Die Menschheit ist dabei, den Mars zu besiedeln. Die ersten Siedler sind jedoch keine Freiwilligen, sondern Strafgefangene.
Die Handlung
Jasmine Stenford befindet sich auf einem Gefangenentransport Richtung Mars. Dort erwartet sie das größte Arbeitslager, das je existiert hat. Ohne die Zwangsarbeit der Strafgefangenen wäre das Terraforming auf dem roten Planeten unrentabel. Außerdem stört sich niemand daran, dass jeden Tag Sträflinge durch Unfälle oder Suizide ums Leben kommen. Gewaltausbrüche, vor allem gegen die freien Siedler, werden durch Killerdrohnen unterbunden.
Wie Jasmine schon bald am eigenen Leib erfahren muss, kommt es dennoch zu Übergriffen unter den Gefangenen, da ein Schwarzmarkt für Geräte existiert, mit denen sich die GPS-Überwachung umgehen lässt. So lockt sie ihr Zellengenosse Alan nachts nach draußen, wo er sie vergewaltigen will. Zum Glück kann sie sich erfolgreich wehren, denn sie ist eine ausgebildete Elitepolizistin. Josh, ein weiterer Zellengenosse, der den beiden gefolgt ist, kann anschließend bezeugen, dass sie Alan in Notwehr getötet hat. So kann sie einer verschärften Einzelhaft entgehen.
Auf den Mars hat es Stenford verschlagen, weil sie während eines Einsatzes gegen eine Drogengang versehentlich die noch minderjährige Tochter des britischen Ministers für Industrie erschossen hat. Satte 20 Jahre muss sie nun im Exil verbringen, wo sie harte körperliche Arbeit für den Aufbau der Kolonien ableisten muss. Und da sich inzwischen herumgesprochen hat, dass sie ein Ex-Cop ist, kommt es schon bald zu einem weiteren brutalen Übergriff, der ihr drei Tage Krankenhaus einbringt.
Unterstützung bekommt sie von Josh, der sie schon mehrfach zu überzeugen versucht hat, sich der synkretistischen Kirche anzuschließen. Deren Gründer Xavier Rojas sitzt wegen Steuerhinterziehung auf dem Mars ein – unschuldig, wie Josh behauptet. Da er einen Großteil der Gefangenen zusammenhält und so für ein gewisses Maß an Ordnung sorgt, lässt ihn die Lagerverwaltung weiter predigen. Doch irgendetwas stimmt bei den Synkretisten nicht. Schon der Gedanke, alle monotheistischen Religionen zu vereinigen, lässt Rojas wie einen größenwahnsinnigen Oberguru wirken. Und dann kommt es zu einem tödlichen Anschlag auf eine Baustelle.
Rezension von On Mars_ 1: Eine neue Welt
Der Gedanke, Strafgefangene Zwangsarbeit leisten zu lassen, hat einen durchaus realen Bezug. Diese Praxis ist nicht nur in Diktaturen verbreitet, sondern wie im Comic auch in westlichen Demokratien. Gefängnisarbeit gibt es sowohl in Deutschland als auch in den USA. Wenn es überhaupt Lohn gibt, dann höchstens ein mageres Taschengeld. Einige US-Konzerne haben ihre Produktion sogar schon wieder von China in die USA zurück verlegt, weil Gefängnisarbeit billiger ist. Obendrein befinden sich viele US-Gefängnisse nicht in staatlicher, sondern in privater Hand. On Mars_ treibt dieses Konzept auf die Spitze.
Der Comic schafft es dabei, eine dystopische Atmosphäre aufzubauen, in der die Protagonistin Jasmine Stenford niemandem mehr trauen kann. Der anfangs sympathisch wirkende Alan stellt sich als Vergewaltiger heraus und ihr Retter Josh gehört einer Sekte an, die offensichtlich gefährlich ist und einen Umsturz plant. Die Synkretisten haben außerdem Anhänger unter den Vorarbeitern und sogar im Management der Kolonie. Ihre Absichten sind bis zum Ende des ersten Bandes noch unklar. Die Sehnsucht nach einer Revolution gegen das ausbeuterische System wirkt dabei zwar nachvollziehbar, an den Motiven der Drahtzieher kommen jedoch schnell Zweifel auf.
Jasmine lehnt Joshs Angebote, der Kirche beizutreten, anfangs ab, da sie nicht religiös ist. Ausgerechnet der Arbeitsunfall, der in Wahrheit ein Attentat der Synkretisten war, lässt sie dann aber doch ihre Meinung ändern. Oder folgt sie als ehemalige Polizistin etwa einer Ahnung? Ihr Charakter wird jedenfalls gleichermaßen nur schrittweise enthüllt. Der Comic nimmt sich Zeit, Stenfords Vorgeschichte in mehreren Rückblenden zu schildern, die wie einzelne Puzzleteile erst am Ende ein Gesamtbild ergeben. Dieses gibt es aber erst in der Fortsetzung, was die Spannung auf den zweiten Band erhöht.
Grafisch ist der Auftakt ebenfalls gelungen. An den detaillierten Zeichnungen gibt es nichts auszusetzen. Vor allem die Marslandschaften mit ihren futuristischen Gebäuden können überzeugen, aber auch die Architektur auf der Erde brilliert durch eine hohe Detailverliebtheit. Gleiches gilt für Raumschiffe, Fahrzeuge und andere Technologien. Die Gesichter haben allesamt einen Wiedererkennungswert, Hände und Körperposen wirken ebenfalls sehr natürlich. Die Farben sind bewusst matt gehalten, was sowohl zur staubigen Atmosphäre des Mars als auch zur dystopischen Handlung passt. Der Lichteinfall ist super, nur Glanzeffekte sind in der rauen Umgebung rar.
Fazit
Wer auf dystopische Science-Fiction steht, ist bei On Mars_ genau richtig. Der Auftakt der dreiteiligen Reihe ist in jeder Hinsicht gelungen und macht Lust auf mehr. Der hochwertige Hardcoverband wartet zudem mit einem 23-seitigen Artwork-Teil auf, der sowohl Konzeptskizzen in Schwarz/Weiß als auch kolorierte Zeichnungen enthält. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist damit perfekt.
Info
Autor: Sylvain Runberg
Zeichner: Grun
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
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Story9/10
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Zeichenstil10/10
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Koloration10/10
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