Nach 18 Jahren bekommt das äußerst populäre Resident Evil 4 auch ein Remake.
Capcom scheint die komplette Kernreihe in die aktuelle Konsolengeneration holen zu wollen. Nach Resident Evil 2 und Resident Evil 3 erschien am 24.03.2023 das Remake des vierten Teils, selbstverständlich auch in der RE Engine. Wie bei den vorherigen Teilen handelt es sich aber mehr um eine Reimagination, um die Teile besser miteinander zu verbinden und Plotholes zu stopfen.
Neuer Content kommt dazu
Natürlich wurde, wie auch bei den anderen Remakes, neuer Content geliefert und alter Content gestrichen. Neuer Content trifft es hier aber nicht so richtig, denn eigentlich ist der neue Content nur überarbeiteter alter Content. So wurde aus dem „Aufzieh-Salazaar“, vor dem man im Originalspiel noch in einer nervigen QTE-Sequenz weglaufen musste, nun einfach ein Flammenwerfer, der uns an einer Stelle das Leben ein wenig schwerer macht.
Aus der einen Nebenquest des Originals wird eine ganze Aufgabenschar, die allerdings nicht viel Abwechslung bietet. Blaue Medaillons abschießen, Ratten und besondere Gegner töten – das sind so ziemlich die Aufgaben, die es gibt. Manchmal muss man auch etwas bestimmtes an den Händler verkaufen. Kein großer Deal in der heutigen Zeit, aber im Vergleich zum Original dann doch eine Verbesserung.
Am Händler wurde generell geschraubt. Da Ausrüstung nun kaputt gehen kann, zumindest manche, bietet er nun auch Reparaturen an. Für die Quests und manche Gegner gibt es einen Edelsteine als Belohnung, die gegen seltene Gegenstände getauscht werden können. Die Schatzkarten und andere spezielle Items gibt es nur auf diesem Weg, ebenso wie manche Waffen bzw. Ausrüstung. Für die ersten Runs sind die Quests also quasi Pflicht, wenn man alles auf Maximum bringen will und sich um Herausforderungen und Erfolge/Trophäen schert.
Eine absolute Neuerung ist allerdings die Möglichkeit, seine Waffen zu lagern und seinen Aktenkoffer zu modifizieren. Das Lagern geht sogar von unterwegs, das Modifizieren und wieder Mitnehmen von Waffen nur an einer Schreibmaschine – diese stehen nun auch nicht mehr nach und vor jedem Kapitelende, sondern an Stellen, die man meistens öfter besucht.
Es gibt verschiedene Arten von Aktenkoffern, manche erhöhen die Droprate von Munition, andere von Geld oder Kräutern. Dann gibt es noch drei Anhänger, die man an den Koffer hängen kann, die ebenfalls unterschiedliche Effekte haben. Musste man im Originalspiel noch Waffen verkaufen, wenn es z. B. ein Upgrade gab, kann man seine Waffe nun auch behalten. Waffen und Ausrüstung, die man während des Spiels findet, bekommt man nur einmal an dieser Stelle, hat man sie verkauft, landen sie beim Händler, von dem wir sie zurückkaufen können.
Alter Content wird gestrichen
Wie gesagt, alter Content ist eigentlich nur umfunktioniert worden, aber es gibt auch Passagen, die komplett der Schere zum Opfer gefallen sind. Der Kampf gegen U3 fehlt, ebenso wie der berüchtigte Laser-Raum oder die Bulldozerfahrt. Das sind allesamt keine handlungsrelevanten Sachen, weder im Original noch hier, außer eventuell der Kampf mit U3. Dieser soll allerdings in Seperate Ways enthalten sein, welches umfangreicher als im Original ausfallen wird. Der Modus The Mercenaries fehlt momentan, kommt aber als Gratis-DLC, während Seperate Ways ersten Meldungen nach kostenpflichtig wird. Der Modus Assignment:Ada fehlt allerdings komplett und soll auch nicht erscheinen. Auf Dinge wie Brandgranaten, die ebenfalls gestrichen worden sind, kann man wohl verzichten, ebenso wie auf die QTEs. Diese waren im Original eh umstritten, hier weichen sie einem flexiblerem Modell, welches beim rechtzeitigen Drücken Schaden verhindert, aber eben beim Verpassen nicht gleich im Tod endet.
Im Internet regt man sich natürlich schon über manche Dinge auf, aber wie so oft ist dies mehr ein Jammern auf hohem Niveau. Wer die Zeit hat, sich darüber aufzuregen, dass Dr. Salvador Leon nicht mehr köpft, der verpasst einfach eine zu großen Teilen gelungene Neuinterpretation. Ich habe Leute gesehen, die sich über das Fehlen des Krans in der Abfallanlage beschwert haben. Really?
Gameplay
Wenn ein „altes“ Spiel überarbeitet wird, und das nicht nur als Remaster, sondern als neues Spiel, dann hat dies in der Regel Auswirkungen auf das Gameplay. Resident Evil 4 ist da keine Ausnahme. Einige Sachen – wie das Entfernen der QTEs – habe ich schon angesprochen, andere Sachen wie das Überarbeiten des Messerkampfes noch nicht. Wir müssen keine Taste mehr drücken, um das Messer zu ziehen: Wenn wir nicht mit einer Waffe zielen und den „Schießen-Knopf“ drücken, benutzt Leon automatisch das Messer. Das macht das Spiel wesentlich flüssiger, da der Wechsel zwischen Schusswaffe und Messer wesentlich geschmeidiger funktioniert. Dazu kommt noch, dass niedergeschossene, aber noch nicht erledigte Gegner mit dem Messer den Gnadenstoß verpasst bekommen können, was unter anderem auch das Erscheinen des Parasiten verhindert.
Die absolut krasseste Änderung ist aber das Ducken – eingeführt wird es, um niedrige Stellen zu meistern, aber man kann dies auch im Kampf einsetzen. Leon kann durch Ducken unter sich schließenden Türen durchrollen, fliegenden Äxten ausweichen oder sich eben lautlos anschleichen und einen Gegner mit dem Messer in bester Sam-Fisher-Manier erledigen. Es gibt sogar eine Herausforderung für drei Tötungen dieser Art in Folge.
Die restlichen Änderungen sind Anpassungen an heutige Standards. Einzig Atem-Anhalten beim Scharfschützengewehr wäre noch eine coole Option gewesen, aber man kann ja nicht alles haben. Dafür haben wir ähnliche Puzzle im Spiel, die nur anders funktionieren. Man fühlt sich also heimisch, aber man kennt die Lösungen noch nicht.
Story
Selbstverständlich wurde der Plot an manchen Stellen angepasst, damit dieser eben in das bestehende Narrativ mit RE2 und RE3 passt. Davon ab, gab es im Original etliche Logiklöcher, die hier zumindest teilweise gestopft werden. Es machte schon damals keinen Sinn, Leon zu infizieren und dann seiner Flucht im Weg zu stehen, obwohl das ja der Plan war. Hier wird es zumindest ein wenig besser erklärt, denn der Helikopter, der Ashley und Leon abholen soll, kann wegen des Wetters nicht landen, also suchen sie einen anderen Weg und kommen so dem Plan auf die Schliche, welchen sie vereiteln wollen. Dass Saddler, der Hauptgegner, dies so nicht will, ist einleuchtend.
Die Story wurde wie gesagt geändert, aber das eben nur in Details. Die Haupthandlung ist dieselbe geblieben, alle wichtigen Aspekte sind drin. Die Änderungen, die vorgenommen wurden, erklären mehr oder straffen den Plot.
Fazit zu Resident Evil 4 Remake
Was will man sagen, ist es anders als das originale Game? Ja, ist es. Hat man trotzdem das Gefühl, hier Resident Evil 4 zu spielen? Ja, hat man. Die meisten Änderungen machen Sinn, vor allem die im Gameplay und der Story. Capcom hat hier ein genial gutes Game abgeliefert, welches man vielleicht nicht mit dem Original vergleichen sollte, sondern eher als logische Fortführung der neuen Reihe. Von den Remakes ist dies aber definitiv das beste, auch wenn der Survival-Horror-Aspekt hier wieder ähnlich kurz geraten ist wie schon im Original. Zumindest auf der Horrorseite hat man aber ein paar Punkte einheimsen können.
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