiel, fand Orion Picture, dass das Geschriebene unverfilmbar sei, und heuerte den Drehbuchautor Walon Green von The Wild Bunch (1969) für eine Überarbeitung an. Frank Miller selbst sollte seine ursprüngliche Version in den 2000er Jahren im Comicformat herausbringen.
Einige Probleme
Bei der Entwicklungsphase zu Robocop 2 setzte sich das fort, was auch schon bei den Drehbüchern der Fall war: Es lief längst nicht alles glatt. So hatte Produzent Jon Davison Schwierigkeiten, einen Regisseur zu finden. Paul Verhoeven, der ja beim Vorgänger auf dem Regiestuhl saß, drehte gerade mit Arnold Schwarzenegger Total Recall und stand nicht zur Verfügung. Und bis die Wahl schließlich auf Irvin Kershner fiel, gab es noch einige andere Personen, die in der näheren Auswahl waren.
Kershner erhielt als Bedingung, dass er, sobald die Dreharbeiten beginnen würden, nichts am Drehbuch ändern würde. Was sich allerdings, angesichts der Wortkargheit einiger Figuren in Frank Millers Skript, nicht einhalten ließ. Hinzu kam auch noch, dass Orion Picture noch mehr in die Produktion involviert war als beim ersten Film. Und dabei unter anderem eine zeitlich sehr nahe Deadline zu Weihnachten 1989 setzte, was dazu führte, dass, als die Filmarbeiten losgingen, es noch keinen richtigen dritten Akt gab. Erst später verlegte das Studio die Premiere auf Sommer 1990.
Beim Casting kehrten viele bekannte Gesichter zurück. Peter Weller hatte allerdings ursprünglich Bedenken, da er den ersten Entwurf zu Robocop 2 als zu cartoonig ansah. Erst später änderte er seine Meinung, da unter anderem auch sein Stuntdouble Russell Dowery zurückkehrte, den er in diesem Film her denn je brauchte. Nancy Allen hingegen trainierte Martial Arts und für zwei Wochen an der Los Angeles Polizeiakademie, um sich für ihre Rolle vorzubereiten.
Interessante Gegenspieler
Neu hinzu kamen Belinda Bauer als die ehrgeizige und skrupellose Wissenschaftlerin Dr. Juliette Fax. Tom Noonan wurde zum Kartelanführer Cain. Er interpretierte seine Rolle als ehemaliger Hippie. Williard E. Pugh stellte den korrupten Bürgermeister von Detroit dar, Marvin Kuzak. Gabriel Damon schlüpfte in die Rolle des minderjährigen Schwerverbrechers Hob und Galyn Görg wurde zur Geliebten von Cain, Angie. Abgerundet wurde das Ensemble durch Stephen Lee, der den drogensüchtigen und korrupten Polizisten Duffy darstellte.
Die Dreharbeiten von Robocop 2 verliefen im Vergleich zur Vorproduktion verhältnismäßig glatt. Die Arbeit des Regisseurs wurde zu Beginn von allen gelobt und erst einige Zeit nach Drehende gab es vereinzelte Kritik an ihm. Ebenso hatte Hauptdarsteller Peter Weller seine Probleme mit dem Skript, von dem er meinte, dass der dritte Akt quasi nicht existent war.
Noch bissiger
Die Omni Consumer Products, kurz OCP, haben ihren engen Griff um den Hals der Stadt Detroit noch mehr verstärkt. Jetzt nutzen sie die Tatsache, dass die Stadt bei ihnen Schulden hat, weidlich aus, um für Chaos auf den Straßen zu sorgen. Die Polizei ist derweil am Streiken, weil die Firma die Pensionspläne und Gehälter gestrichen hat. Nur Robocop selbst macht weiter beharrlich seinen Dienst.
Doch der hat seine Probleme. Als er ein Drogenlabor aushebt, können der Boss Cain und sein minderjähriger Gehilfe Hob entkommen. Außerdem wird er unter Druck gesetzt, um seine Frau, die gegen die Polizei von Detroit Klage erhoben hat, zu belügen. Und gleichzeitig arbeitet OCP daran, ihn irgendwann zu ersetzen. Und einige der Beteiligten sind zu allem bereit, nur um Erfolg zu haben.
Im Vergleich zu Teil 1 wirkt Robocop 2, was die Satire der Fernsehkultur angeht, noch bissiger. So manche Reklame ist satirisch enorm überspitzt. Und als in einer Nachrichtensendung davon geredet wird, dass in einem Urwald ein Atomkraftwerk explodiert wird, und die Nachrichtensprecherin auf die Reaktion der Umweltschützer nur meint, dass die sich sowieso immer nur aufregen, dann weiß man, woran man ist. Dabei schafft es der Film, die Balance zwischen Gesellschaftssatire und Spannung perfekt zu halten, auch wenn man natürlich Kleinigkeiten kritisieren muss.
Dabei schafft es der Film einmal mehr, dass man Sympathie für die Titelfigur hegt. Dadurch dass Peter Weller bedingt durch das Kostüm nun nicht unbedingt zu großen Emotionen fähig ist, muss dies durch den Plot und die Umwelt passieren. Und die meiste Zeit ist es so, dass sein Robocop nur als ein Instrument angesehen wird, als ein Werkzeug, das dem Fortschritt, wie ihn OCP im Kopf hat, im Weg ist.
Markante Nebenfiguren
Das zeigt sich in Robocop 2 zum Beispiel dadurch, dass er zu Beginn unter Druck gesetzt wird, seine Frau anzulügen. Oder später, als er nach einer missglückten Verhaftung von den Verantwortlichen eher widerwillig zusammengeflickt wird. Nur um ihm dann als absolute Peinlichkeit neue Direktiven zu geben, die aus ihm eine Zahn- und harmlose Figur machen. Deshalb feiert man es umso mehr, als er am Ende selber die Initiative ergreift und sich selbst neu startet, um wieder ganz der alte, Tödliche zu werden.
Interessant ist dabei, dass im Film wiederholt gezeigt wird, wie sehr seine Kollegen von der Polizei ihn mögen und respektieren. Sie sorgen sich um ihn, sie sehen ihn als einen der ihren an. Für ihn gehen sie durch die Hölle, wie sich dann später im Film zeigt, wohlwissend, dass er sich für sie ebenfalls einsetzt.
Hier muss man übrigens Robocop 2 loben. Denn überwiegend wurden bei der Polizei die gleichen markanten Gesichter genommen, wie auch im ersten Teil. Das erschafft Kontinuität und ist angesichts der Tatsache, dass die meisten nicht mehr als fünf Sätze sprechen, wenn man großzügig ist, nicht selbstverständlich.
Die Antagonisten dominieren
Dabei lebt der Film von seinen Antagonisten. Von denen es jede Menge gibt, die alle stark dargestellt werden, aber von unterschiedlicher Gefährlichkeit sind. OCP ist die große Bedrohung im Hintergrund, die im Vergleich zum vorherigen Film noch skrupelloser agieren. Sie werben, wie man in einer Szene sehen kann, mit Robocop 1 und 2, obwohl letzterer, wie man ebenfalls sieht, alles andere als zuverlässig ist. Und ihnen geht es nur um Erfolg und Macht. Jeder, der die Firma im Film repräsentiert, drückt das auf die eine oder andere Art aus.
Wobei dies bei Dr. Juliette Fax noch extremer wird. Für ihren persönlichen Erfolg ist sie zu allem bereit. Sie schläft mit dem alten Mann, dem obersten Chef der Firma. Und nimmt für ihre Experimente die Gehirne von Schwerstkriminellen, was sich dann später rächt.
Cain ist über weite Teile von Robocop 2 die Gefahr im Hintergrund. Man lernt ihn nur nach und nach kennen. Man sieht, wie er seine Leute unter Kontrolle hat und dass er mit ihnen sogar Robocop erledigen kann. Doch so richtig gefährlich wird er erst dann, als er selber zu einem Robocop wird, allerdings zu einem drogensüchtigen und unberechenbaren.
Wenig Privates
Erste Klasse ist auch die Darstellung von Hob. Hier lernt man einen absolut skrupellosen Minderjährigen kennen, der seine jungen Jahre zu seinem eigenen Vorteil ausnutzt. Er trickst Robocop aus, gibt die Unschuld vom Lande, nur um dann seine Abgebrühtheit zu zeigen. Etwa, als er mit einem eigenen Maschinengewehr auf die Polizei schießt und dabei einige verletzt oder gar tötet.
Die Schurken sind in Robocop 2 in der Überzahl. Sie werden alle erstklassig charakterisiert und bleiben einem in guter Erinnerung. Dementsprechend müssen sich die Helden-Figuren umso mehr anstrengen.
Bei Robocop ist das kein Problem. Dank der vorhin erwähnten Szenen ist er der eindeutige Held, der sich aus ihm nicht vorteilhaften Positionen mühsam herausarbeitet und dafür am Ende umso erfolgreicher ist. Allerdings ist er ebenfalls der einzige, bei dem man was übers Privatleben erfährt. Seine Kollegen Anne Lewis kriegt zwar auch viele starke Szenen. Doch außer ihrem Status als seine beste Kollegin, die sich ebenfalls als durchsetzungsfähig erweist, kriegt man nicht viel von ihrem Leben mit. Und natürlich verschwimmen die ganzen anderen Polizisten zu einer großen Menge, denen zwar auch die Sympathien der Zuschauer zufliegen. Aber die eben nur eine Masse sind und nicht Individuen.
Meckern auf hohem Niveau
Auch ist es schade, dass der Plot um Robocops Ehefrau fallen gelassen wird. Er lügt sie unter Druck an und danach taucht sie nicht mehr auf. Natürlich macht ihr Auftreten Sinn, da dadurch der Eindruck, dass OCP Robocop nur als ein Werkzeug sieht, schon früh verstärkt wird. Aber diese Handlung hätte viel Potential gehabt. Schade, dass sie nicht weiter geführt wurde.
Auch hätte man sich mehr Zeit mit Cane als drogenabhängiger Robocop gewünscht. Er kriegt zwar einige starke Szenen. Doch vielleicht, um die moralische Verdorbenheit des Konzerns noch stärker zu betonen, wären mehr Auftritte sicherlich nicht verkehrt gewesen, um die Kontrolle, die man über ihn dank seiner Drogensucht hat, zu verdeutlichen.
Doch am Ende ist dies alles Jammern auf hohem Niveau. Denn der Film ist großartig, er macht Spaß beim Zuschauen. Nicht zuletzt dank der super Action und dem bitterböse satirischen Unterton, den einige Szenen haben. Und vor allem dank des Finales ist er sogar etwas besser als der erste Teil!
Stark
In Sachen Tricktechnik setzt der Film an einer Stelle sogar auf Computertricks. Die sind allerdings noch stark in den Kinderschuhen und wirken aus heutiger Sicht eher belustigend. Auch merkt man in einigen Szenen, dass hier Stopmotion angewandt wird. Wobei dies den Momenten, wo die Prototypen von Robocop 2 durchdrehen, die Wirkung nicht nimmt.
Insgesamt ist dies ein starker Film. Unbedingt angucken!
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Noch satirischer als der Vorgänger
- Starke Antagonisten
- Robocop Charakterisierung
Negativ
- Plot um Robocops Familie kommt zu kurz
- Mehr Raum für Canes Zeit als Robocop
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