Im Jahr 1996 kam mit Resident Evil eine kleine Revolution auf die Playstation.
Die Entstehungsgeschichte des ersten Resident Evil ist komplexer, als man denkt. Ursprünglich als Fortsetzung zum NES-Titel Sweet Home und für das SNES gedacht, entschied man sich 1994 doch dazu, direkt für die damals noch neue Playstation zu entwickeln. Etliche Ideen fielen den Systembeschränkungen zum Opfer, heute ikonische Szenen wie die filmischen Kameraperspektiven oder die Türanimationen kamen ins Spiel, um die Beschränkungen zu kaschieren. Dafür gab es immerhin einen filmischen Vor- und Abspann, in dem echte Schauspieler die Charaktere darstellen.
Handlung
Das Alpha-Team der STARS (Special Tactics and Rescue Service) wird in die Arklay Mountains in der Nähe der Stadt Raccoon City geschickt. Sie suchen das Bravo-Team, welches merkwürdige Morde in der Gegend untersuchen sollte, zu denen man aber den Kontakt verlor. Das Alpha-Team entdeckt den abgestürzten Helikopter der Kameraden und wird von Hunden angegriffen. Einige der Mitglieder fallen den Tieren zum Opfer, der Rest schafft es in ein nahegelegenes Herrenhaus. Dieses ist bewohnt von Zombies und anderen Kreaturen, die der Gruppe nach dem Leben trachten. Während der Suche nach dem Ausgang kommen die verbliebenen Mitglieder des Alpha-Teams der Ursache für die Geschehnisse auf die Schliche und decken obendrein noch eine Verschwörung auf.
Gameplay
Aus heutiger Sicht ist das Gameplay natürlich sehr gewöhnungsbedürftig. Damals gab es noch keine Analogsticks und alles geht über das Steuerkreuz, was zu der als Tank-Controls berühmt-berüchtigt gewordenen Steuerung führte. Man dreht die Spielfigur quasi auf der Stelle oder bleibt oft an kleinen Ecken hängen – mit etwas Übung kann man zumindest eine einigermaßen flüssige Bewegung hinbekommen, was die Spielbarkeit deutlich erhöht. Zu Beginn wählen wir entweder Chris Redfield oder Jill Valentine als Spielfigur, was zu zwei vollkommen verschiedenen Spielerlebnissen führt, auch wenn das Grundprinzip und die Rätsel gleich bleiben. Jill bekommt des öfteren Hilfe von Barry Burton, Chris findet Rebecca Chambers vom Bravo-Team im Haus und wird gelegentlich von ihr unterstützt. Chris kann mehr Treffer einstecken, Jill hat mehr Platz im Inventar und hat Vorteile bei manchen Rätseln.
Das Prinzip bleibt aber wie erwähnt bei beiden gleich. Wir erforschen das Haus, landen vor einer verschlossenen Tür und suchen den Schlüssel dafür. Währenddessen weichen wir Gegnern aus oder erledigen sie. Einem Großteil der Gegner kann man in der Tat mit Übung ausweichen, dies betrifft sogar einige der Bosskämpfe. Davon gibt es nicht besonders viele, dafür sind manche lächerlich einfach, andere aber bockschwer.
Hat man sich an die Variablen gewöhnt, wie eben der Steuerung und der dezent betagten Grafik, kommt man aber in den Genuss einer der besten Spiele der Playstation1-Zeit mit einem bombastischen Soundtrack, der auch heute noch einer der besten der Videospielgeschichte ist. Für den Wiederspielwert gibt es noch freischaltbare Kostüme und Waffen und für die besonders schnellen Spieler auch noch einen speziellen Ergebnis-Screen. Insgesamt vier verschiedene Enden gibt es pro Spielfigur, die sich daran bemessen, was wir während des Spiels gemacht haben. So haben wir zum Beispiel die Möglichkeit, Rebecca nicht mitzunehmen und stattdessen alleine loszuziehen, was zu ihrem Tod führen kann. Nehmen wir sie mit, wird sie allerdings gerettet, was ein besseres Ende garantiert.
Manche Punkte im Gameplay sind aber einfach dämlich. Damit der Charakter eine Treppe hochgeht, muss man erst den Aktionsknopf drücken, die Spielfigur bleibt gerne mal an klitzekleinen Ecken hängen und es gibt keine Hinweise darauf, ob hier etwas Interessantes liegt oder dies einfach nur so irgendwo rumliegt. Einzig Munition und Heilungsgegenstände sind durch das deutliche Design erkennbar.
Fehler
Natürlich macht der Fehlerteufel auch vor einer Legende nicht halt. Bei der Übersetzung aus dem Japanischen ins Englische achtete man nicht darauf, dass im Englischen ein Unterschied zwischen Venom (Gift, das injiziert wird) und Poison (Gift, das zu sich genommen wird) existiert. So wurde aus der Schlange Yawn eben eine „Poisonous Snake“, statt einer „Venomous Snake“. Im Jill-Durchgang rettet Barry sie vor einer herunterkommenden Decke – statt dankbar zu sein, befragt sie ihn, was er hier machen würde, er hätte doch woanders suchen wollen. Rebecca scheint Chris nicht zu kennen, obwohl beide Mitglied bei STARS sind.
Generell sind die Dialoge doch recht seicht gehalten, allerdings muss man auch sagen, dass eine komplexere Story wie hier eher im Bereich der Rollenspiele zu finden war und dies bei anderen Spielen bereits zu Beginn oder im Handbuch erklärt wurde. Resident Evil war also auch hier ein kleiner Vorreiter, auch wenn es meilenweit weg war von heutigen Standards.
Director’s Cut
Ein Jahr später kam, als Entschädigung für die lange Wartezeit auf den zweiten Teil, noch der Director’s Cut heraus. Dieser bietet neben dem normalen Standard-Modus noch einen für Fortgeschrittene, in dem Rätsel, Bosse und Handlung zwar gleich blieben, aber Gegner und Gegenstände anders platziert sind. Dies wurde laut Capcom extra für die Spieler gemacht, die im eigentlichen Spiel schon alles erreicht haben und sich selbst Herausforderungen gestellt haben, wie das Durchspielen in möglichst kurzer Zeit oder nur mit einem Messer bewaffnet. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass Capcom nach dem enormen Erfolg des Spiels noch ein wenig Profit herausschlagen wollte. Heute kämen solche Erweiterungen als DLC ins Haus, damals gab es die Möglichket dazu noch nicht. Außerhalb von Europa kam ein Jahr später auch noch eine zweite Version auf den Markt. Diese fügt Unterstützung für den Dual Shock Controller hinzu und unverständlicherweise einen neuen Soundtrack. Wurde der Soundtrack des Originals gelobt, wurde diese neue Version eher kritisiert. Verantwortlich dafür war Mamoru Samuragōchi, der als neuer Beethoven galt, da er behauptete, taub zu sein. Er war aber weder taub, noch hatte er die Musik selbst komponiert, dies übernahm sein Freund Takashi Niigaki. Dies wurde aber erst Jahre später bekannt.
Funfacts
- In Japan heißt das Spiel Biohazard – im Rest der Welt nannte man es lieber Resident Evil, um einen möglichen Rechtsstreit mit der gleichnamigen Band aus dem Weg zu gehen.
- Das Spiel ist eines der ersten, welches den Spielern einen gewissen Handlungsspielraum lässt und Konsequenzen der Aktionen zeigt.
- Resident Evil wurde eigentlich erschaffen, um die Möglichkeiten der Playstation auszuloten.
Fazit
Wer das Spiel noch nicht kennt und sich mit betagter Grafik und Steuerung anfreunden kann: unbedingt mal spielen. Der Soundtrack ist heute noch klasse und Spannung kommt sicher immer noch auf, wenn man das Spiel nicht schon auswendig kennt wie ich. 🙂 Greift aber zum Director’s Cut, dieser bietet einfach mehr. Diesen findet ihr zum Beispiel auch auf der Playstation Mini. Neutral ist ein so altes Spiel heute nicht mehr zu bewerten, da wir heute einfach einen ganz anderen Standard haben. Für die damalige Zeit war dieses Spiel aber ein kleiner Meilenstein. Nicht umsonst wird Resident Evil wie kein anderes Spiel heute mit dem Genre Survival Horror in Verbindung gebracht, obwohl es nicht der erste Vertreter des Genres ist.
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