Die Rettung der Erde geht nur mühsam voran und zu allem Elend bekommen es die Helfer nun auch noch mit einer bösartigen KI, Plünderern und internen Konflikten zu tun.
Die Handlung
Eine außerirdische Koalition, die sich „Komplex“ nennt, hat sich mehrheitlich für die Rettung der Erde ausgesprochen. Eine Flotte der Näkän, Köbalt und Origam hat zu diesem Zwecke begonnen, auf dem Erdenmond Erz abzubauen, um das nötige Material für das Vorhaben zu replizieren. Die Menschen betrachten sowohl das Treiben auf dem Mond als auch über den Großstädten der Erde mit gemischten Gefühlen. Nicht jeder begrüßt die fremde Hilfe, und so kommt es immer wieder zu Angriffen auf die Außerirdischen.
Zumindest Helen, deren Familie an einem tödlichen Virus erkrankt ist, vertraut inzwischen auf die guten Absichten von Sätie und Pablö, die gemeinsam mit ihr den Ursprung der Seuche suchen. Auf ihrer Reise durch die Normandie werden sie immer wieder von automatischen Drohnen und Robotern attackiert. In der Sonnenstadt stoßen sie schließlich auf eine KI, welche sich gegen ihre Schöpfer gewandt und die Einwohner des Ortes versklavt hat.
Swänn hat unterdessen ganz andere Probleme. Liz Hamilton hat sich unkooperativ gezeigt und der Suche nach ihrer verschollenen Familie eine höhere Priorität eingeräumt als der Löschung der brennenden Ölfelder in Texas, für die sie verantwortlich ist. Auf ihrer Flucht wurde Liz von irdischen Plünderern gefangen genommen und Swänn muss sie nun befreien.
Da Swänn die Erdenfrau nach der geglückten Befreiung nicht umstimmen kann, willigt er schließlich ein, sie bei der Suche nach ihrer Familie im benachbarten Mexiko zu unterstützen. Im Gegenzug stimmt sie zu, eine Kopie von sich erstellen zu lassen, die sie per Mentalkontrolle fernsteuern kann. So kann sie gleichzeitig in Texas die Lage erkunden und Anweisungen erteilen. Gerade noch rechtzeitig, denn das Feuer hat sich unterirdisch ausgebreitet und fast eine Explosion ausgelöst. Liz‘ Eingreifen hat über 100 Leben gerettet, weshalb die Näkän sie nunmehr als Heldin feiern.
Leider sehen einige Völker des Komplexes in den Menschen eine feindliche Spezies und betrachten den Eingriff als Fehler. Die Torghons und Skuälls fordern gar Reparationen in Form von Abbaurechten auf der Erde. Für die Näkän-Abgeordnete Lisä kommt es gar nicht infrage, eine ohnehin schon sterbende Welt noch weiter zu plündern, und so setzt sie sich für eine Fortsetzung der Reset-Mission ein. Noch kann sie sich mit knapper Mehrheit durchsetzen.
Einige Skuälls finden sich jedoch nicht mit der Entscheidung ab und haben bereits begonnen, die Erde zu überfallen. Wie sich herausstellt, stecken die Skuälls auch hinter dem Verschwinden von Liz‘ Familie, die bei einem Quantensprung gestorben ist. Doch kaum werden sie und Swänn Zeuge, wie die außerirdischen Piraten erneut per Quantensprung in Mexiko einfallen, werden sie auch schon von ihnen verfolgt.
Rezension von Reset 2. Interzone
Die Probleme häufen sich im zweiten Band und noch sind keine Lösungen in Sicht. Zumindest geben sich die Teilnehmer der Reset-Mission alle Mühe, den Planeten Erde und seine Bewohner zu retten. Dabei halten Sätie und Pablö auch schon mal unterwegs an, um einen aus dem Zoo entlaufenen Elefanten aus einem Sumpf zu retten. Dank seiner empathischen Fähigkeiten kann der Köbalt eine mentale Brücke zwischen dem Elefanten und Helen herstellen, was zu einem der schönsten Momente des Comics führt.
Der Plot um die künstliche Intelligenz stellt dagegen eine gänzlich unwillkommene Ablenkung dar. So führt die Begegnung mit einigen Verkehrsdrohnen zu grässlichen Kollateralschäden. Warum die KI ausgerechnet in einer Solarstadt Menschen versklavt, damit diese Energie erzeugen, ist ebenfalls nicht ganz schlüssig. Diese Grausamkeiten wirken überflüssig, da die Suche nach einem Heilmittel für die Seuche dadurch in den Hintergrund gerät. Eine Behinderung der Mission durch fremdenfeindliche Menschen wäre hier glaubwürdiger gewesen.
Deutlich interessanter ist da schon der interne Konflikt des Komplexes, denn nicht alle Spezies erachten die Rettung der Erde als sinnvoll. Die Szenen rund um die Debatte über die Reset-Mission ermöglichen weitere Einblicke in die Welt der Näkän. Man bekommt das Korallenmeer mit zahlreichen neuen Arten der einheimischen Flora und Fauna zu sehen, und es werden neue Charaktere wie die Abgeordnete Lisä eingeführt.
Das Äquivalent eines galaktischen Senats ist ebenfalls recht interessant. Zum ersten Mal sieht man, wie viele Spezies dem Rat des Komplexes angehören. Von diesen sind keineswegs alle befugt, die Erde zu betreten, wobei vor allem die Skuälls durch Piraterie und Schmuggel negativ auffallen. Offenkundig sind nicht ausschließlich die Menschen „wild, feindselig, egoistisch und gefährlich“, wie es die Delegation der Torghons auf den Punkt bringt.
Ein wenig befremdlich ist, dass die Torghons die Reset-Mission aus finanzieller Sicht bewerten. Dies ist ebenfalls ein sehr menschliches Konzept. Während sich aggressives Verhalten bei höher entwickelten Kulturen noch psychologisch erklären lässt, macht eine monetär orientierte Denkweise bei einem extrem hohen technologischen Entwicklungsstand überhaupt keinen Sinn, zumal keinerlei Währung erwähnt wird. Die Ressourcen für die Reset-Mission werden direkt aus dem Erdenmond gewonnen. Die einzigen Kostenfaktoren sind daher die investierte Zeit und die verlorenen Leben, was sich beides nicht finanziell beziffern lässt.
Die Forderung der Torghons und Skuäll nach Reparationen in Form irdischer Edelmetalle ergibt genauso wenig Sinn. Sie könnten jeden anderen Planeten, Mond oder Asteroiden ausbeuten. Die Behauptung, Platin käme nirgendwo in solch reiner Form vor wie auf der Erde, scheint dabei wenig glaubwürdig. Dem Komplex steht eine ganze Galaxie zur Verfügung und seine Mitgliedswelten besitzen Technologien, dank denen es keinen Mangel an was auch immer gibt.
Immerhin können sich die empathischen Spezies durchsetzen, welche in der Menschheit genügend kreatives Potential sehen, um deren Rettung zu rechtfertigen. Allerdings packen es die Erdlinge nicht ohne fremde Hilfe, und zumindest das hat der Comic mit der Realität gemein. Die meisten erkennen nicht einmal, dass die Erde ein sterbender Planet ist, weshalb diese Comicreihe als Weckruf zu verstehen ist.
Grafisch ist wieder alles im grünen Bereich. Die Landschaften sind sowohl auf der Erde als auch auf Näkan sehr detailliert. Vor allem die Burgen in der Normandie wirken sehr eindrucksvoll. Die Charaktere sind alle wiedererkennbar und auch Tiere wie der Elefant sind gut getroffen.
Lediglich bei den Spezies des Komplexes ist die Fantasie mit dem Zeichner etwas durchgegangen. Einige sind durchaus glaubwürdig und insbesondere die gasförmigen Origam sehen faszinierend aus. Bei anderen Spezies fragt man sich dagegen, wie diese eine technologische Zivilisation aufbauen konnten. Ohne Hände, Tentakel oder andere Greiforgane ist das kaum möglich. Genauso wenig, wie ein Pferd mit seinen Hufen einen Stift zum Schreiben halten könnte.
Die Koloration ist ebenfalls wieder auf einem guten Niveau. Ein paar mehr Farbabstufungen hätten alles noch realistischer wirken lassen können, und zudem mangelt es an Glanzeffekten. Insgesamt hinterlässt der Comic aber einen positiven optischen Eindruck.
Fazit
Während die Handlungsstränge auf Näkän und in Texas/Mexiko vorangetrieben werden, verfängt sich die Suche nach dem Ursprung der Seuche in Frankreich in einem Nebenplot um Künstliche Intelligenz. In dem Punkt wäre weniger mehr gewesen. Ansonsten ist die Fortsetzung jedoch rundum gelungen und glänzt durch einige sehr einfühlsame Momente.
Info
Autor: Fred Duval
Zeichnungen & Farben: Emem
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story9/10
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Zeichenstil7/10
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Koloration7/10
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