Im Abschlussband der Reihe werden alle Handlungsstränge aufgelöst, teils mit überraschenden Enthüllungen.

Reset PermafrostDie Handlung

Zu Beginn des dritten Bandes von Reset fliehen US-Amerikaner vor außer Kontrolle geratenen Kampfmaschinen nach Mexiko, wo die Außerirdischen ein Auffanglager eingerichtet haben. Offenbar hat sich auch in Nordamerika eine KI ausgebreitet. Jene in der französischen Sonnenstadt ist derweil unter Kontrolle gebracht worden. Allerdings handelte die KI nicht auf eigene Faust, sondern befolgte die Befehle der Stadtverwaltung, welche nach dem Kollaps der Solaranlagen vorbeiziehende Menschen eingefangen und versklavt hat. Helen überkommen angesichts dessen Zweifel, ob es die Menschheit überhaupt wert ist, gerettet zu werden.

Aber nicht nur unter den Menschen gibt es feindselige Exemplare. Nachdem Swänn Verstärkung von einem Origam-Jäger erhalten hat, flüchten seine Skuäll-Verfolger. Anschließend klärt er Liz Hamilton über den Tod ihrer Familie auf. Als er jedoch von zwei toten Mädchen berichtet, merkt sie an, dass sie drei Töchter hatte. Swänn hilft ihr, die verbliebene Tochter zu finden, und schwört, dass er die Mörder ihrer Familie dingfest machen wird. Dies gelingt ihm auch und am Ende werden die drei Schmuggler der irdischen Justiz überstellt.

Auf Näkän wird Lisä zwischenzeitlich vom Botschafter der Skuäll aufgesucht. Gäry bittet sie, sich im Rat für den Verbleib seines Volkes im Komplex einzusetzen, da nicht alle von ihnen kriminell seien. Im Gegenzug offenbart er ihr, dass die Seuche, die auf der Erde um sich greift, nicht irdischen Ursprungs ist. Er gibt ihr den Tipp, in Sibirien nach Antworten zu suchen.

Dorthin sind Helen, Sätie und Pablö bereits unterwegs, da sie den Ausbruch auf eine Insel östlich von Sibirien zurückverfolgen konnten. Durch den Klimawandel ist der dortige Permafrostboden aufgetaut und hat die Leiche eines Näkän freigegeben, der vor 20.000 Jahren von einem Skuäll über der Erde abgeschossen wurde. Das für Näkän harmlose Virus wurde kurz nach seinem Tod mit ihm tiefgefroren und überdauerte die Äonen. Mit diesem Wissen gelingt es, die Seuche zu besiegen.

Nachdem alle akuten Probleme gelöst sind, stiehlt sich Liz abermals mit ihrer verbliebenen Tochter davon, um irgendwo ein neues Leben anzufangen. Helen schließt sich derweil der Reset-Mission an und kehrt ins trockengelegte Paris zurück. Dort treffen auch endlich Swänn und Sätie wieder zusammen. Letztere überbringt jedoch eine schlechte Nachricht. In der letzten Ratssitzung wurde beschlossen, die Reset-Mission zu verkürzen – auf nur noch 300 Jahre.

Rezension von Reset 3. Permafrost

Es ist erfreulich, dass der Abschlussband keine Fragen offen lässt. Alle Handlungsstränge werden zu einem Ende gebracht, wobei die meisten Auflösungen überzeugen können. Lediglich der Plot um die KI bleibt verwirrend. Es stecken also Menschen dahinter, die ihresgleichen versklaven. Die Begründung, dass die Solaranlagen der Sonnenstadt ausgefallen sind, ist jedoch etwas dürftig.

Ebenso ist es ein Rätsel, was es mit den außer Kontrolle geratenen Kampfmaschinen auf sich hat, die plötzlich in Texas aufkreuzen und Jagd auf Menschen machen. Offenbar werden diese von einer anderen KI kontrolliert, denn die in Frankreich hatte lediglich das Ziel, die Sklaverei in der Sonnenstadt geheim zu halten. Das hat jetzt keinen erkennbaren Bezug zu den Vorgängen in den USA. Es wäre inhaltlich besser gewesen, dort die Truppen der Nordstaaten als Feinde beizubehalten, zumal die Angriffe von deren Kampfläufern durchgeführt werden.

Zumindest der Seitenhieb auf Donald Trumps Mauer an der Grenze zu Mexiko ist perfekte Ironie. Die Außerirdischen reißen die Mauer ein, um den US-Amerikanern die Flucht nach Süden zu ermöglichen, und gewähren ihnen die humanitäre Hilfe, die die USA den Lateinamerikanern einst verweigert haben. Diese Gesellschaftskritik ist absolut auf der Höhe der Zeit.

Nicht minder kritisch ist die Anmerkung des Skuäll-Botschafters Gäry, dass die undifferenzierte Verdammung eines ganzen Volkes der erste Schritt zum Rassismus sei. Einst waren sein Volk und die Näkän Feinde, doch inzwischen sind sie beide Mitglieder des Komplexes und Gäry sieht in Lisä eine Freundin. So hilft er ihr bei der Suche nach der Wahrheit über die Seuche auf der Erde.

Dafür braucht Lisä Daten der Skuäll, denn bei dem letzten Krieg zwischen beiden Spezies, der bereits Jahrtausende zurück liegt, wurden die Datenbanken von Näkän zerstört. Ironischerweise treffen sich die beiden bei ihrem zweiten Gespräch zwischen Ruinen, die nunmehr ein Mahnmal bilden. Die Bildsprache sagt hier mehr als tausend Worte.

Sätie entdeckt in der Zwischenzeit die Leiche des Näkän, der vor 20.000 Jahren auf den Ljachow-Inseln schockgefrostet wurde und nun langsam auftaut. Er war dabei keineswegs der einzige Außerirdische, der zuvor schon die Erde betreten hat. Seit Jahrtausenden wurde der blaue Planet immer wieder von Forschern verschiedener Komplex-Völker besucht, womit hier das Thema Präastronautik bedient wird.

Helen kann inzwischen mit der neuen Realität umgehen und arbeitet für die Außerirdischen. Liz ergreift dagegen abermals die Flucht, obwohl ihr zu Ehren ein Empfang vorbereitet wurde. Das lässt sich im Prinzip nur mit dem traumatischen Verlust ihrer Familie erklären. Wenigstens zeigt sie Swänn gegenüber Dankbarkeit. Andere Menschen, vor allem in den amerikanischen Südstaaten, lehnen die Hilfe der Aliens hingegen ab. Von der Reaktion der Regierungen bekommt man indessen gar nichts mit. Gegen Ende wird lediglich am Rande erwähnt, dass einige mit dem Reset-Programm kooperieren wollen. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Die Erde liegt im Sterben und die Machtstrukturen bröckeln längst.

Die Ankündigung, dass das Reset-Programm gekürzt wurde, ist schlussendlich eine Enttäuschung, bis es dann heißt, dass der verbliebene Zeitraum immer noch 300 Jahre beträgt. Was für die meist sehr langlebigen Völker des Komplexes einen knappen Zeitrahmen bedeutet, erscheint den Menschen wie eine Ewigkeit. Zumal es die Außerirdischen binnen weniger Tage geschafft haben, die meisten Katastrophen einzudämmen und einen Großteil der irdischen Kriegsmaschinen unbrauchbar zu machen. Dennoch ist Swänn der Meinung, dass der Eingriff zu spät erfolgt sei und das Schicksal der Erde immer noch auf der Kippe stünde.

Die nachdenkliche Geschichte ist einmal mehr in schöne Bilder verpackt. Besonders erwähnenswert sind die irdischen sowie außerirdischen Landschaften und Architekturen. Die Gebäude der Näkän verbinden kantige Strukturen mit organischen Designs, während auf der Erde klassische und moderne Gebäude von der Natur zurück erobert werden. Gelungen sind auch Tiere wie Mammuts und Alligatoren.

Die Koloration könnte einen Ticken realistischer sein, Glanzeffekte sind nach wie vor Mangelware. Nichtsdestotrotz ist die Farbgebung angemessen und vor allem die nächtlichen Sternenhimmel sind sehr schön anzusehen. Hintergründe sind zuweilen bewusst unscharf gemacht worden, womit die Bilder mehr Tiefe erhalten.

Fazit

Der Abschluss ist rundum gelungen und bietet einige erfreuliche Überraschungen. So ist bis zum Ende nicht ganz klar, ob Swänn den Kampf gegen die Skuäll-Schmuggler überlebt, da es im ersten Band ein bewusst gesetztes schlechtes Omen gab. Damit wird die Spannung bis zum Ende gehalten. Obwohl alle Handlungsstränge aufgelöst werden, bietet das Finale noch genügend Potential für etwaige Fortsetzungen. Um die Erde zu retten, steht noch viel Arbeit an.

Info

Autor: Fred Duval
Zeichnungen & Farben: Emem
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Warpskala

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  • Koloration
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