Marvel’s Man-Thing ist der reinste Horror, wenn auch anders, als von den Filmemachern ursprünglich vorgesehen.
Ein gigantisches Sumpfwesen
Wenn ein Comic für eine Fernsehserie oder einen Film adaptiert wird, dann werden oft Figuren genommen, die einen gewissen Wiederkennungswert besitzen. Daredevil, Batman oder die X-Men sind alles ikonische Charaktere oder Teams, die im Prinzip auch jeder Nicht-Comicleser kennt. Doch bei Marvel’s Man-Thing bediente man sich einer Figur, die vielen nichts sagen dürfte und die bei Fans oft genug als Gegenstand für Witze herhalten musste und muss. Ich sage nur „Giant-Size Man-Thing“, Gigantisches Mann-Ding.
Die Figur ist einem Bereich anzusiedeln, der zwischen obskur und bekannt liegt. Irgendwie kennen ihn zwar viele Comicfans, doch eben nicht allzu detailliert, was auch an seiner Konzeption liegt. Man-Thing ist ein ehemaliger Wissenschaftler, der nach einem Experiment und/oder Anschlag schwerverletzt in einen naheliegenden Sumpf stürzt und dort durch besondere Umstände in eben die Kreatur verwandelt. Er wird zu einem Sumpfwesen.
Wer jetzt den Finger hebt und meint, dass das doch stark an DCs Swamp Thing erinnert, der liegt nicht zu verkehrt. Es gibt gewisse Parallelen, aber auch große Unterschiede zwischen den beiden Charakteren. Beide hatten 1971 ihren ersten Auftritt, zunächst Man-Thing, dann Swamp Thing. Doch während das Sumpfding seine ursprüngliche Persönlichkeit am Anfang behielt, war das Mann-Ding von Beginn an eine Art „gehirnlose“ Kreatur. Die DC-Sumpfkreatur katapultierte sich nicht zuletzt durch Alan Moores legendären Run in den 1980er Jahren ins allgemeine Bewusstsein. Marvels Mannkreatur hatte zwar in den 1970ern mit Steve Gerber einen wichtigen Autoren mit einem großartigen Run, doch ist dieser Schriftsteller eher für andere Geschichten in Erinnerung geblieben, als mit diesen. Letzten Endes ist es nicht das erste Mal, dass die beiden Verlage voneinander kopieren und nur wahre Comichistoriker wissen, welche Idee die erste war.
Eine Vereinbarung, aus der nicht viel wurde
Man-Thing ist eine Figur, die sich allgemein schwer schreiben lässt. Es ist eine Kreatur, die in den Everglades den Nexus der Realitäten bewacht. Es ist ein sich langsam bewegendes Wesen, das häufig als instinktgetrieben und ohne Intelligenz dargestellt wird. Und das über eine legendäre Fähigkeit verfügt: Wer auch immer Furcht verspürt, der wird bei der Berührung dieses Wesens verbrennen!
Und dieser Charakter sollte verfilmt werden? Tatsächlich war Marvel’s Man-Thing Teil einer Joint-Venture-Vereinbarung zwischen Marvel Comics und der Produktionsfirma Artisan Entertainment. Gemäß dieser Übereinkunft sollte die Firma ab dem Jahr 2000 15 Superheldenfranchises in Fernsehserien, Kinofilmen, Direct-to-Videos oder Internetprojekten adaptieren. Doch aus diesem hochtrabenden Plan wurde nicht allzu viel. The Punisher war das eine Projekt, das verfilmt wurde. Marvel’s Man-Thing das andere.
Die Produktion wurde bereits 2001 angekündigt und man war sich nicht sicher, ob der Film in die Kinos oder gleich direkt auf Video landen sollte. Erst der Erfolg von Kinofilmen wie Blade, X-Men oder Spider-Man sorgte dafür, dass man sich für die Lichtspielhäuser entschied.
Das Mindestbekenntnis zu den Wurzeln
Für die Regie wurde Brett Leonard angeheuert, der sich auf Science-Fiction- und Horrorfilme spezialisiert hatte. So stammte von ihm Der Rasenmähermann aus dem Jahr 1992, wo er Computeranimationen und visuelle Effekte geschickt einbaute, was für die damalige Zeit immer noch bahnbrechend war. Das Drehbuch verfasste Hans Rodionoff, der zuvor unter anderem die Horrorkomödie Sucker 1998 schrieb und auch selber drehte.
Gedreht wurde Marvel’s Man-Thing komplett in Australien. Und aus der dortigen Gegend rekrutierten sich dann auch die Darsteller. Die Hauptrolle des Sheriffs Kyle Williams übernahm Matthew Le Nevez, der später durch die Comedydramaserie The Offspring berühmt wurde. Für das Modell Rachael Taylor wurde die Rolle als die Lehrerin Teri Elizabeth Richards der erste Schritt für eine Hollywood-Karriere. Außerdem sollte es nicht die letzte Begegnung mit Marvel sein, da sie in einigen der Netflix-Serie Trish Walker spielen sollte. Jack Thompson, eine australische Filmlegende, der für Petersen in Cannes einen Preis gewann, wurde zum Filmantagonisten Frederick Schist. Der Maori Rawiri Paratene übernahm die Rolle des Indianers Peter Horn. Er war übrigens der erste Ureinwohner, der in Neuseeland einen Abschluss an der New Zealand Drama School machte. Alex O’Loughlin wurde zum Deputy Eric Fraser. Er sollte später mit Serien wie der Neuauflage von Hawaii Five-0 berühmt werden. Der in Italien geborene Steve Bastoni wurde zum Mestizen Rene LaRoque und Robert Mammone, der zuvor beispielsweise Blanka in Street Fighter: The Movie darstellte, übernahm die Rolle des Fotografen Mike Ploog.
Das Bekenntnis zu seinen Wurzeln sollte der Film in Form von der Nennung einiger Leute abhaken. So wurde die Namen der Comickreativen Steve Gerber, Mike Ploog und Val Mayerik für einige der Nebenfiguren verwendet. Ebenso gab es einen „Bitte Nicht Blinzeln“-Moment, wo man ein Bild von Stan Lee inmitten anderer Fotos von vermissten Personen erkennen konnte. Doch mehr gab es an Eastereggs nicht.
Eine zu freie Hand
Das Budget für den Film betrug 30 Millionen und Brett Leonard hatte bei den Dreharbeiten von Marvel’s Man-Thing ziemlich freie Hand. Was Produzent Avi Arad dann nach dem Release noch beklagen sollte. Doch dazu später mehr.
Kyle Williams ist der frischgebackene Sheriff des Örtchens Bywater. In der Stadt hat Frederick Schist das Sagen, der mit seiner Ölbohrgesellschaft das ganze Leben kontrolliert. Allerdings drängt er mit seiner neuste Expansion auf ein für Indianer geheiligten Boden, weshalb eine Kreatur mit dem Namen Man-Thing für Unruhe sorgt.
Dieses Wesen lauert nach und nach den Menschen auf, die sich in den Sumpf wagen, und tötet sie auf eine brutale Art und Weise. Es gibt nur eine Möglichkeit, es aufzuhalten: Die Entweihung des heiligen Grundes muss gestoppt wurden. Nur, dass Schist hieran kein Interesse zeigt, sondern vielmehr alles daran setzt, diejenigen, die von der Wahrheit wissen und ihm im Weg sind, töten zu lassen.
Einige Probleme mit einigen Auswirkungen
Wenn ein Film mit einem 30 Millionen Dollar Budget nur 1 Million Dollar insgesamt einspielt, dann muss wirklich etwas gewaltig schiefgelaufen sein. In der Tat war es so, dass hinter den Kulissen Sachen nicht ganz optimal abliefen. Weniger vor Ort, als vielmehr in den höheren Verantwortungsebenen.
Denn 2003 wurde bekannt, dass Artisan Entertainment von Lionsgate aufgekauft wurden. Etwas, das im Februar 2004 dann auch über die Bühne ging. Das Studio kriegte ebenfalls die Filmrechte, die die übernommene Produktionsfirma einst hatte.
Dann gab es Probleme mit der Altersfreigabe. Denn der Film erhielt in den USA auf Grund einiger nackter Tatsachen und heftigen Szenen eine Altersfreigabe R, wodurch er für Zuschauer unter 17 Jahren nur in Begleitung ihrer Eltern freigegeben war. Womit es der erste Marvel-Film war, bei dem dies geschah. Das war, laut dem Produzenten Avi Arad, eine unschöne Überraschung und führte zu dem Entschluss, in späteren Produktionen mehr Micromanagement zu betreiben.
Der Film existiert nicht! Es wird nicht über ihn gesprochen!
Und als ob all das noch nicht genug gewesen wäre, gab es auch Probleme bei der Probeaufführung. So wird gemunkelt, dass das Testpublikum den Film so schlecht fand, dass es die Aufführung noch vor Filmende verließ. In jedem Fall führte dies dazu, dass Marvel Enterprises beschloss, Marvel’s Man-Thing nicht wie geplant in die Kinos zu bringen, sondern direkt auf Video, bzw. ihn sogar alsbald im Fernsehen auszustrahlen. Und seitdem wurde und wird über diesen Kinofilm vor allem eins gemacht: Geschwiegen! Die DVDs, auf denen er herausgebracht wurde, sind seit damals anscheinend nicht mal aufgelegt worden und es gibt auch keine Blu-Ray-Fassungen. Mal abgesehen von der Unmöglichkeit, ihn irgendwo bei einem Video-on-Demand-Anbieter zu finden.
Ist der Film also wirklich so schlecht? Wenn man bedenkt, dass das einzige Gute an ihm die Special Effects sind, dann ja. Das mag hart und übertrieben klingen, entspricht allerdings der Wahrheit. Denn im Prinzip ist alles an diesem Film mies bis miserabel.
Das große Problem, das Marvel’s Man-Thing hat, ist die Tatsache, dass er vorhersagbar ist. Hinzu kommt auch noch, dass so manche Szene beschämend grottig geschauspielert wurde und einige Ereignisse nicht wirklich vorbereitet werden.
Vorhersehbare schlechte Schauspielarbeit
Doch der Reihe nach: Wie bereits geschrieben, das größte Problem des Films seine Vorhersagbarkeit. Man kann mit an 100 % grenzendener Wahrscheinlichkeit sagen, wer alles stirbt, wer überhaupt als nächstes das Zeitliche segnet und welcher Charakter welche Funktion hat. Wenn es Plottwists gibt, dann sind die so miserabel vorbereitet, dass man sie als Zuschauer nicht wahrnimmt.
Dann das nächste Problem, die schlecht geschauspielerten Szenen. Das sind vor allem all jene, in denen Rawiri Paraten auftritt. Wer auch immer der Auffassung war, dass ein Maori einen glaubwürdigen Indianer abgibt, der hat sich ziemlich getäuscht. Denn die meiste Zeit grenzt die Arbeit des Darstellers scharf ans Overacting, so als ob er wüsste, was für einen Stuss er da teilweise von sich gibt. Oder wie idiotisch inszeniert die Passagen wirken, wo er vor einem selbstgemachten Altar betet, auf dem zufälligerweise auch ein Kreuz zu sehen ist.
Und was mit nicht vorbereitete Ereignisse gemeint ist? Natürlich müssen sich der Sheriff und die Lehrerin, also die Figuren des Männlichen und der weiblichen Hauptdarstellerin, ineinander verlieben. Nur, dass dies in Marvel’s Man-Thing nie wirklich vorbereitet wird. Es gibt nicht die eine Szene, wo man sagen kann, dass da der Funke zwischen ihnen überspringt. Stattdessen wirkt ihre Beziehung überwiegend rein neutral, bis sie auf einmal anfangen, sich zu küssen, was wie aus dem Nichts kommt.
Sympathien? Für ein Monster?
Und das sind nur die größten Probleme, die der Film hat. Ansonsten ist er langweilig, eben weil er so vorhersagbar ist und die Charaktere werden teilweise nur rudimentär ausgearbeitet. Dass einige Figuren sterben, berührt einen nicht. Weder, als der rassistische Vorarbeiter William Zappa stirbt, noch als der Deputy Eric Fraser vom Man-Thing umgebracht wird.
Überhaupt ist es keine gute Idee, dass das Filmmonster erst gegen Ende vollständig vorgestellt wird. Es lässt sich generell keine Sympathien für das Wesen entwickeln, wenn es sowohl gute wie als auch böse Charaktere tötet. Denn dadurch wirkt es wie ein weiterer Antagonist, was es ja von der Comicvorlage her nicht ist! Vielmehr ist es hier die Titelfigur, auch wenn es selber erst gegen Ende richtig ins Geschehen eingreift.
Aus Sicht eines Comicfans ist es besonders enttäuschend, wie wenig sich Marvel’s Man-Thing an die Vorlage hält. Hier wurde noch weniger entnommen, als es bei Blade der Fall war. Das Sumpfsetting sowie einige Begriffe wurden übernommen, doch der Rest ist eine mehr als freie Interpretation der Quellen. Sogar das im Grunde genommen ikonische Aussehen des Comiccharakters wurde im Film geändert.
Coole Special Effects
Das Einzige, was für den Film spricht, sind die Special Effects, die durch die Bank großartig sind. Vor allem die Animation des Man-Things können überzeugen. Die waren überwiegend praktischer Natur, mit nur wenigen Computereffekten, was dem Film wirklich gut tut.
Am Ende ist Marvel’s Man-Thing Schrott. Und anders als bei Kinofilmen wie Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen oder Constantine kann man diesem Streifen noch nicht mal Kultstatus zusprechen!
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Die Special Effects
Negativ
- Langweilig
- Vorhersagbar
- Grottige Schauspielarbeit
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