Perry Rhodan auf der Wasserwelt – Kann er den drohenden Krieg verhindern?
Titel: Die schwimmende Stadt
Autor: Hermann Ritter
Titelbild: Dirk Schulz/Horst Gotta
Erschienen: 22. Juni 2012
Zur Handlung
Perry Rhodan und sein Team werden nach ihrem Transmitterdurchgang auf dem Raumschiff des „Kundschafters“ abgestrahlt. Nach kurzem Gespräch mit dem rätselhaften Schiffsführer, entgehen sie der automatischen Vernichtung durch das Raumschiff nur, weil Ras Tschubai alle per Notteleportation kurzerhand ins Freie befördert. Sie stürzen auf einen offenen Ozean zu und werden in letzter Sekunde von Fangnetzen der ferronischen Kolonisten, den Reyanern, gerettet und anschließend gefangen genommen. Oberin Alrad, die Vorsteherin der „Fische“, nimmt sich ihrer Befragung an. Perry Rhodan erfährt von ihr, dass sich in Kürze eine Rebellenkonferenz versammeln will, die ein konzertiertes Vorgehen der Kolonie Rey gegen den Heimatplaneten Ferrol beschließen möchte. Die „Schlammkriecher“ genannten Stadtbewohner der Kolonie stehen, im klaren Gegensatz zu den „Fischen“, für gnadenlose Ausbeutung des Planeten mit überlegener Technik. Der Gouverneur der Kolonie, Flark, weiht Oberin Alrad in ein gut gehütetes Geheimnis ein, das für die Spannungen der Stadt- und Meeresbewohner verantwortlich ist. Perry Rhodan möchte den drohenden Krieg zwischen der Kolonie und dem Heimatplaneten Ferrol unbedingt verhindern, da dieser der Auslöser für das Dunkle Zeitalter der Ferronen sein wird. Bevor ihm das auf der Rebellenkonferenz gelingen kann, wird die Versammlung mutmaßlich vom Walzenschiff des Kundschafters angegriffen. Das technisch überlegene Raumschiff wird tatsächlich jedoch von unbekannten Kräften abgeschossen und stürzt ins Meer. Ras Tschubai kann den mysteriösen Schiffsführer retten und dieser bietet im Gegenzug Perry Rhodan seine Hilfe an, um ein drohendes Zeitparadoxon zu verhindern. Weitere Informationen will er allerdings nicht preisgeben. Mit einem mobilen Transmitter gelingt ihnen die Flucht vor den rachsüchtigen Reyanern, die in Perry Rhodan und seinem Team die Wurzel allen Übels vermuten. Lossoshér bleibt auf eigenen Wunsch auf Rey zurück und entlockt dem Kundschafter Carfesch sein Namensgeheimnis.
Auf der Erde überzeugt Dr. Eric Manoli den Historiker Aescunnar davon, gemeinsam einen weiteren Transmitter ausfindig zu machen, der ihnen die Verfolgung von Perry Rhodan ermöglichen soll. In der Venuszuflucht wird Manoli die undankbare Aufgabe zuteil, eine Trauerrede für die an ihren Verletzungen gestorbene Arkonidin Tamika zu halten. Anschließend findet Aescunnar heraus, dass das von Julian Tifflor auf Titan gefundene Wrack einen Transmitter beherbergen könnte und macht sich gemeinsam mit Gucky und Manoli auf die Reise zu dem Saturnmond. Beim Landeanflug verliert Manoli die Kontrolle über den Aufklärer und Gucky teleportiert die beiden Menschen in letzter Sekunde auf die Mondoberfläche, bevor das Raumschiff im Eis des Titan explodiert. Über den Kryoschlund eines Vulkans gelangen sie zum Wrack der IGITA. Da Manolis Kampfanzug schwer beschädigt wurde, ist der Versuch, ins Raumschiffinnere zu gelangen, ein Wettlauf gegen die Zeit, da Manoli wegen Sauerstoffmangel zu ersticken droht. Gucky gelingt es schließlich, alle per Teleportation in das Wrack zu befördern und ein zur Schiffsausstattung gehörender Raumanzug rettet Manoli das Leben. Da der Transmitter der IGITA irreparabel beschädigt wurde, müssen die drei Abenteurer unverrichteter Dinge zur Mondoberfläche zurückkehren. Bevor die zur Rettung heraneilende NESBITT-BRECK das Team aufnehmen kann, brechen Gucky und Manoli bewusstlos zusammen.
Meinung und Fazit zu Die schwimmende Stadt
Mittlerweile bin ich von der entschleunigten Erzählweise der aktuellen Staffel sehr angetan. Weniger Action und mehr erzählerischer Tiefgang prägen die ersten Romane auf der großen Suche nach dem ewigen Leben. Hermann Ritter gibt in seinem Werk einen ganz besonderen Einblick in die ferronische Kultur. In seiner Gesellschaftsstudie zeigt er eindringlich mit dem Finger auf die klassischen Probleme der realen Erde. Umweltzerstörung, gnadenlose Ausbeutung der Natur und der damit verbundene Konflikt mit naturverbundenen Zivilisationen sind ein Spiegelbild unserer eigenen Gesellschaft. Die Parallelen waren sicherlich gewollt und beschäftigten mich noch länger nach dem Lesen des Romans. Die Oberin ausgerechnet Al(l)rad zu nennen, in einer Wasserwelt, die als Transportmittel nahezu ausschließlich Boote und Fluggeräte kennt, fand ich erfrischend gelungen. Der Name des Kundschafters Carfesch legt mir zudem auch die Vermutung nahe, dass hier vielleicht ein Wunderbäumchen im ganz eigenen Gefährt des Autors erheblich zur Namensfindung beitrug. Wenn nicht, war es zumindest ein gelungenes Beispiel von Namensfindungen in Romanen.
Aber auch etwas konstruktive Kritik sollte mir an der Handlungsebene um Perry Rhodan und seinem Team gestattet sein. Der Zufall war doch auffällig häufig mit dabei. Nach dem Sturz aus einem hoch in der Athmosphäre fliegenden Raumschiff lediglich mit ein paar kleinen Blessuren davon zu kommen, wirkt doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Ebenso wie die zufällige Anwesenheit eines Rettungsteams in einem endlos weiten Ozean genau zur richtigen Zeit. Dass Perry & Co. exakt vor dem Großereignis „Dunkles Zeitalter“ in einer Wasserwelt durch den Transmitter treten, schlägt in der Kategorie Zufall zusätzlich negativ ein. Hier war die Geschichte in kleinen Teilen nicht gut zu Ende gedacht.
Im zweiten Handlungsstrang menschelt es zwischen Manoli und Aescunnar. In einem längeren Dialog der beiden, nimmt der Autor in herrlich zynischer Art und Weise die Logiklücken aus Vorgängerromanen aufs Korn. Wie sich Aescunnar darüber echauffiert, dass Harno und Harnahan zu viel nach schlechtem Abenteuerroman klingen und dass der Bericht der Reise völlig unglaubwürdig wirkt und damit wohl eher eine Legende sei, ist einfach nur köstlich. Die kleinen Neckereien mit Gucky konnten mich erneut schmunzeln lassen, das war Michelle Stern zuletzt schon eindrucksvoll gelungen. Der Mausbiber entwickelt sich bereits in der dritten Staffel zum Leserliebling und unverzichtbaren Bestandteil des NEOversums. Kommissar Zufall ermittelt aber leider auch auf dem Titan. Nachdem Manoli sogar ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass drei Personen an Bord eines ultraschweren Raumschiffs keinen Unterschied in der Statik machen, sackt das Wrack ausgerechnet unmittelbar nach der gelungenen Flucht des Trios in die Tiefen des Ozeans ab.
Diese vielen kleinen Zufälle auf beiden Handlungsebenen schmälern das Gesamtbild aber nur geringfügig. Sie sind lediglich etwas ärgerlich, was man auch zum sehr häufigen Szenewechsel zwischen den Schauplätzen sagen muss. Die teils recht kurzen Kapitel strengen beim Lesen schon etwas an und nutzen sich auf Dauer ab. Die spannende Story auf der Wasserwelt wird dadurch häufiger unterbrochen und ich wurde beim Lesen dazu verleitet, nochmal nachzuschlagen, was sich denn vor dem jeweiligen Handlungssprung ereignet hatte. Die Diskrepanz zwischen Hauptstory und Nebenstory ist offensichtlich, für den eigentlichen Storyfortschritt leistet der Roman wenig. Stattdessen wird ein sehr mysteriöser, neuer Protagonist eingeführt und im Ferronen Lossoshér ein dauerhafter Begleiter von Perry Rhodan sehr knapp und unerwartet aus der Handlung geschrieben. Die Trauerfeier der Arkonidin wird ebenso kurz behandelt, mit ihr hat man meines Erachtens einen sehr interessanten Charakter etwas vorschnell buchstäblich zu Grabe getragen.
Bei allen kleineren Schwachstellen ist Hermann Ritter mit Die schwimmende Stadt ein sehr spannender Roman gelungen. Er regt zum reflektieren unserer gesellschaftlichen Ansichten an und zeigt die Probleme einer Kolonisierung eindrucksvoll auf. Zumal er hervorragend unterhält und die ferronische Wasserwelt dem Leser mit seinem flüssigen Schreibstil wunderbar eindrücklich näher bringt.
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