In der Schule der Sextadim-Kanoniere – sie besucht das Quintardom
Titel: Die Meisterschülerin
Autor: Christian Montillon
Zeichner: Dirk Schulz
Erschienen: Freitag, 22. Juli 2022
Worum geht es in diesem Roman?
Anzu Gotjian kommt mit ihrer zukünftigen Lehrerin Osh’gemta, einer Art Nakk, in die Domäne Vyholt. Dort wird noch immer die tote Quintarchin Schaschnar, die im Felsen, betrauert und dort wartet das Quintardom, die Schule der Sextadim-Kanoniere auf Anzu Gotjian.
Der Leseeindruck
Dieses Mal gefällt mir die Antagonistin Tenagei deutlich besser als die eigentlich als Heldin des Romans vorgesehene Hauptfigur Anzu Gotjian. Wobei man sich über diesen Punkt wahrscheinlich streiten kann, ist die Meisterschülerin Tenagei doch titelgebend. Erste Rückmeldungen zum Roman waren auch gespalten, was aber bei einer so heterogenen Gruppe wie dem Perry-Rhodan-Fandom normal ist. Die Bewertungen reichen von ganz schlecht bis zu hervorragend. Mein persönlicher Eindruck ist eher letzterer, also hervorragend, allerdings mit einem großen Abstrich.
Eben der Hauptfigur Anzu Gotjian. Während das Umfeld und die anderen Figuren durch sehr detaillierte und vor allem phantastische Ausarbeitung glänzen, auch ihre Stärken und Schwächen haben und sich auch mühen müssen, ist Anzu Gotjian einfach zu gut. Sie stolpert in die für sie neue Umgebung und ihre Erfolge fallen ihr quasi in den Schoß. Sie muss sich als Figur nicht wirklich bemühen und das nimmt mir etwas die Sympathie für die Hauptfigur. Es ist klar, das sie überall unbeschadet herauskommt und alles, was möglich ist, erreichen wird. Es gibt keinen wirklichen Anlass, mit der Hauptfigur mitzufiebern. Es ist irgendwie klar, das Anzu Gotjian im Chaoporter die Karriereleiter hinauffallen wird. Das nimmt mir etwas die emotionale Beteiligung in Bezug auf diese Figur.
Ganz im Gegensatz zur Antagonistin, die gleich mit einem gefährlichen Abenteuer in der Wüste eingeführt wird, sich im ganzen Roman müht und am Ende ein tragisches Schicksal erleiden wird. Das war klasse. Ebenso wie die vielen Details der Domäne Vyolt mit dem Trauerzug der Quintarchin Schaschnar und ihren Trauernden, die sich aus lauter Gram sogar unter die Walzen des rollenden Sarges der Quintarchin werfen, oder natürlich die Welt des Quintardom mit seinen vielen exotischen Aufgaben und noch exotischeren Lehrern wie einer Osh’gemta, die nur über holografisch projizierte, abstrakte Diagramme auf ihrem Kopf kommunizieren kann. Dort kommt der Sense-of-Wonder, der eine der großen Stärken der Serie Perry Rhodan ist, voll zur Geltung.
In Summe ein durchaus phantastischer Roman, der allerdings leider Anflüge eines Teeniedramas in sich trägt, den ich aber trotzdem genossen habe, als diese Kritik vielleicht vermuten lässt.
Die Punktevergabe
Immersion (max. 4 Punkte für einen Roman, der einen die Zeit vergessen lässt): Her vergebe ich 2,5 Punkte für am Abend gelesen, fast sogar am Stück in der zweiten Hälfte.
Der Sense-of-Wonder-Anteil (max. 2 Punkte): Mit seiner überbordenden Ausgestaltung und tollen Aliens kann der Roman hier mit vollen 2 Punkten bei mir punkten.
Die Zyklushandlung (max. 2 Punkte) bzw. der übergeordnete Spannungsbogen: Zwar werde ich mit der Hauptfigur nicht ganz warm, allerdings passt die Einbettung in den Zyklus, und ich denke, wir werden uns noch an diesen Roman als einen wichtigen Teil im weiteren Verlauf des Zyklus zurückerinnern können. Ich vergebe 1,75 Punkte.
Die Leistung des Autors, d. h. Sprache und Ausdruck (max. 2 Punkte): Die Story ist toll geschrieben, hat Spannung und Sense-of-Wonder. Krankt aber etwas an Anzu Gotjian, die man durchaus als Mary Sue sehen könnte. Trotzdem gibt es 1,75 Punkte von mir.
Das ergibt in Summe 8 von 10 Punkten.
Wer neugierig geworden oder vollkommen anderer Meinung ist, dem sei natürlich neben der Lektüre des Romans selbst noch die YouTube-Version der Rezension empfohlen. Dort gehe ich auch auf nicht spoilerfreie Stellen ein, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte.
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