Ein Ritter auf Atlantis – er verfolgt seine eigenen Pläne
Titel: Sperrzone Arkonspitze
Autor: Olaf Brill
Zeichner: Dirk Schulz
Erschienen: Freitag, 17.03.2023
Eine nahtlose Fortführung
Nahtlos wird die Handlung aus Heft 1 fortgeführt.
Der von Tyler Rhodan entführte Kol Mani ist ein Ritter der Tiefe, also ein den Kosmokraten dienendes Wesen und ganz offenbar nicht so edel und gut, wie man es angesichts seines Ritterdaseins vermuten sollte. Koomal Dom, so der Name des Entführungsopfers, merkt recht schnell, dass Tyler gewisse Kräfte oder Besonderheiten hat. So kann Tyler „die andere Wirklichkeit“, also die „richtige Zeitlinie“ sehen und vielleicht sogar öffnen. Wobei hier erste Zweifel geäußert werden dürfen, ob es sich tatsächlich um eine andere Zeitlinie handelt, in der wir uns befinden, oder nicht eher um ein komplettes Parallelluniversum.
Komal Dom überwältigt seine Entführer, spielt aber erstmal das Opfer gegenüber allen Außenstehenden weiter und bringt Tyler zur Arkonspitze. Dort befand sich schon in der ersten Atlantis-Miniserie und befindet sich noch immer ein Wrack, ein Schiff der Horden von Garbesch.
Diese waren vor über einer Million Jahren von Seth-Apophis im Kampf gegen ES eingesetzt worden, also zu einer Zeit, als auch die Seth-Apophis in diesem Tangentenuniversum oder Tangentenzeitstrahl eine negative Superintelligenz war.
Koomal Dom missbraucht Tyler als Schlüssel zur anderen, unserer Zeitlinie, so scheint es.
In der Rückblendenebene erleben wir, wie aus Casey und Rowena Tylers Mütter werden und wie Rowena zu einer der mächtigsten Geheimdienstlerinnen des Druufonsav werden konnte.
Details, die den Leser zum Grübeln bringen
Wie schon in Heft 1 werden wieder gewaltige Infodumps in einer lockeren, leicht lesbaren Handlung verpackt und dem Leser wohlwollend zum Konsum feilgeboten.
Doch der Teufel steckt im Detail. Wenn man genauer hinliest, stellt sich mir zum Beispiel die Frage, wieso die Druuf Kraahmak sprechen, die Verkehrssprache der Maahks, die aber in den beiden bisherigen Heften so gar nicht in Erscheinung traten. Und wieso bitte sind wir offenbar statt in einer neuen Zeitlinie, also einem sogenannten Tangentenuniversum, in einem Parallelluniversum? Und wieso wird dies nicht im Heft klar gesagt, sondern nur angedeutet?
Nein, keine Kritik, im Gegenteil. Es sind diese wahnsinnig kleinen Details, die den Kopf des Lesers, also zumindest meinen, zum Grübeln anregen. Denn Ben Calvin Hary und auch Olaf Brill, der in die Konzeption tiefer eingebunden scheint (Das war bei Atlantis 1 auch so) sind meines Eindrucks nach ziemlich detailverliebt und haben sich bei all diesen Dingen mehr gedacht, als sich dem Leser sofort erschließt.
Speziell die Arkonspitze und das Wrack des Garbeschianer-Schiffes. Was zum *zensiert* geht da jetzt genau vor? Wieso handelt ein Ritter der Tiefe wie der Kol Mani so rabiat und quasi gegen Perry Rhodan, den Abgesandten von Seth-Apophis? Und warum will unser Perry im Endeffekt verhindern, dass Tyler zur Arkonspitze kommt und dort möglicherweise einen Übergang in die „richtige“ Zeitlinie oder das korrekte Universum öffnet? Was weiß Perry, was wir noch nicht wissen? Eine Gefahr wird ja angedeutet, vage und versteckt – beide Universen/Zeitlinien könnten kollabieren …
Wie viel steckt von wem wo drinnen?
Überhaupt, Olaf Brill und Ben … Heft 1 und 2 dieser zweiten ATLANTIS-Serie sind derart nah beieinander hinsichtlich Sprache und Stil, dass ich fast den Eindruck bekomme, sie wären vom gleichen Verfasser. Oder deutlicher: Wie viel Ben steckt und Olafs Roman und umgekehrt?
Klasse! Gerade für den Auftakt einer Miniserie ist dieser Umstand extrem gut, gleitet man doch so viel leichter in die Handlung.
Dennoch bekommt Olafs Beitrag zu Atlantis keine 10 Sterne von mir. Stil, Sprache, Spannung, all diese Dinge sind 10 Sterne wert, ja. Was Olaf aber fehlt, und dies liegt nicht an ihm, ist der Überraschungshammer, dieses Gefühl von „Diese Welt fühlt sich richtig und falsch zugleich an.“ Sowas geht halt leider nur einmal. Und so kommen der Warp-Skala 9 von 10 Punkten zu.
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