Zwischen den Fronten – eine unerwartete Begegnung
Titel: Im ewigen Krieg
Autorin: Susan Schwartz
Zeichner: Swen Papenbrock
Erschienen: Freitag, 19. November 2021
Worum geht es in diesem Roman?
Atlan ist eigentlich auf Einladung der Yodoren auf dem Weg zur Yodor-Sphäre, steuert aber – auf Grund von Funden aus den Methankriegen – einen Reserve-Etappenhof an. Dort wird er dann mit samt der kompletten Dinnergesellschaft auf den Planeten Schukka entführt. Auf eine Welt, die sich im ewigen Krieg befindet.
Der Leseeindruck
Ich bin ein Fan epischer Geschichten. Ich liebe es, mich in komplexe Welten entführen zu lassen und dort mit den Protagonisten die Welt um mich herum zu vergessen. In Fachkreisen wird das „suspension of disbelief“ genannt, ein Arrangement, bei dem man, als Leser im Austausch für eine spannende Geschichte Fünfe gerade sein lässt. Für mich ist es dabei aber wichtig, dass die Welt in sich stimmig ist und keine so krassen Brüche auftreten, dass ich meinen inneren Kritiker nicht mehr mit einer Schüssel Popcorn besänftigen kann.
Ein besonderes Highlight der Serie Perry Rhodan ist, dass sie eine fortlaufende Geschichte erzählt, anstatt beliebig vertauschbare Einzelgeschichten aneinanderzureihen. Langer Rede kurzer Sinn: Atlans Abstecher zu alten Artefakten aus den Methankriegen während er sich eigentlich auf dem Weg zu den Yodoren befindet, war eine Wendung, die für mich das Auto aus der Kurve getragen hat. Für mich ergibt das keinen Sinn. Besonders nicht, da Atlans Situation am Ende so ziemlich genau die gleiche wie an Anfang ist. Als Fan großer Spannungsbögen frage ich mich, warum verlässt der Held ohne wirkliche Not seinen Pfad? Besonders nach der Leistung der Expokraten im Mythos-Zyklus bin ich da vielleicht etwas überempfindlich.
Kurz gesagt: Ich habe den Roman abgebrochen und hatte eigentlich vor, keine Wertung bzw. null Punkte zu vergeben. Nach angeregten Diskussionen auf Twitter habe ich dann beschlossen, alle Hoffnungen und Erwartungen fahren zulassen und den Roman einfach als unzusammenhängende Einzelepisode zu lesen. Und siehe da, so funktioniert der Roman. Die Figuren sind mit viel Liebe zu Detail ausgearbeitet, die Handlung ist spannend und mitnehmend. Gut, es ist vom Setting her Popcorn-Kino, überrascht aber mit definitiv vorhandenem Tiefgang.
Als Einzelroman hätte Susan Schwartz’ Im ewigen Krieg auch eine deutlich bessere Wertung verdient, wie er sie von mir als Roman im Chaotarchen-Zyklus bekommen wird. Der Expokraten-Anteil geht auch mit ein und der überzeugt mich bei diesem Roman überhaupt nicht.
Die Punktevergabe
Immersion (max. 4 Punkte für einen Roman, der einen die Zeit vergessen lässt): Mich hat das Setting des Romans vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt, zum angeteaserten weiteren Verlauf der Zyklushandlung machen wir eine 90-Grad-Wende, die mich aus dem Zyklusflow geworfen hat. Hier kann ich maximal 1 Punkt für immerhin innerhalb von 24 Stunden gelesen vergeben.
Der Sense-of-Wonder Anteil (max. 2 Punkte): Hier erreicht der Roman bei mir durchaus volle 2 Punkte. Der Roman besticht durch seine Figuren, eine gelungene Schilderung der Gesellschaft der Schukka und besonders ihrer Anführerin. Und hat natürlich noch eine sehr menschliche Komponente. Mir hat das clevere Agieren des heimlichen Helden noch mal besser gefallen, als die schon reichlich vorhandene Action.
Die Zyklushandlung (max. 2 Punkte), bzw. der übergeordnete Spannungsbogen: Welcher? Der mutwillige Abbruch des Zyklus-Spannungsbogen ergibt bei mir 0 Punkte.
Die Leistung des Autors, d. h. Sprache und Ausdruck (max. 2 Punkte): Als Einzelroman überzeugt mich der Roman, und ich denke, Susan Schwartz hat aus der vorhandenen Konstellation alles herausgeholt, was möglich war. Zudem überzeugen die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere. Volle 2 Punkte.
Das macht in Summe 5 Punkte für einen Roman, der als Einzelroman deutlich mehr verdient hätte, aber das Zusammenspiel im Zyklus ist eines der essenziellen Dinge für eine Serie, die von sich selbst behauptet, Spannungsbögen über 100 Hefte zu haben.
Ich bin definitiv gespannt, was die nächste Woche uns da bringen wird …
Wer neugierig geworden oder vollkommen anderer Meinung ist, dem sei natürlich neben der Lektüre des Romans selbst noch die YouTube-Version der Rezension empfohlen.
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