Götter und Monster ist der Titel einer überraschenden, letzten Moon Knight-Folge.
Und? Wieder vergeigt?
Arthur Harrow (Ethan Hawke) hat es geschafft. Er hat nicht nur den Moon Knight besiegt und dafür gesorgt, dass Konshu (Körper: Karim El-Hakim, Stimme: F. Murray Abraham) gefangengesetzt wurde. Ebenso hat er die Avatare der anderen Götter getötet und Ammit befreit. Die nimmt ihn als ihren Avatar an und gemeinsam wollen sie all diejenigen töten, deren Seelenwaage nicht im Gleichgewicht ist.
Zwar gelingt es Layla (May Calamawy), Konshu wieder zu befreien, doch will sie nicht der neue Avatar des Gottes werden, weshalb er im Kampf gegen Ammit unterlegen ist. Seine einzige Hoffnung ist die Rückkehr von Marc Spector (Oscar Isaac), der sich allerdings im ägyptischen Jenseits befindet und dort eine Wahl treffen muss, die ihn und sein Verhältnis zu Steven Grant für immer verändern wird.
Mit 44 Minuten ist Götter und Monster die kürzeste aller Moon Knight-Folgen. Was im Prinzip ein Grund mehr ist, zu befürchten, dass es Marvel wieder vergeigt und das Finale in den Sand setzt. Denn schließlich galt es, mehrere Plots zu einem halbwegs guten Ende zu führen.
Eine Punktlandung!
Doch es ist den Machern der Serie gelungen, eine Punktlandung hinzulegen. Es werden nicht nur nahezu alle offenen Fragen geklärt, ebenso werden einige Antworten so inszeniert, dass sie einem im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen wegziehen.
Es gibt einige Überraschungen, nicht nur im Bezug auf den Titelhelden, sondern auch was Konshu und Layla angeht. Vor allem Letztere macht in Götter und Monster eine enorme Entwicklung durch. Denn sie wird zum Avatar der Taweret (Antonia Salib), der nilfperdköpfigen Göttin, die in Das Grab ihren Erstauftritt hatte, und wird dadurch selber zur Superheldin. Zur ersten ägyptischen, wie es in dieser Folge heißt. Und hier bediente man sich des Steinbruchs der Marvel-Comics-Historie und holte mit Scarlet Scarab ein Charakter hervor, den wohl nur die wenigsten auf dem Schirm haben dürften. Der Name wird in der Episode selbst nicht genannt.
In jedem Fall zeigt sich, dass sie als Superheldin ebenfalls kein Problem hat, sich zu behaupten. Später kämpft sie Seite an Seite mit Moon Knight, um Arthur Harrow zu besiegen. Und auch, wenn sie darauf besteht, dass ihre Allianz mit Taweret nur von kurzer Dauer sein soll, so darf man bezweifeln, dass dies ihr erster und einziger Auftritt in dieser Funktion sein wird.
Keine Erlösung vorhanden
Interessant ist die Darstellung von Arthur Harrow in Götter und Monster. Marvel begeht nicht den Fehler, im Finale seine Charakterisierung zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Man erfährt hier einiges mehr über ihn. So zum Beispiel, dass er sich wegen seiner früheren Taten schuldig fühlt. Dass er sich mit der Befreiung Ammits so etwas wie Erlösung erhoffte, er aber auch einsieht, wieso er sie nicht erhält. Es zeigt sich einmal mehr, wie intelligent diese Figur ist. Dass er dann nach seiner Verschmelzung mit seiner Göttin sich problemlos gegen zwei Helden behaupten kann, ist da nur das I-Tüpfelchen.
Auch ist es interessant, dass man Ammit in dieser Folge das erste Mal „real“ mit erlebt. Sinn und Zweck ist es selbstverständlich, dass Konshu mit in die finale Konfrontation involviert werden kann. Doch wird sie außerdem ebenfalls gut charakterisiert. Sie ist natürlich klar die Antagonistin hinter allem. Aber sie ist nicht eben einfach „nur“ böse, sondern man erhält auch eine gewisse Motivation.
Der Kampf zwischen ihr und Konshu wird übrigens in Götter und Monster spektakulär inszeniert. Man kriegt hier wirklich das Gefühl, dass sich hier zwei ebenbürtige, große Wesen einander bekämpfen und dabei auf allerlei Tricks zurückgreifen. Besser geht es nicht.
Und da ist der Boden weg
Auch Marc Spector und Steven Grant kommen in dieser Episode zu ihrem Recht. Was man hier erlebt, ist, wie die beiden endlich zueinanderfinden, wie sie eine neue Partnerschaft eingehen, die sich ebenso im finalen Kampf zeigt. Denn dort wechseln sie frei zwischen Moon Knight und Mr. Knight hin und her. Und hier muss man einmal mehr die darstellerische Leistung von Oscar Isaac loben. Es ist faszinierend, wie es ihm durch Nuancen gelingt, zwei unterschiedliche Persönlichkeiten darzustellen, die aber gleichzeitig doch Gemeinsamkeiten haben.
Es gibt eine Post-Credit-Szene, in der eine wichtige Frage bezüglich der Persönlichkeiten der Titelfigur beantwortet wird. Es ist etwas, was einem den Boden unter den Füßen wegzieht, weil man damit nicht gerechnet hat. Dass da im Prinzip noch etwas kommen muss, das war glasklar, einfach weil die entsprechenden Hinweise dann am Ende doch zu offensichtlich waren. Aber wie es präsentiert wird, das sorgt eben dafür, dass man davon so begeistert sein wird.
Und wie geht es jetzt weiter? Mit Götter und Monster hat Marvel das Kunststück geschafft, einerseits alle laufenden Plots soweit abzuschließen. Aber andererseits sind da noch einige Aspekte offen, ist eben noch nicht alles aufgeklärt. Im Grunde genommen schreit das alles nach einer zweiten Staffel, schon allein, weil man wissen will, wie es mit Layla und Taweret weitergehen wird. Ob jedoch eine kommen wird, ist unklar, da der Vertrag von Oscar Isaac keine so lange Laufzeit hatte, wie die eines Robert Downey Jr. zum Beispiel. Die Figur des Moon Knight soll allerdings im Marvel Cinematic Universe wieder auftauchen. Und hoffentlich wird man ihn nicht alleine sehen, sondern gemeinsam mit Scarlet Scarab und Konshu.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Punktlandung, alles stimmt
- Post-Credit-Szene, die einen den Boden unter den Füßen wegzieht
- Entwicklung von Layla
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