Ein Haluter und eine Bestie erzählen – sie enthüllen Unglaubliches
Titel: Die Amber-Protokolle
Autor: Rainer Schorm
Titelbild: Dirk Schulz/Horst Gotta
Erschienen: 28. Mai 2021
Zur Handlung
Icho Tolot und Tro Khon erzählen ihre Geschichte. Perry Rhodan und die Crew der SOL erfahren, wie es dazu kam, dass Eric Leyden und sein Team in ihrem Kreell-Block eingeschlossen wurden, während sie mit der Bestie Tro Khon auf dem Planeten Orcus die Tiefe erkundeten. Die Bestie berichtet von ihrem Sturz durch die Zeit und der Konfrontation mit dem mysteriösen Tiamat auf Amber, der F’Atkor spielte dabei eine zentrale Rolle.
Icho Tolot erzählt von seinen Forschungen am Objekt von Layl, dessen Hyperimpulse ihn zum Sonnentransmitter im Algol-System leiteten. Das Artefakt modifizierte den rumal’schen Transmitter und strahlte Icho Tolot in einer zeitlichen Verschiebung nach Amber ab. Dort fand er, den in Bernstein eingeschlossenen, Tro-Khon vor und konnte ihn aus seinem Gefängnis befreien. Der Hyperimpuls führt sie durch eine große Quantenfluktuation, einem schwarzen Loch optisch gleichend, nach Bacor Kavi in M Drei und dem Planeten EMschen. Dort lockt sie die Tiamat in das Höhlensystem mit der loower’schen Kaverne, wo sie vom Nistor, der Stationsintelligenz, mit Prallfeldern arretiert werden, nachdem sie an der Zugangsprüfung scheitern.
Tiamat lässt die DOLAN derweil von wandernden Schwämmen befallen, die das Schiff langsam zersetzen sollen. Icho Tolot aktiviert in letzter Verzweiflung terranische Morsecodes, bevor sich Haluter und Bestie in die Strukturverhärtung begeben.
Gedanken zu Die Amber-Protokolle
Ich liebe Haluter, Icho Tolot natürlich im Speziellen. Er war der Grund, warum ich mich vor knapp zwanzig Jahren in die Serie verliebt habe und ihr bis heute treu geblieben bin. Dass ich also ein Loblied auf diesen Roman singe, ist vielleicht etwas zu subjektiv und lässt sich nur mit meiner kindlich-naiven Freude an diesen überdimensionierten, allesfressenden und doch so sympathischen, unerwartet feinfühligen Riesen erklären. Allerdings ist mir bewusst, dass ich bei Weitem nicht der einzige Fan dieser Spezies bin, ich teile diese Sympathie mit vielen anderen Freunden des Perryversums. Aber genug der Schwärmerei. Zu den strukturverhärteten Fakten!
Lange mussten die Leser:innen warten, bis die Nonagon-Thematik in der aktuellen Handlung endlich ein paar substantielle Erklärungen bietet. In der abgeschlossenen Handlungsebene der ursprünglichen Nonagon-Staffel war dies lediglich im denkwürdigen Finale der Fall, zuvor ging es mehr um den schleichenden Niedergang eines lange auserzählten Bösewichts. Umso erfreulicher, dass es aktuell mit Vollgas ans Eingemachte geht. Es werden einige Fragezeichen aufgelöst, die schon seit längerer Zeit über dem rauchenden Leserschädel schweben. Unter anderem erfahren wir endlich, wie Leyden und sein Team in den Kreell-Block geraten sind, dass der F’Atkor mehr als nur ein Kunstobjekt ist und welche zentrale Rolle Bestie und Haluter in der Handlung einnehmen.
Aber kurz zurück zum mutmaßlichen Kunstobjekt … Eigentlich sollte spätestens nach dem Staffelfinale und dem Endkampf zwischen Sofgart und Hondro klar gewesen sein, dass das Artefakt mehr als nur eine hübsche Zierde ist, dieses kleine Zwischenspiel wirkte im Roman etwas fehl am Platz.
Bei der finalen Auseinandersetzung zwischen Icho Tolot, Tro Khon und Tiamat ist mir aufgefallen, dass die Bestie dem Haluter keinerlei Informationen weitergibt, die im Falle eines weiteren Kampfes hilfreich hätten sein können. Diese Konversation wurde leider komplett ausgespart. Fraglich ist, wie weit Tiamat bedeutend für die weitere Rahmenhandlung sein wird – ob als kurzfristiger Gegenspieler oder als neuer Antagonist für die nächsten zig Romane. In bester Hondro-Manier eben. Ich hoffe auf ein kurzfristigeres Intermezzo.
Die Geschichten von Tro Khon und Icho Tolot wurden, durch die Bank weg, extrem spannend geschildert. Wer mit der aktuellen Staffel neu in die Serie eingestiegen ist, wird sich hin und da etwas schwer tun, da sehr viele Enthüllungen auf Vorwissen basieren. Rainer Schorm umschifft diese Klippen dennoch souverän und es gelingt ihm dabei, mit einem geschickt verpackten Handlungs-Recap auch die Neuleser:innen abzuholen. Und dabei wird ganz nebenbei das Interesse an den alten Romanen geweckt. Wer die Bestien-Staffel verpasst hat, bekommt hiermit eine ausdrückliche Leseempfehlung!
„Was auch immer es ist. Es ist voller Sterne!“
Wunderbar, dass Rainer Schorm einen der zeitlosesten Klassiker der Filmgeschichte zitiert. Da Halutern Gottgläubigkeit völlig abgeht, hat er das berühmte Zitat von Bowman aus 2001 – Odyssee im Weltraum leicht abgewandelt.
Fazit
Die aktuelle Staffel macht mir riesigen Spaß! Der Roman erhält ein zum Plot passendes Titelbild, das mir, nebenbei erwähnt, sehr gut gefallen hat. Das NEO-Logo, direkt in der Quantenfluktuation platziert, rundet die gelungene farbliche Komposition perfekt ab.
Die losen Fäden werden in den Amber-Protokollen weiter zusammen geführt und der geheimnisvolle F’Atkor wird – zumindest etwas – entmystifiziert. Das alles wurde spannend und mit dem richtigen Maß an „Sense of Wonder“ erzählt. Vor allem das Kapitel Traumsturz hat mich an dem Roman gefesselt, die Ursprünge des Kreells wurden vom Autor in eine spannende Zeitreise mit Tro Khon verpackt und reichen bis an die Anfänge der NEO-Serie zurück. Das Versprechen der Exposé-Autoren vom Perry-Rhodan-Online-Abend, dass die Zügel in der Handlung angezogen werden, kann ich bisher definitv als eingelöst betrachten.
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