Beschwöre den Anzug wird Steven Grant gesagt.
Wenn das andere Ich für jede Menge Probleme sorgt
Als Steven Grant (Oscar Isaac) in seinem Bett erwacht, hat er eine kleine Panikattacke. Er kann sich allerdings wieder berappeln und zu seiner Arbeit gehen, wo er die Spuren der letzten Nacht vorfindet. Auf dem Überwachungsvideo ist jedoch nur zu sehen, dass er für die Zerstörung des Museums verantwortlich ist, nicht aber das Wesen, dass Harrow (Ethan Hawke) heraufbeschworen hat, bzw. dieser selbst. Weshalb er seinen Job verliert.
Verzweifelt versucht er mehr über das Leben seiner anderen Persönlichkeit, Marc Spector, herauszufinden. Und findet dabei eine Lagerhalle, in der sich unter anderem Pässe und Waffen befinden. Aber ebenso der Skarabäus, an dem Harrow interessiert ist. Als er den Raum verlässt, begegnet ihm ein unheimliches Wesen, das ihn in Panik versetzt, so dass er direkt vor die Reifen eines Motorrads läuft. Das wird von niemand geringeren als Layla El-Faouly (May Calamawy) gefahren, die sich als Ehefrau von Mark Spector herausstellt und auf jede Menge Erklärungen hofft.
Der Titel der Folge Beschwöre den Anzug bezieht sich auf den entscheidenden Moment der Serie, in der Steven Grant selber das Kostüm des Moon Knights heraufbeschwört. Doch bis es so weit ist, dauert es etwas. Jede Menge Zeit, in der die Streamingserie sich vor allem mit den Unterschieden zwischen dem Protagonisten und seinem anderen Ego, Mark Spector, beschäftigt.
Was für eine Schauspielleistung
Seit der ehemalige Museumsmitarbeiter von Spectors Existenz erfahren hat, gleicht sein Leben einem Chaos. Irgendwie sorgt dieser dafür, dass all das, woran Steven Grant glaubt und wofür er arbeitet, den Bach runter geht. So ist der Söldner indirekt dafür verantwortlich, dass die andere Persönlichkeit ihre Anstellung verloren hat.
Ein Großteil von Beschwöre den Anzug wird dabei von der Interaktion zwischen den beiden eingenommen. Und hier muss die Schauspielarbeit von Oscar Isaac ausdrücklich gelobt werden. Er schafft es perfekt, diese zwei Persönlichkeiten, die zwar denselben Körper haben, aber von ihrem Wesen so extrem unterschiedlich sind, auch glaubwürdig darzustellen. Sein Steven Grant ist ängstlich und verunsichert, stets nur einen Schritt von einer Panikattacke entfernt. Sein Marc Spector hingegen ist selbstsicher, teilweise schon fast arrogant. Doch gleichzeitig merkt man ihm ebenfalls an, dass er ein düsteres Geheimnis mit sich herumschleppt. Etwas, was ihn insgeheim belastet.
Mit in dieses Gemenge kommen dann zwei weitere Figuren, wodurch die Situation, die ohnehin schon komplex war, noch komplexer wird. Die eine ist Layla El-Faouly, dargestellt von May Calamawy (Ramy). Und der andere ist der Gott Konshu, der am Set von Karim El-Hakim repräsentiert wurde, derweil seine Stimme von F. Murray Abraham (Star Trek: Der Aufstand) stammt.
Ein Gott, dem man trauen kann?
Layla El-Faouly will zunächst nur wissen, was mit Marc Spector los ist, ihrem, wie sich überraschend herausstellt, Ehemann. Nur um anschließend die Scheidungspapiere zu präsentieren. Man erfährt in der Episode noch weitere interessante Details über sie. So haben sie und ihr Mann wohl lange Zeit zusammengearbeitet und nach dem Skarabäus gesucht, ehe er sie von jetzt auf gleich verließ. Sie ist unabhängig und weiß sich zu wehren, wie sich zusätzlich später zeigt. Sie kann man getrost als Alliierte ansehen.
Bei Konshu sieht die Sache allerdings anders aus. Vom ersten Auftritt an wird er eher als antagonistisch dargestellt. Was dann später sogar so weit führt, dass er Marc Spector erpresst, damit dieser für ihn einen »letzten Job« erledigt. Wobei durchaus Zweifel aufkommen, dass das wirklich die finale Aufgabe sein wird.
Und mit diesem Wissen im Hinterkopf wird Beschwöre den Anzug richtig interessant. Man erfährt von Harrow persönlich, dass er ebenfalls ein ehemaliger Kämpfer von Konshu war, ehe er sich von dem Gott abwandte und der Göttin Ammit zuwandte. Zwar zeigt die Episode eindeutig, dass er der Antagonist, der Böse ist, insbesondere dank seiner merkwürdigen Ansicht von Gerechtigkeit. Doch gleichzeitig erweisen sich seine Aussagen über Konshu, dass man diesem nicht so recht trauen darf, als durchaus wahr. Was wiederum dazu führt, dass die Figur zwiegespaltene Gefühle beim Zuschauer auslöst.
Die Comics lassen grüßen
Die ganze Folge dreht sich dabei um die Frage der Kontrolle. Steven Grant will nicht, dass Marc Spector die Kontrolle übernimmt, was sogar so weit geht, dass er bei einem Kampf selber versucht, zu bestehen. Mit überschaubarem Erfolg. Und als er schließlich dem Drängen nachgibt, erweist sich am Ende der Episode, dass seine ursprüngliche Zurückhaltung gut begründet war.
Es ist gerade das Finale von Beschwöre den Anzug, das die Frage stellt, wie es weitergehen wird. Klar ist, dass die Beziehung zwischen Steven Grant und Marc Spector irgendwann geklärt werden muss. Nur wie? Und inwieweit kann man Konshu trauen?
Die Comics liefern einen Hinweis darauf. Denn in diesen wurde dieser ägyptische Gott in der letzten Zeit eher ambivalent charakterisiert. Als jemand, dem man nur bedingt vertrauen kann, da er in seinem Wunsch nach Gerechtigkeit Dinge tut, die nicht gut sind. Übrigens sind die Comichefte ebenso die Vorlage für das Kostüm, das Steven Grant als Moon Knight trägt. Das ist dann übrigens auch der Höhepunkt von Beschwöre den Anzug. Bei dem ehemaligen Museumsmitarbeiter sieht dieses nämlich komplett anders aus. Es erinnert an das Outfit, das er ab 2010, ab seinem Auftritt in dem damals von Warren Ellis geschriebenen Comic Secret Avengers trug. Und noch etwas weiß man aus der Welt der bunten Bilder: dass der Charakter im Prinzip noch eine dritte Persönlichkeit besitzt, welche in der Moon Knight-Serie bislang nicht aufgetaucht ist. Ob uns da noch eine Überraschung erwartet?
In jedem Fall ist auch die zweite Folge der Reihe fantastisch und von der ersten bis zur letzten Minute unterhaltsam.
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Schauspielleistung von Oscar Isaac
- Frage der Kontrolle
- Konshu
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