Die SOL auf ihrer ersten großen Mission – Aufbruch in eine unbekannte Dimension

Hinter der DunkelwolkeTitel: Hinter der Dunkelwolke
Autorin: Lucy Guth
Titelbild: Dirk Schulz/Horst Gotta
Erschienen: 30. April 2021

Zur Handlung

Nach anfänglichen Differenzen einigt sich Perry Rhodan mit Thora, das Generationenraumschiff SOL für die Reise in den Sternhaufen M 3 zu nutzen, um damit den Ursprung der aufgefangenen Hyperimpulse zu erforschen. Nach Ankunft an der Dunkelwolke besteht die SOL ihre erste Bewährungsprobe, dank der von NATHAN installierten Hyperenergiespeicher gelingt Mentro Kosum der Einflug in Bacor-Kavi. Völlig unerwartet landen sie in einer anderen Dimension, die Dunkelwolke löst sich auf und ihr Rückweg scheint versperrt. Als sie ein rätselhaftes Morse-SOS empfangen, fliegt die Crew den Planeten EMschen an und findet auf dem unwirtlichen Planeten die sterbende DOLAN, das Raumschiff von Icho Tolot. Das Notsignal leitet sie in einen loowerschen Nonagon-Saal, dort finden sie Icho Tolot und die Bestie Tro Khon schwer verletzt vor. Sofgart rettet mit den Fähigkeiten des F’Atkor das Leben der beiden Kolosse, woraufhin die Verteidigungseinrichtungen der Station zum Leben erwachen. Der rapide genesene Icho Tolot verhilft der Gruppe schließlich zur Flucht aus der Kaverne und sie können vollzählig und unbeschadet zur SOL zurückkehren, während Tolot und Tro Khon in der DOLAN folgen.

Gabrielle Montoya übernimmt während Thora’s Abwesenheit das Amt als Kommandantin der CREST II. Im Blauen System häufen sich Probleme mit überschriebenen Codesequenzen bei SENECA. Eine akonische Delegation mit Auris von Las-Toór an der Spitze trifft zur Bordbesichtigung ein, Donna Stetson erwischt ein Trio der Akonen bei einem verdächtigen Spionageversuch im Positronikraum von SENECA und stellt sie zur Rede. Aus Mangel an Beweisen meldet sie den Vorfall nicht, nach einem Dialog mit Stetson gleitet SENECA in Selbstzweifel und depressionsähnliche Zustände ab und anwortet der Positronikspezialistin nicht mehr.

Gedanken zu Hinter der Dunkelwolke

Die Exposéautoren Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm hatten auf dem Perry Rhodan NEO Online Abend nicht zu viel versprochen. Lucy Guth lässt in ihrer beeindruckenden Fortsetzung des Jubiläumsbands kaum Wünsche offen und verdient sich die vielen Vorschusslorbeeren redlich.

Der Autorin ist es gelungen, die SOL liebevoll detailliert zu beschreiben. Thora wird hierbei immer wieder geschickt als Erkunderin der verschiedenen Schiffssektionen in die Geschichte eingebaut, dieses erzählerische Mittel hat mir sehr gut gefallen. Mit der Erstauflage hat die NEO-SOL allerdings wenig mehr gemein als ihre Hantel-Form und die ursprüngliche Verwendung als Generationenraumschiff. Nord-und Südkugel sind deutlich kleiner, in ihrer Größe von 1500 Metern allerdings immer noch riesige Gebilde. Der größte Unterschied findet sich in der starren Bauweise, die einzelnen Segmente lassen sich nicht trennen. Die Nordkugel enthält unter anderem Wohnbereiche, im Mittelteil befinden sich Laboratorien und Fabriken, die Südkugel nehmen Energieversorgung und Techniksektionen in Anspruch. Antigravsenken ersetzen die bekannten Antigravschächte, jedes einzelne Deck der Habitatsbereiche ist speziell auf die Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten ihrer künftigen Bewohner ausgerichtet und der Wasservorrat des Schiffs wird als riesiges Süßwassermeer zu praktischen Zwecken umfunktioniert. Der Aufbau der SOL strotzt vor Kreativität. Riesenkompliment zu dieser bildgewaltigen Reise durch das Schiff, ich würde sofort einziehen, am liebsten in das Südseehabitat mit eigenem kleinen Hausboot. Man darf doch wohl noch träumen dürfen, oder?

Gespannt darf der Leser zudem erwarten, wie die NEO-SOL ihre taktischen Nachteile gegenüber ihrer großen Schwester der Erstausgabe aufwiegen wird. Da das Gesamtkonstrukt nicht in drei Teile und damit drei autarke Raumschiffe aufgeteilt werden kann, bin ich schon sehr gespannt auf die ersten Raumgefechte und wie sich das Schiff darin schlagen wird. Auf technischer Seite interessiert mich brennend, wie ein schwarzes Loch im Hauptantrieb gebändigt werden will, ohne dass es dabei zu folgeschweren Zwischenfällen kommt.

Wie schon im Jubiläumsband treffen wir auf etliche alte Bekannte. Mentro Kosum kehrt als Pilot der SOL zurück ins Geschehen, unter anderem mit dem plophosischen Hyperphysiker Geoffry Abel Warringer und dem Emotionauten Senco Ahrat. Der SOL-Kommandant Chart Deccon erhält sogar sein ganz eigenes Oval Office als Arbeitszimmer. Icho Tolot und die Bestie Tro Khon kehren nach längerer Abwesenheit zurück in die Handlung. Fehlt nur noch Atlan, dann wäre die komplette Crème de la Crème versammelt.

„It’s bigger on the inside!“ Die Reminiszenz an Dr. Who war für mich DAS Easteregg des Romans! Vielleicht geistern ja demnächst noch Daleks durch die Gänge der SOL oder Sam Breiskoll beendet seine Gespräche mit „Ich bin der Dokor, ob es Ihnen gefällt oder nicht!“

Die Haupthandlung dreht sich ganz klar um die SOL, auf dem Nebenschauplatz CREST II werden gewissermaßen nur die Weichen für den Folgeroman gestellt. Die Ereignisse im Blauen System erzählen die rapide voranschreitende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz SENECA zu einem eigenen Charakter mit Geheimnissen. Wie gefährlich das werden kann, zeigen uns unter anderem Videospiele wie „Detroit become human“ oder Filme wie „2001-Odyssee im Weltraum“, wo künstliche Intelligenzen ein Eigenleben entwickeln, mit verheerenden Folgen. Was genau davon auf SENECA zutrifft, wird im Folgeroman von Susan Schwartz erzählt.

Zu mäkeln habe ich kaum etwas, wenn dann sind es Kleinigkeiten. Ein Größenvergleich der europäischen Parklandschaft in der Nordkugel war beispielsweise so amüsant, dass ich es hier erwähnen möchte. Der See in Größe eines Basketballfelds in Relation zu Wohntürmen, Bergen, Grashügeln und Wäldern … Wie verloren mag diese kleine Pfütze in diesem großen Areal wirken? Da kann auch eine holografische Himmelssimulation nicht viel retten, die unbegrenzte Weite simulieren möchte. Ich musste herzhaft lachen, der Vergleich war zu putzig.

Was mich etwas gewundert hat, war das akonische Desinteresse an der Mission nach Bacor-Kavi. Aus akonischer Sicht hätte ich darauf bestanden, zumindest mit einer kleinen Abordnung an der Expedition teilzunehmen. Trotz der vielen erfolglosen Versuche in ihrer eigenen Historie, hätten sie mit diesem Schiff die realistische Chance erkennen müssen, endlich erfolgreich eines der größten Fragezeichen ihres Volkes aufzulösen. So stark das nachvollziehbare Interesse der Akonen an einer Besichtigung der CREST II war, so wenig lag deren Fokus auf der SOL, einem riesigen Raumer, der unangekündigt an der eigenen Haustüre klopft. Klingt nicht ganz nachvollziehbar. Mehr habe ich aber nicht gefunden, was man dem Gesamtwerk ankreiden müsste.

Fazit

Klasse Roman! Hervorragende Ein- bzw. Überführung der SOL ins NEOversum, Bildsprache und Kreativität sind erste Sahne, Spannung und Witz sind genau richtig dosiert worden. Die Autorin nimmt sich zudem viel Zeit bei der Expedition der SOL und baut Thora elegant als Touristin mit ein, die dem Leser anschaulich den Schiffsaufbau zeigt. Schließlich werden wir als Leser:innen noch sehr viele Stunden auf dem Generationenschiff verbringen und möchten natürlich auch wissen, worauf wir die Reise begleiten dürfen. Die sich überschlagenden, actionreichen Ereignisse zum Ende hin setzen den perfekten Schlusspunkt unter ein weiteres Staffelhighlight. Lucy Guth entwickelt sich immer mehr zur potentiellen Erstauflageautorin. Mit „Hinter der Dunkelwolke“ hat sie definitiv eine erstklassige Bewerbung abgegeben.


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Andreas Jeßberger
Ein Gedanke zu „Review: Perry Rhodan NEO 251 – Hinter der Dunkelwolke“
  1. Ich möchte Lucy lieber weiter bei NEO sehen – hier kann sie unbelastet von 60 Jahren Seriengeschichte ihr Bestes geben 🙂

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