Crest landet im Zirkus – Unter zwei Monden sucht er nach dem ewigen Leben
Titel: Unter zwei Monden
Autor: Marc A. Herren
Titelbild: Dirk Schulz / Horst Gotta
Erscheinungsdatum: 08.06.2012
Zur Handlung
Crest, Michalowna und Trker-Hon werden vom Transmitter auf Terra in ein vermeintliches Paralleluniversum abgestrahlt. Aufgrund der spärlich vorhandenen Funkfrequenzen, dem Angriff eines antiquierten Luftschiffs und dem Fund einer seit Jahrtausenden geächteten Waffe erkennen sie, dass sie im Dunklen Zeitalter der Ferronen gelandet sind. Crest sieht es als Bewährungsprobe an, einen Transmitter zu finden, um endlich den entscheidenden Schritt zum ewigen Leben gehen zu können. Michalowna spioniert mit ihrer Mutantengabe die Einwohner eines kleinen Dorfes aus und erfährt von einem Wanderzirkus, der in Kürze Zwischenstation in der Gegend halten soll. Trker-Hon mimt ein wildes Tier mit besonderen Fähigkeiten, die der große Crestino vor Publikum darbieten möchte und der begeisterte Zirkusdirektor nimmt sie in die Zirkuscrew auf. Istach, ein blinder Ferrone, erzählt Crest die Geschichte seiner lebensverlängernden Begegnung mit fremden Walzenschiffen, Crests Extrasinn erwacht wieder und er wähnt sich auf der richtigen Fährte. Zur Krönungszeremonie des künftig alleinherrschenden Thorts wird der Wanderzirkus auserkoren, am Hofe aufzutreten. Crest befürchtet ein Zeitparadoxon, als plötzlich die TOSOMA, mit Kerlon an Bord, über Thorta auftaucht. Der Arkonide erkennt in Kerlons Kommandanten den unsterblichen Verfasser der Schriftrolle, die er auf Terra gefunden hat. Crests Sorgen verfliegen, als das Raumschiff kurz vor ihrem Auftritt den Planeten wieder verlässt. Der Thort, unzufrieden mit der Vorführung des exotischen Trios, lässt sie ins Verlies werfen. Als der Thort die wahren Absichten der drei Reisenden erfahren möchte, klärt Michalowna ihn umfassend auf, woraufhin der Thort ihnen von seiner früheren Begegnung mit Perry Rhodan erzählt. Aus Dankbarkeit, dass ihm Sue Mirafiore zu seinem Aufstieg als Thort entscheidend geholfen hat, öffnet er ihnen den Zugang zu einem versteckten Transmitter in den Katakomben seines Herrschaftssitzes.
Auf Terra will Iwan Goratschin seine Mutantengabe operativ entfernen lassen, nachdem er ein heftiges Streitgespräch mit Sid geführt hat. Bevor er diesen Schritt von Fulkar vollenden lassen kann, verschwindet Sid unerwartet. Der Russe, von Selbstvorwürfen zerfressen, begleitet John Marshall auf der Suche nach Sid. Sie lokalisieren den minderjährigen Mutanten schließlich in den peruanischen Anden, wo eine unbekannte Organisation einen Fantan gefangen hält, der im Austausch gegen außerirdische Technologie freigelassen werden soll. Scaramanca, der Anführer der Geiselnehmer, kann Sid mit Hilfe eines Schutzschirms aus dem Fantanwrack festsetzen. Iwan Goratschin gelingt die Befreiungsaktion letztlich, jedoch kommt für den Fantan jede Hilfe zu spät und er stirbt an den Folgen seiner Verletzungen. Scaramanca, mit wahrem Namen Allister T. Whistler, wird zu Forschungszwecken heimlich nach Terra gebracht. Iwan Goratschin entscheidet sich letztlich für ein unabhängiges Leben in Freiheit, er möchte nicht mehr als Waffe gegen andere Lebewesen eingesetzt werden und verlässt seine terranischen Mitstreiter.
Meinung und Fazit zu Unter zwei Monden
Was für ein Zirkus! Auf die Idee, einen Topsider als sprechende Echse in die Manege zu werfen, muss man erstmal kommen. Das ist ungefähr so gut vorstellbar, wie Gucky als Hund auf die Rücksitzbank eines Autos zu verfrachten. Moment… da war doch was! Stimmt! Wo Michelle Stern im letzten Roman mit ihren Schilderungen um Guckys Haustierfähigkeiten noch punkten konnte, ist es hier einfach zu viel des Guten. Das nimmt Trker-Hon keiner ab. Dass das Team hier, nach kurzer Debatte, einstimmig für den Beitritt stimmt, hat mich den Roman kurz zur Seite legen lassen, selbst mit viel Wohlwollen konnte ich die Beweggründe des Autors nicht nachvollziehen. Der stolze Topsider wird in einen Käfig gepackt und er nimmt das für die Mission in Kauf?! Kaum vorstellbar. Keine Frage, der Handlungsabschnitt auf Ferrol ist kurzweilig geschrieben. Die Wiederaktivierung von Crests Extrasinn lässt viele, vor Sarkasmus triefende, Zwiegespräche erwarten. Weshalb aber fragt Crest seinen Extrasinn nicht, weshalb er gerade jetzt wieder erwacht und so lange geschwiegen hat? Das wäre mit das erste, was mir dazu eingefallen wäre. Die Suche nach dem ewigen Leben kommt im Roman zumindest ein kleines Stück voran, das Geheimnis um Crests gefundene Schriftrolle wird gelüftet und der Kommandant der TOSOMA wird als Verfasser enttarnt. Selbst mit der rosaroten Perrybrille wird es schwierig, den Handlungsstrang auf Ferrol positiv zu bewerten.
Die Ereignisse auf der Erde sind ein netter Nebenschauplatz zu den Handlungen im WEGA-System, wirken aber lediglich als Lückenfüller zur Story auf Ferrol. Der Fantan wirkt wie ein Fremdkörper in einer Geschichte, die den Abschied von Iwan Goratschin erzählen soll, dabei aber den roten Faden komplett verliert. Sogar der Name des Fantan wird in einem knappen Nebensatz nur beiläufig erwähnt, hier hätte ich mir gut vorstellen können, dass er in einem Mutantenverhör wichtige Details zur Suche nach dem ewigen Leben offenbart oder zumindest irgendetwas zur Handlung beiträgt. Wie John Marshall mit seinem Team in Allister T. Whistler direkt ein Holo erkennt, ist mir ein weiteres kleines Fragezeichen. Zumal wir bereits von Antimutantenkräften erfahren durften.
Nicht falsch verstehen, das soll kein alles vernichtendes Urteil sein. Wer die Fragen nach der Charakterisierung von Topsidern nicht stellt und sich auf außergewöhnliche Ideen wie einen Zirkus mit Crestino, dem großen Bestienbändiger, einlässt, der wird hier kurzweilig unterhalten. Der Handlungsstrang auf der Erde wirkt mir im Roman aber komplett fehl am Platz. Der Fantan wird viel zu wenig thematisiert und bekommt so viel Charakter wie eine Schaufensterpuppe vermittelt. Der zündende Funke ist bei mir nicht übergesprungen. Im Vergleich zum vorangegangenen Zyklus wirkt der Start in die neue Staffel bisher noch leicht verschlafen.
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