Das UFO-Thema ist wieder groß in Mode, wobei Jordan Peels Film Nope auf aktuelle Ereignisse anspielt und diese recht eigenwillig interpretiert.

Willkommen auf der Haywood-Ranch

Eines unschönen Tages fallen über der Ranch der Haywoods Münzen und andere Gegenstände vom Himmel herab. Einen Geldregen könnten die Betreiber von Haywood Hollywood Horses zwar gut gebrauchen, doch diese Sternentaler bringen leider kein Glück, sondern töten den alten Otis Haywood Senior (Keith David). Sein introvertierter Sohn Otis Jr. (Daniel Kaluuya) übernimmt die Pferderanch und erhält dabei Unterstützung von seiner exzentrischen Schwester Emerald, genannt Em (Keke Palmer).

Alsbald bemerken die beiden, dass etwas Seltsames auf dem Anwesen vor sich geht. Es kommt zu unerklärlichen Stromausfällen und am Himmel erscheint ein seltsames Objekt, das die Pferde durchdrehen und verschwinden lässt. Em glaubt, dass die Ranch ein UFO-Hotspot sei, was sie auf die Idee bringt, mit einem Videobeweis ganz groß bei Oprah rauszukommen. Die nötige Technik erhalten sie in einem nahen Laden, dessen Angestellter Angel Torres (Brandon Perea) so nett ist, die Kameras auf dem Grundstück zu installieren.

Ein wenig creepy ist Angel aber auch, denn er zapft die Kameras heimlich an. Zwar ist er nur neugierig, dennoch kommt das Stalking gleich. Zunächst nehmen die Haywoods ihm dieses illegale Vorgehen übel, am Ende liefert Torres jedoch genau dadurch den entscheidenden Hinweis. Auf den Aufnahmen ist nämlich eine Wolke zu sehen, die sich über Stunden nicht bewegt und selbst nach Tagen noch an derselben Stelle steht.

Zu dritt wollen sie das UFO aus der Reserve locken, um den gewünschten Videobeweis zu erhalten. Es gibt dabei nur ein Problem: Jedes Mal, wenn das UFO auftaucht, schaltet sich sämtliche Technik ab. Daraufhin versuchen die UFO-Jäger, den renommierten Dokumentarfilmer Antlers Holst (Michael Wincott) ins Boot zu holen, welcher noch mit analogen Kameras arbeitet. Der lehnt zunächst ab, doch als die Presse Wind von den Vorkommnissen rund um die Ranch bekommt, lässt er sich doch darauf ein.

Der Besitzer der Nachbarranch versucht zwischenzeitlich ebenfalls, Kapital aus dem UFO zu schlagen. Der asiatische Cowboy Ricky Park (Steven Yeun) betreibt einen Wildwest-Erlebnispark und möchte seinen zahlenden Kunden das UFO als neuste Attraktion verkaufen. Das geht jedoch ähnlich schief wie eine Sendung, in der er als Kind mitgespielt hat. In dieser drehte der Star der Show – ein Schimpanse namens Gordy – einst durch und tötete vor Parks Augen mehrere Menschen. Nun muss der Entertainer feststellen, dass das UFO nicht minder gefährlich ist.

Nachdem im Wildwest-Park alle umgekommen sind, jagen die Haywoods nicht mehr länger nur nach einem Foto, sondern wollen das fliegende Ungetüm zur Strecke bringen. Beides gelingt Emerald im Themenpark ihres toten Nachbarn.

Nope

Affiger Auftakt

Der Film beginnt mit einem tobenden Affen, der erst einmal in keinerlei Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte steht. Zunächst hat es fast den Anschein, dass es sich um eine Anspielung auf die Produktionsfirma Monkeypaw Productions handelt, denn immerhin schlägt Gordy seine menschlichen Schauspielkollegen mit seinen blanken Affenpranken tot. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, es gibt jedoch auch eine Parallele zur Haupthandlung. Der einzige Überlebende des Affentheaters veranstaltet am Ende nämlich selbst eine Show mit einem gefährlichen Wesen, was abermals zum Tod mehrerer Menschen führt. Nichtsdestotrotz wirkt diese Nebenhandlung überflüssig und bremst den Film unnötig aus.

Der braucht ohnehin einige Zeit, um richtig in Fahrt zu kommen. Das liegt zum einen an Otis Juniors eigenbrötlerischer Art, mit der man kaum warm werden kann. Dem gegenüber steht seine aufgedrehte Schwester, die erst mal im Haus ihres verstorbenen Vaters ein Tänzchen hinlegt, während draußen die wirklich interessanten Dinge geschehen. Als ihr Bruder sich um wichtige Geschäfte mit dem Nachbarn Park kümmert, fährt sie ihm dann auch noch in die Parade und lenkt den Fokus abermals auf die Geschichte mit dem Schimpansen. Aus unerfindlichen Gründen hat Ricky ein ganzes Zimmer mit Gordy-Sammlerstücken vollgestopft, obwohl er durch die Ereignisse aus seiner Kindheit eigentlich schwer traumatisiert sein müsste.

Der Überwachungstechniker Torres macht derweil ebenfalls keinen guten Eindruck, erweist sich aber als durchaus nützlich. Gleiches gilt für den Dokumentarfilmer Holst, der zunächst als Unfreundlichkeit in Person daherkommt und sein Desinteresse herauskehrt, nur um schlussendlich derart begeistert von dem UFO zu sein, dass er sich von diesem fressen lässt. Der Film hat kaum wirklich nette Charaktere zu bieten und es dauert lange, bis einem wenigstens die Haywood-Geschwister irgendwie doch noch sympathisch werden.

Ganz ähnlich verhält es sich mit der Haupthandlung, die sehr zäh startet, nur um einen immer häufiger mit dem Mysteriösen zu konfrontieren und schlussendlich mit einer überraschenden Auflösung zu verblüffen. Das UFO ist nämlich keineswegs das, was es auf den ersten Blick zu sein scheint. Seine wahre Gestalt wird erst in den letzten Minuten offenbart und könnte nicht fantastischer sein. Wer also anfangs etwas enttäuscht ist, sollte den Kinosaal nicht vorschnell verlassen, denn es lohnt sich absolut, bis zum Finale durchzuhalten.

Die nennen sie jetzt UAPs

Von besonderem Interesse dürfte der Film für alle Mystery-Fans und UFO-Enthusiasten sein. Es gibt nämlich eine Fülle von Anspielungen bzw. sogar direkte Erwähnungen realer Mythen und Ereignisse. Zunächst einmal erinnert das Anwesen der Haywoods, auf dem es vermehrt zu paranormalen Ereignissen kommt, an die berüchtigte Skinwalker-Ranch. Diese liegt zwar nicht in Kalifornien, sondern in Utah, dürfte mit ihren zahlreichen UFO-Sichtungen und Viehverstümmelungen jedoch als Vorlage gedient haben.

Die typischen Grey-Aliens kommen ebenfalls im Film vor, entpuppen sich aber als Kostüme, mit denen die Nachbarskinder Otis einen Streich spielen. Zumindest kommt dabei kurzzeitig eine Gruselstimmung auf, und auch wenn diese sich in Wohlgefallen auflöst, hat es doch etwas Gutes, dass Otis die Analsonden erspart bleiben. Von dem vermeintlichen Raumschiff möchte man dennoch aus anderen Gründen nicht entführt werden.

Wo wir schon mal beim Thema sind, werden selbstverständlich jede Menge weitere UFO-Mythen bedient, darunter Raumschiffe, die sich als Wolken tarnen, oder seltsame Dinge, die vom Himmel fallen. Diese ergeben übrigens erst nach der Auflösung Sinn, denn im Film sind mitnichten böse Außerirdische am Werk, die aus Langeweile Menschen mit Münzen bewerfen. In der Realität dürften die meisten derartigen Vorfälle auf den irdischen Flugverkehr zurückgehen, in Nope ist die Erklärung jedoch weitaus gruseliger als es Aliens wären.

Ähnlich beunruhigend sind die Fälle von vermissten Personen und zwar nicht nur im Film. Dieser spielt mit Sicherheit auf die Missing-411-Fälle an, die sich in amerikanischen Nationalparks häufen. Bekannt geworden sind diese durch den ehemaligen Polizisten David Paulides, der sich ebenso mit Mythen wie dem Bigfoot beschäftigt. Was auch immer man jetzt davon halten mag, die Vermisstenfälle sind jedenfalls echt. Die meisten dürften dabei auf Unfälle oder Raubtierangriffe zurückgehen, einige haben sich nach Leichenfunden sogar als Verbrechen herausgestellt. Mysteriös sind vor allem die Fälle von Menschen, die wieder aufgetaucht sind und Merkwürdiges zu berichten hatten. Nope bringt nun UFOs ins Spiel, wobei es sich im Film streng genommen eigentlich doch wieder um Raubtierangriffe handelt.

Bis dahin bleibt erst einmal alles eine vage Anspielung auf reale Mythen und Legenden, die viel Raum für Spekulationen lassen. Eine Sache, die Angel Torres gegenüber den Haywoods anspricht, ist dann aber definitiv ein Fakt. Gemeint ist der Leak von offiziellen UFO-Videos des Pentagons, der sich 2017 ereignete. Später bestätigte das Pentagon die Echtheit der Aufnahmen und veröffentlichte 2020 sogar selbst drei weitere Videos. Die offizielle Verlautbarung, dass man nicht wisse, worum es sich bei den fliegenden Objekten handele, ist dabei höchst brisant. Damit können nämlich sämtliche herkömmlichen Erklärungen ausgeschlossen werden.

Der Film greift diese aktuellen Ereignisse, die in den deutschen Medien mehrheitlich ignoriert oder lächerlich gemacht worden sind, gekonnt auf und bietet eine Erklärung, mit der kaum einer gerechnet haben dürfte. Wobei es durchaus schon länger Theorien über noch unbekannte Lebensformen in der Erdatmosphäre gibt. Die amerikanischen Regierungsbehörden, allen voran das Pentagon, meiden daher auch zunehmend den Begriff UFO. Wie Torres im Film richtig anmerkt, ist inzwischen von UAPs (Unidentified Aerial Phenomenon) die Rede. Ein noch schwammigerer Begriff, der wirklich alles einschließen kann.

Fazit

Nach einem etwas schwerfälligen Einstieg nimmt Nope zum Ende hin deutlich an Fahrt auf. Die Charaktere wirken zwar wie gewöhnliche Durchschnittsamerikaner, genau das verleiht ihnen aber eine gewisse Glaubwürdigkeit, die in Kombination mit den Anspielungen auf echte UFO-Vorfälle die Illusion erzeugen, an dem Film könnte etwas Wahres dran sein. Während UFO- bzw. UAP-Enthusiasten Nope mit großem Interesse begegnen dürften, könnte er bei der breiten Masse jedoch als zu anstrengend durchfallen und mit einem „Nope“ quittiert werden. Insbesondere hierzulande, wo kaum einer mit den amerikanischen Mysterien der Skinwalker-Ranch oder den Missing-411-Fällen vertraut ist.

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Warpskala

Warpskala
6 10 0 1
6/10
Total Score

Positiv

  • Der Film spielt gekonnt mit UFO-Mythen.
  • Die Auflösung ist gelungen.

Negativ

  • Der Einstieg ist holprig.
  • Die Charaktere sind sehr eigentümlich.

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