Robocop war und ist einer der einflussreichsten SciFi-Filme der 1980er Jahre.
Viele Ideen, ein Filmskript
Die 1980er Jahren brachten eine ganze Reihe an unterschiedlichen und erfolgreichen SciFi-Filmen heraus. Es gab die großen Franchises wie Star Trek, welches in diesem Jahrzehnt einige seiner berühmtesten Kinofilme herausbrachte. Es gab die Comedy-Filme wie die Zurück in die Zukunft-Reihe. Und dann gab es noch die Action-Filme, die das SciFi-Setting zu ihrem Vorteil nutzten.
Vor allem bei dem 1987 herausgekommenen Robocop machte sich das bemerkbar. Der Film ist heute vor allem für seine Titelfigur und das Filmplakat bekannt. Als er herauskam, sorgte er wegen seiner Gewaltdarstellung für Kontroversen.
Die Idee zum Film kam dem Junior Story Executive und anstrebenden Drehbuchautor Edward Neumeier Anfang der 1980er Jahre. Er war nicht nur ein Fan von Robotern in der Science Fiction, wie es bei Star Wars der Fall war, sondern ebenso begeisterter Leser von Comics, die sich eher an Erwachsene richteten. Und er mochte Blade Runner sehr. Dies alles bildete die Grundlage für seine erste Idee, die er damals in einem 40-Seiten-Outline niederschrieb.
Keine problemlose Suche
Später traf er den aufstrebenden Filmemacher Michael Miner. Beide beschlossen bald darauf eine Zusammenarbeit, deren Anfang etwas holprig war, weil sie sich gegenseitig noch nicht so gut kannten. Doch mit der Zeit erschufen sie eine konstruktive Kooperation, bei der sie einige Einflüsse mit ins Skript einfließen ließen. Beispielsweise die Idee, die Titelfigur von Robocop direkt zu Anfang des Films umkommen zu lassen, die sie aus Alfred Hitchcocks Thrillerklassiker Psycho entlehnten.
Mit ihrem fertigen Skript gingen die beiden hausieren. Und schon bald kamen sie bei dem Filmstudio Orion Pictures unter, die für ihre Explotation und B-Filme bekannt waren, wie beispielsweise Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug. Ursprünglich sollte Jonathan Kaplan (Angeklagt) Regisseur werden, doch der stieg bald aus dem Projekt aus. Der Film wurde dann anderen Filmemachern wie David Cronenberg angeboten, ehe die Wahl auf den Niederländer Paul Verhoeven fiel, der allerdings zunächst ablehnte. Erst als seine Ehefrau Martine ihn auf die satirischen Untertöne des Skripts aufmerksam machte, die ihm entgangen waren, weil Englisch nicht seine Muttersprache war, willigte er ein. Ursprünglich verlangte er nochmal eine Überarbeitung des Drehbuchs, doch nachdem er diese Fassung gelesen hatte, gestand er ein, dass seine Ideen, wie der Film aussehen sollte, falsch waren. Und so wurde die vorherige Version von Michael Miner und Edward Neumeier verfilmt.
Das Casting zu Robocop verlief auch nicht reibungslos. Vor allem die Besetzung der Titelrolle verursache Kopfzerbrechen. Es kamen jede Menge Namen wie Arnold Schwarzenegger oder Michael Ironside für die Rolle in Frage. Doch das große Problem war, dass über einen Großteil des Films nur das Kinn der Titelfigur zu sehen sein würde, weshalb viele Darsteller absagten. Bis Peter Weller für die Rolle vorsprach. Die Tatsachen, dass er ein körperlich fitter Schauspieler war, nur ein niedriges Gehalt verlangte und eine Fangemeinschaft durch seine Titelrolle in dem SciFi-Kultfilm Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension besaß, sprachen für ihn. Als die Polizistin Anne Lewis wurde Nancy Allen gecastet, die sich für die Rolle die Haare kurzschneiden ließ und an Gewicht zulegte. Dan O’Herlihy wurde zum alten Mann, dem Chief Executive der Firma OCP, derweil Ronny Cox (Star Trek) zu Dick Jones, dem Präsidenten der Firma, wurde. Für ihn war es damals das erste Mal, dass er einen Schurken spielte, nachdem er lange Zeit nur Helden dargestellt hatte. Er fand, dass dies eine vergnügliche Erfahrung war. Kurtwood Smith wurde in die Rolle des Gauners Clarence Bodicker gecastet. Paul Verhoeven dachte bei der Figur ursprünglich an eine Art Heinrich Himmler, doch Smiths Darstellung als intelligenter und militaristischer Ganove konnte ihn überzeugen. Den Hauptcast rundete Miguel Ferrer als ehrgeiziger Bob Morton ab, der als Junior Executive von OCP für das Robocop-Projekt verantwortlich war.
Chaos!
Die Dreharbeiten zum Film sollten sich als chaotisch herausstellen. So sollte das Budget des Films ursprünglich „nur“ 11 Millionen Dollar betragen, doch musste es im Laufe der Zeit einige Male erhöht werden, so dass es am Ende 13,7 Millionen US-Dollar betrug. Auch waren die Arbeiten für Paul Verhoeven so stressig, dass er unter Schlaflosigkeit litt, wogegen er verschreibungspflichtige Arzneien nahm und dementsprechend manchmal am Set etwas high war. Zwischendurch kam es außerdem zu Streitereien mit Paul Weller, der deswegen zeitweise gefeuert wurde. Doch da das Robocop-Kostüm extra für ihn angefertigt worden war, wurde er wieder angeheuert.
Allerdings war nicht alles negativ. So ermutigte der Regisseur seine Schauspieler dazu zu improvisieren, was unter anderem dazu führte, dass Kurtwood Smith einige Angewohnheiten seiner Figur frei erfand. Auch war der Drehbuchautor Edwar Neumeier ständig am Set und ließ sich zu zusätzlichen Szenen inspirieren, die dann ebenfalls übernommen wurden.
Und bei allem Stress waren die Prognosen zu Robocop positiv. Es wurde erwartet, dass er ein Sleeper Hit werden würde, da er unter anderem auch jugendliche Zuschauer ansprach, die im Sommer 1987 von vielen damaligen Kinofilmen ignoriert wurden.
Eindeutige Reaktionen
In der nahen Zukunft steht die Stadt Detroit kurz vor dem gesellschaftlichen und finanziellen Kollaps. Vor allem die Polizei ist unterfinanziert und mit nicht ausreichend Personal ausstaffiert. In ihrer Not gibt die Stadt der Firma Omni Consumer Products die Kontrolle über die Polizei. Diese will dies nutzen, um einige ihrer Experimente in der Praxis zu testen. Doch das erste, ein Roboter auf den Namen ED-209 hat eine Fehlfunktion und tötet einen Vorstandsvorsitzenden, sehr zum Ärger des Verantwortlichen Dick Jones.
Dies ist dann die Stunde von Bob Morton, der dafür sein eigenes Projekt vorschlägt: Robocop. Es handelt sich hierbei um einen menschlichen Körper, der in einen computergesteuerten Roboter verwandelt wird. Und er hat auch schon den ersten Kandidaten – den von dem Kriminellen und Copkiller bekannten Clarence Boddicker ermordeten Alex Murphy. Er wird zu Robocop und damit ebenso zum Objekt eines Streits zwischen den Führungskräften der OCP.
Als Robocop 1987 in die Kinos kam, waren die Reaktionen eindeutig. Die Kritiken lobten den Film überwiegend und die Einspielergebnisse sorgten dafür, dass das Budget des Kinofilms bereits innerhalb der ersten zwei Wochen wieder eingespielt wurde. Das Filmabenteuer wurde schon bald zu einem Kultfilm, dessen Ruf noch bis heute unvergleichlich ist.
Zeitlos grandios
Natürlich stellt sich die Frage, ob dieser Ruf auch heutzutage noch gerechtfertigt ist. Wie ist es, wenn man den Film das erste Mal sieht? Ist er immer noch grandios?
Die Antwort lautet: Ja, ist er. Robocop ist ein zeitloses Abenteuer, das in vielen Aspekten an Aussagefähigkeit nicht verloren hat. Im Gegenteil: Einige Aussagen, die er durch die Blume tätigt, gelten auch für die moderne Zeit.
So ist der Film eine beißende Kritik und Satire auf die Reagonomics, also auf die ultraliberale Wirtschaftspolitik von Ronald Reagan, die die Staatsausgaben und Steuern radikal senkte. Was zwar einerseits dazu führte, dass die US-Wirtschaft sich damals erholte, weswegen aber andererseits die Privatisierung von öffentlichen Funktionen nach hinten losging. Die wild gewordene Wirtschaft kommt hier überhaupt nicht gut weg, was eben mit dafür sorgt, dass Robocop so zeitlos ist.
Grandiose Antagonisten
Das liegt allerdings auch an den Schauspielern. Vor allem die Verantwortlichen von OCP können durch die Bank überzeugen. Miguel Ferrer geht als Neo-Yuppie-hafter Bob Morton in seiner Rolle völlig auf. Ihm ist alles egal, so lange er Karriere machen kann. Alex Murphy ist für ihn einfach nur Material für seinen Robocop. Wichtig ist nur, dass er sich an die drei – insgeheim vier – Regeln hält. Alles andere ist ihm gleichgültig und kann, wie die Erinnerungen des ehemaligen Polizisten, gelöscht werden. Dass er schließlich bei Koks und Nutten ermordet wird, passt zu der Figur.
Sein Gegenspieler Ronny Cox als Dick Jones ist ebenfalls ehrgeizig und ebenso bereit, über Leichen zu gehen, wenn nicht sogar noch skrupelloser. Als ein Projekt, der Roboter ED-209 ein Mit-Vorstandsmitglied tötet, ist er zwar geschockt, aber am Ende ist für ihn nur wichtig, dass er Erfolg hat, dass er an den lukrativen Fleischtöpfen sitzt. Deshalb ist er nur allzubereit, dafür über Leichen zu gehen und sich mit Kriminellen zu verbünden und diese sogar auszurüsten. Recht und Ordnung sind ihm egal, er will ans Geld, wobei er auch gerne beide Seiten in dem Konflikt ausrüstet.
Und sein Helfer ist dabei Kurtwood Smith aka Clarence Boddicker. Er ist mit die interessanteste Figur in Robocop. Ein völlig amoralischer Typ, dem alles egal ist, solange er und seine Jungs ihren Spaß haben. Und selbst Letztere sind für ihn nur so lange hilfreich, so lange sie keine Fehler machen. Sollten sie einen machen, dann hat er keinerlei Skrupel, sie umzubringen. Er ist ein intelligenter Antagonist, vielleicht sogar noch intelligenter als die Vorsitzenden, für die er arbeitet, was ihn überhaupt erst so gefährlich macht.
Unterrepräsentierte Helden
Gefühlt kommt die Gegenseite in dem Film auch mehr zur Geltung, als die Heldenseite, was allerdings daran liegt, dass diese im Vergleich unterrepräsentiert ist. Neben Alex Murphy ist die einzige nennenswerte positive Handlungsträgerin Anne Lewis. Die übrigen Polizisten verkommen zwar nicht unbedingt zu Randfiguren. Allerdings, wenn man genau ist, wird durch diese Randcharaktere die Gesamtheit der Detroiter Polizei repräsentiert.
Man merkt Robocop an, dass der Film insgeheim auf deren Seite ist. Sie sind frustriert und müde. Sie erleiden im Dienst jede Menge Verluste und der Lohn der Mühe ist, dass beispielsweise ein Ganove, den sie gefangengenommen haben, auf Grund mächtiger Strippenzieher im Hintergrund wieder frei herumlaufen kann. Kein Wunder also, dass sie irgendwann streiken, was allerdings auch gleichbedeutend mit ihrem finalen Auftritt im Film gleichzusetzen ist.
Umso wichtiger daher die Rolle und Funktion von Anne Lewis. Sie ist im gesamten Film die einzige Person, die sich für andere interessiert, die auf Leute zugeht. Dabei wird sie nicht als schwach dargestellt. Im Gegenteil: Sie ist ein würdiger Sidekick für die Titelfigur. Und gleichzeitig ist sie durch ihr Verhalten der einzige nennenswerte Vertreter von menschlichen Gefühlen. Auch wird ihre Weiblichkeit zu keinem Zeitpunkt thematisiert. Sie ist weder ein Love Interest noch hat sie irgendwelche Szenen, die sich zuerst auf ihr Geschlecht und erst dann auf ihren Charakter fokussieren. So eine starke Darstellung hat auch heute Seltenheitswert.
Überwiegend gut gealtert
Und Alex Murphy? Hier muss man die Darstellungsarbeit von Peter Weller loben. Er schafft es scheinbar problemlos, seinem Charakter Persönlichkeit einzuhauchen. Selbst dann, wenn er die meiste Zeit seinen Helm aufhat und man nur seinen Mund- und die Kinnpartie seines Gesichts sieht. Erst nach und nach erhält er mehr Möglichkeiten zu schauspielen, was auch gleichbedeutend mit einer gezielten Schwächung seiner Figur, Robocop, dahergeht. Doch das passt und macht den Film umso spannender.
Was diesen Film ebenso unvergesslich macht, ist die Darstellung der Gewalt, die hier stellenweise sehr übertrieben daherkommt. Man sieht, wie die Leute ganze Gliedmaßen verlieren oder wie sich ein Henchman von Boddicker immer mehr auflöst. Bei einigen Szenen fühlt man sich an Splatterfilme erinnert. Doch ist diese Gewalt kein Selbstzweck, sondern passt zu der Dystopie, zu der Trostlosigkeit, die in der Gegenwart des Films vorherrscht. Es verdeutlicht, wie wenig ein Menschenleben in dieser Zeit wert ist, wenn Leute brutal getötet werden und der einzige Gedanke dann ist, dass dadurch ein wichtiges Projekt gestorben ist.
In Sachen Special-Effects ist Robocop überwiegend gut gealtert. Nur die Szenen, in denen ED-209 auftaucht, wirken heutzutage merkwürdig. Hier sieht man einfach, dass diese Figur via Stopmotion animiert worden ist, was sehr hakelig aussieht. Doch ist dies das einzige, was man bemängeln kann.
Schwaches Ende
Die Story des Films ist überwiegend grandios. Nur gegen Ende baut sie immer mehr ab. So ist der Kinofilm am Ende einfach: vorbei. Es ist ein abrupter Stopp, einer, der sich nicht richtig fühlt, vor allem deshalb, weil noch einige Sachen ungeklärt bleiben, wie beispielsweise die Konsequenzen der ganzen Aktionen von OCP. Vermutlich war dieses Finale bewusst so vorgesehen, damit der Zuschauer sich seine eigenen Gedanken machen muss. Was jedoch nur bedingt funktioniert.
Trotzdem ist Robocop immer noch ein Must-see. Ein voller Erfolg, der im Laufe der Jahre zwei Nachfolger und einen Reboot sowie diverse Animations- und eine Live-Action-Serie nach sich zog.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Gut gealtert
- Grandiose Antagonisten
- Beißende Satire der Reagonomics
Negativ
- Einige nicht so gut Special Effects
- Unbefriedigendes Ende
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