Die Wege einer Mutantin und einer Friedensforscherin kreuzen sich.
Titel: Perry Rhodan Storys Galacto City 2: Die Friedensforscherin
Autorin: Tanja Kinkel
Zeichner: Arndt Drechsler-Zakrzewksi
Erschienen: 16.09.2021
Traumata der Vergangenheit
Olga Ilmenova, über 60 und Überlebende des russischen Stalinismus und der damit verbundenen Geschichtsfälschungen und Gräueltaten, kommt als Friedensforscherin nach Galacto City. Sie definiert diesen Beruf so, dass sie friedlichen Regimes nicht traut, im vorliegenden Fall speziell Rhodan nicht. Sie will herausfinden, wo und wie sich der Faschismus und der Hass tarnen, welche ihrer Meinung nach unweigerlich kommen werden.
Auf der anderen Seite der Geschichte haben wir die noch sehr junge Betty Toufry, etwa 9 oder 10 Jahre alt. Die Telekinetin und Telepathin hatte vor wenigen Jahren ihren Vater, der von einem Individualverformer übernommen worden war, erschossen und ist seitdem Vollwaise. Sie lebt zu Beginn der Kurzgeschichte bei der Familie Manoli. Perrys Freund und ehemaliger Bordarzt der STARDUST kümmert sich liebevoll um die kleine Betty.
Im Laufe der Story findet unsere Friedensforscherin heraus, dass die von ihr als Fake empfundenen Invasionsversuche von Außerirdischen doch stattfanden und Rhodan offenbar ehrliche Absichten hat. Leider läuft sie dabei einem Individualverformer, dem wohl letzten auf der Erde lebenden, in die Arme. Was Betty Toufry ihrerseits erspürt und sie einschreitet lässt …
Eine brillante Perspektive
Grundsätzlich ist der Ansatz, eine Friedensforscherin auftreten zu lassen, hervorragend. So darf Olga Ilmenova auch all die Vorwürfe zusammenfassen und als Figur seriengerecht leben, die der frühen Perry-Serie durch die Kritiker immer wieder angedichtet wurden (und die nicht immer ganz von der Hand zu weisen waren). Sie sucht das Haar in der Suppe. Mit wenigen Worten schafft Tanja Kinkel hier eine sehr interessante Figur, von der ich sehr gerne mehr gelesen hätte.
Betty Toufry hingegen bleibt seltsam diffus und unbestimmt. Vielleicht auch besser so, denn Kinder als Protagonisten sind ohnehin für uns Erwachsene schwer zu fassen.
Brillant wird der Roman, als wir aus Sicht der Individualverformerin die Handlung erfahren dürfen.
In den Romanen der 1960er Jahre war dieses Volk dem damaligen Zeitgeist entsprechend halt einfach eroberungswütig und böse. Fertig.
Mehr musste man nicht wissen.
Und genau hier setzt Tanja Kinkel an, liefert und die wahren Motive für die Invasion. Sie schafft es tatsächlich, dass ich als Leser die Denkweise der IVs nachvollziehen und dennoch als unsagbar fremdartig empfinden kann. Die Invasion war aus Sicht der IV keine Invasion, sondern ein absolut lebensnotwendiger Schritt. Kein Hass auf Menschen, kein für uns zählendes Motiv. Und trotzdem kann ich als Leser nachfühlen, was die Individualverformer antreibt.
Noch einmal: BRILLANT!
So entsteht Vorfreude auf die dritte Geschichte aus den Frühtagen der Dritten Macht.
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